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Das Gutachten wurde von zwei unabhängigen Experten erstellt und legt sehr ausführlich dar, dass das Gefahrenpotential von THC-haltigen Cannabisprodukten im Vergleich zur Volksdroge Alkohol als minder einzustufen ist.
- 2 Ns (Kl. 167/90) -
Alkohol und Nikotin sind sowohl für den Einzelnen als auch
gesamtgesellschaftlich evident gefährlicher als Cannabisprodukte.
Aus Gründen der Vereinfachung beziehen sich die nachfolgenden Ausführungen
nur auf das Verhältnis des Genusses von Alkohol und Cannabisprodukten.
Sie gelten aber auch entsprechend für das Verhältnis von
Cannabisprodukten zum Nikotin.
aa.) | Alkoholintoxikationen reichen von leichter Gehstörung, starker Gehstörung, Reflexlosigkeit bis zur Bewusstlosigkeit und Kreislaufinsuffizienz, |
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bb.) | Leichte Alkoholräusche (0,5 - 1,5) sind gekennzeichnet durch Herabsetzung der psychomotorischen Leistungsfähigkeit, allgemeine Enthemmung, Beeinträchtigung der Fähigkeit kritischer Selbstkontrolle; mittelgradige Räusche (1,5 - 2,5) durch euphorische Glückstimmung oder aggressive Gereiztheit, Verminderung der Selbstkritik, Enthemmung, Benommenheit, Psychomotorischer Unsicherheit, unreflektierter Bestrebung, triebhafte Bedürfnisse zu befriedigen, Fehlen zielgerichteter Konstanz und Bereitschaft zu primitiven, vorwiegend explosiven Reaktionsweisen; schwere Rauschzustände (über 2,5) durch Bewusstseinsstörungen und Verlust realen Situationsbezuges, Desorientiertheit. illusionäre situative Verkennung, motivlose Angst, Gleichgewichtsstörungen hin bis zur Ataxie, Dysarthrie und Schwindel, Schädel-Hirn-Trauma, evtl. mit komplizierender intrakranieller Blutung. |
cc.) | Die neüre Alkoholforschung lässt zehn psychopathologische Syndrome erkennen, die einzeln oder in verschiedenen Verbindungen auftreten (Störungen des Bewusstseins und der Motorik, Störungen der Orientierung, paranoid-halluzinatorisches Syndrom, manisches, gereizt-aggressives, depressives Syndrom, Angstsyndrom, Suizidalität, sexuelle Erregung, amnestisches Syndrom). |
dd.) | Das Alkoholentzugssyndrom wirkt sich internistisch, vegetativ, neurologisch und psychisch aus. |
ee.) | Es gibt kaum ein Organsystem, an dem nicht Syndrome oder Krankheiten gefunden wurden, die nicht mit dem Alkoholismus ursächlich in Verbindung zu bringen sind: z.B. Fettleber, chronische Lungenerkrankung, Traumata, Bluthochdruck, Mangelernährung, Anämie, Gastritis, Knochenbrüche, Hiatushernie, Leberzirrhose, Magen-Darm-Geschwüre, chronischer Hirnschaden, Fettsucht, Herzkrankheiten, gastrointestinale Blutung, epileptische Anfälle, Diabetes, Harnwegsinfekt. |
ff .) | Die alkoholische Leberzirrhose ist eine relativ häufige Erkrankung bei fortgeschrittenem Alkoholmissbrauch. 30-50 % aller Leberzirrhosen sind auf den Missbrauch zurückzuführen. Beschwerden sind Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Depressivität. Es kommt gelegentlich zu Hautveränderungen. Die Haut ist pergamentpapierartig verdünnt und zeigt weisse Flecken. Körperbehaarung und Schambehaarung lässt nach. Potenz und Libido vermindern sich. Der schwere, alkoholbedingte Leberschaden führt über tiefere Bewusstseinstrübung zum Koma. |
gg.) | Alkoholiker neigen zu mehr Infektionen der Luftwege. |
hh.) | Die akute Alkoholintoxikation, besonders bei chronischen Alkoholikern, löst typische Knochenmarksveränderungen aus und stört somit das Immunsystem. |
ii.) | Alkohol wirkt auf die Muskeln in der Weise, daß die Muskulatur schwillt, stark druckempfindlich und krampfanfällig ist. |
jj .) | Alkoholismus verändert das Gehirn morphologisch und funktionell
mit der weiteren Folge psychischer Veränderungen. 3 - 5 % der Alkolholiker
werden vom sogenannten Wernicke-Korsakow-Syndrom befallen, das durch folgende
Störungen gekennzeichnet ist:
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kk.) | 20 - 40 % aller Alkoholiker leiden an Polyneuropathie, die mit schmerzhaften Missempfindungen, Kribbelparästhesien und Taubheitsgefühl beginnt. Danach kommt es zu ziehenden, brennenden und stechenden Muskelschmerzen mit Krämpfen und Muskelschwäche. |
ll.) | Tremorerscheinungen sind bei Alkoholikern sehr häufig. Sie sind anfangs reversibel, später nicht. Das Leiden beginnt als feinschlägiger Tremor. Er setzt an den Händen ein, der sich später ausbreitet auf Zunge, Lippen, Augenlider, Kopf und Füsse. |
mm.) | Es gibt eine sogenannte Alkoholepilepsie bei chronischen Alkholikern, die früher keine latente Krampfbereitschaft aufgewiesen haben |
nn.) | Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist bei Männern mit einem hohen Alkoholkonsum um mehr als das Vierfache höher als bei Abstinenten oder bei geringem Konsum. |
oo.) | Das sogenannte Alkoholdelir ist gekennzeichnet von Desorientiertheit in örtlicher, zeitlicher und situativer Hinsicht. Es bestehen Auffassungsstörungen und illusionäre Verkennungen. Die Wahrnehmungsstörungen können zu einer gesteigerten Suggestibilität und Konfabulationen führen. Die Stimmung ist schwankend, gekennzeichnet durch Angst, Reizbarkeit und durch eine gewisse Euphorie. Typisch ist psychomotorische Unruhe mit nestelnden Bewegungen und Bettflüchtigkeit. |
pp.) | Beim Alkoholiker gibt es verstärkt Eifersuchtsideen und Eifersuchtswahn. |
qq.) | Alkoholmissbrauch vor und während der Schwangerschaft kann schwere Schädigungen des Embryos verursachen. Für die Bundesrepublik wird eine jährliche Rate der Alkoholembryopathie von 1800 geschätzt. Deren wichtigsten Symptome sind Wachstumsdefizit, Minderwuchs, Untergewicht, statomotorische und geistige Retardierung, Hyperaktivität, Muskelhypotonie, verkürzter Nasenrücken, schmale Lippen, auch Missbildungen. |
aa.) | Anzahl der Alkoholabhängigen
Die Anzahl der Alkoholabhängigen wird in der Bundesrepublik bei einer Geschlechterrelation von 1 (weiblich) zu 2 (männlich) auf 2,5 Millionen geschätzt. |
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bb.) | Wirtschaftliche Folgekosten
Die gesamtwirtschaftlichen Folgekosten des Alkoholkonsums werden mit ca. 50 Mrd DM angegeben (vgl. H.H. Kornhuber, in Sonderdruck "Deutsches Ärzteblatt" - ärztliche Mitteilungen, Heft 19 Seite 1347 bis 1362 vom 12. Mai 1988, im Sonderdruck Seite 2). |
cc.) | Auswirkungen auf dem Arbeitsplatz
25 % aller Arbeitsunfälle in der Bundesrepublik sind auf Alkohol zurückzuführen. Bei jeder 6. Kündigung geht es um Alkohol, Alkoholkranke sind 2,5 mal häufiger krank als andere Mitarbeiter. In über 800 Betrieben und Behörden werden schon Suchtberater eingesetzt (vgl. Jahrbuch der Sucht 1991, Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren, Seite 29). |
dd.) | Auswirkungen im Strassenverkehr
Unter Berücksichtigung von Dunkelzifferrelationen wird der Anteil von tödlichen Unfällen, die im Zusammenhang mit Alkohol stehen, auf 5O % geschätzt (vgl. Stephan in Jahrbuch der Sucht 1991, a.a.O., Seite 106, 107). Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss mit Personenschaden wird auf gut 30.000 pro Jahr geschätzt. |
ee.) | Alkoholtote
Die Zahl der Alkoholtoten wird in Deutschland einschliesslich der neün Bundesländer mit ca. 40.000 jährlich angegeben. |
ff.) | Auswirkungen auf strafbare Handlungen
Nach der polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes aus
dem Jahre 1990 wurden in diesem Zeitraum 141.180 Tatverdächtige (=
9,8 % aller Tatverdächtigen) registriert, die nach polizeilichem Erkenntnisstand
bei der Tatausführung unter Alkoholeinfluss standen (vgl. Polizeiliche
Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes 1990, Seite 85). Die Wirkung
des Alkohols, die Gewaltbereitschaft zu erhöhen, wird besonders deutlich,
wenn der Anteil der Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss in bestimmten
von Gewalt geprägten Deliktsgruppen untersucht wird. So betrug der
Anteil der Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss bei "Widerstand gegen
die Staatsgewalt" 63,3 %. Bei anderen Gewaltdelikten ergeben sich folgende
Zahlen:
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Zu den allgemeinen Eigenschaften der Droge hat die Kammer folgende Feststellungen getroffen:
Der Hauptwirkstoff der Cannabisprodukte ist das THC, genauer das Tetrahydrocannabinol,
Das THC wird im natürlichen Cannabis durch eine Fülle weiterer
Wirk- und Duftstoffe ergänzt. Unter den 60 weiteren Cannabinoiden
ragen hervor das Cannabidiol (CBD), das beruhigend (sedativ) wirkt, gelegentlich
auch für Kopfschmerzen sorgen, aber auch die THC-Wirkung verlängern
soll, sowie das Cannabinol (CBN), ein Abbauprodukt des THC (vgl. Qünsel
in: "Drogen und Drogenpolitik", Ein Handbuch, herausgegeben von Sebastian
Scheerer u. Irmgard Vogt, Campus 1989, Seite 380 m.w.N.). Cannabis wird
bei uns üblicherweise geraucht und zwar meist zusammen mit Tabak als
"Joint" oder aber in der Pfeife. Neben der in der Forschung häufigeren
Injektion und dem Einatmen von Cannabisdampf, kann man Cannabis auch als
"Tee" trinken oder aufgelöst im Tee, als Gewürz im Essen, aber
auch als Gebäck zu sich nehmen (vgl. Qünsel, Drogen und
Drogenpolitik, a.a.O., Seite 380). Das THC wird über die Schleimhäute
aufgenommen und im Körper zu "Metaboliten" verwandelt. Seine Wirkung
tritt beim Rauchen so rasch ein, dass die Dosishöhe meist relativ
einfach zu regulieren ist; beim Essen und Trinken verzögert der Umweg
über die Leber die Wirkung mitunter über eine Stunde, weswegen
Anfänger aus Ungeduld leicht zu hohe Dosen einnehmen, Mit einer THC-Dosis
von 2-10 mg beim Rauchen und etwa der dreifachen Menge beim Essen und Trinken,
das ist nach THC-Gehalt etwa 0,5 bis 1 Gramm Haschisch, erreicht man eine
Wirkungsdauer von etwa 1 - 4 Stunden (vgl. Qünsel, Drogen und Drogenpolitik,
a.a.0., Seite 381). Die kurz- wie langfristige Wirkung des Cannabis hängt
-wie bei vielen anderen Drogen- ebenso davon ab, wieviel und wie häufig
man es konsumiert, wie auch davon, in welchem "Set und Setting" dies geschieht,
wobei alle Faktoren von einander abhängig sind. Dabei hängen
Art und Weise des Erlebens von Cannabisprodukten in besonderer Weise vom
"Set und Setting" ab, also von der Situation, in der man Cannabis einnimmt,
vom eigenen persönlichen Zustand wie von der sozialen Umgebung, von
den eigenen Ängsten und Hoffnungen und den in der Gruppe wie in der
umfassenderen Kultur mit diesem Genuss verbundenen Erwartungen (vgl. hierzu
Qünsel, Drogenelend, Campus 1982, Seite 76). Die Effekte, die mit
der Einnahme von Cannabisprodukten verbunden sind, lassen sich sozial erlernen,
wobei die Erwartungshaltung eine grosse Rolle spielt (vgl. Qünsel,
Drogen und Drogenpolitik, a.a.O., Seite 381). Bei stärkerer Dosis,
also insbesondere beim Trinken oder Essen oder bei der Verwendung von Haschischöl,
sind eindeutigere halluzinogene Effekte zu erwarten (vgl. Qünsel,
Drogen und Drogenpolitik, a.a.O., Seite 382). Nicht nur das Ausmass der
Dosis -etwa die Art und Weise, wie man einen "Joint" füllt- und Inhalte
des Erlebens sind soziokulturell erlernt, sondern auch die Häufigkeit
des Konsums, was als leichter bzw. schwerer
Gebrauch gilt, zu welcher Gelegenheit man Cannabis konsumiert und wann
man damit aufhören soll (vgl. Oünsel, Drogen und Drogenpolitik,
a.a.0., Seite 382).
Die psychischen Wirkungen beschreibt Binder (Haschisch und Marihuana,
Deutsches ärzteblatt 1981, Seite 120) wie folgt:"Nach dem Rauchen
von 1 Gramm Marihuana entsteht ein etwa drei Stunden daürnder Rauschzustand,
der durch ein Gefühl von Losgelöstheit charakterisiert ist, das
eine meditative Versenkung oder eine Hingabe an sensorische Stimuli erlaubt.
Der Zustand ist im allgemeinen frei von optischen und akustischen Halluzinationen,
die beim vier- bis fünffachen dieser Dosis auftreten können.
Subjektiv gesteigert wird die Gefühlsintensität beim Hören
von Musik, beim Betrachten von Bildern, bei Essen und Trinken und bei sexüller
Aktivität. Der Rausch ist zweiphasig und geht nach der Anregungsphase
in eine milde Sedierung über. Bei der genannten Dosierung dominiert
eine passive
euphorische Bewusstseinslage, bei höherer Dosierung kann es zu paranoiden
Vorstellungen und Dysphorie kommen.... Die Droge führt kaum zu Toleranzbildung
und die Konsumenten kommen über Jahre ohne Dosissteigerung aus."Cannabis
besass bis in dieses Jahrhundert auch bei uns eine medizinische Bedeutung.
Weltweit galt es stets als wichtiger Bestandteil der Volksmedizin (vgl.
Oünsel, Drogen und Drogenpolitik, a.a.O., Seite 382 m.w.N.). In neuerer
Zeit untersucht man die Wirkungen von Cannabis bei Glaukomen zur Verminderung
des Augeninnendrucks, bei spastischen Krämpfen und Epilepsie sowie
bei Asthma und Anorexia nervosa. Eine ganz besondere Bedeutung gewann es
als Mittel gegen den Brechreiz bei Anti-Krebs-Mitteln. In den USA hat man
deshalb 500 Krankenhäusern THC zur Bekämpfung dieses Erbrechens
praktisch freigegeben und in 23 Staaten diese Behandlung dem Ermessen jedes
Arztes überlassen (vgl. Oünsel, Drogen und Drogenpolitik, a.a.O.,
Seite 382 m.w.N.).
Ein Blick auf Umfragedaten belegt, dass vornehmlich jüngere Menschen
Cannabis konsumieren. Sie tun dies, um ihre Stimmung zu heben (34 %), um
den Alltag zu vergessen (28 %), weil man sich entspannt (25 %), Hemmungen
überwindet (24 %), intensiver hört und sieht (19 %), und weil
man leichter Kontakt züinander bekommt (17 %) (vgl. Qünsel, Drogenelend,
a.a.O., Seite 76 m w.N.).
aa.) | Körperliche Auswirkungen
Die körperlichen Auswirkungen des Cannabisgebrauches sind relativ
gering. Herz und Kreislauf werden nicht beeinträchtigt, wenn auch
der Puls aktiviert wird. Aus diesem Grunde besteht bei Personen mit Kreislaufschäden
Anlass, mit dem Gebrauch von Cannabis vorsichtig umzugehen. Wissenschaftliche
Beweise dafür, dass der Konsum von Cannabis sowohl bei der Fortpflanzung
als auch im Immunsystem Schäden hervorruft, sind bislang nicht vorgelegt
worden. Der Sachverständige Prof. Dr. Dominiak hat darauf verwiesen,
dass es zwar in Tierversuchen Hinweise für solche Wirkungen gebe,
er hat jedoch eine übertragung der im Tierversuch gewonnenen Erkenntnisse
auf den menschlichen Organismus abgelehnt. Zur Begründung hat er angeführt
dass der tierische Organismus häufig in ganz anderer Weise reagiere
als der Mensch. Darüber hinaus werde gerade bei den typischen kleinen
Säugetieren mit Dosen gearbeitet, die knapp unterhalb der bei Menschen
praktisch nicht erreichbaren Todesdosis liegen. Schliesslich fehle bei
den Labor- wie Tierversuchen der Blindversuch, nachdem der Auswertende
nicht wissen darf, welches Objekt Cannabis erhielt und welches nicht (vgl.
hierzu Qünsel, Drogen und Drogenpolitik, a.a.O., S. 385).
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bb.) | Psychologische Auswirkungen
Es gibt derzeit keinen Beweis für den Abbau zerebraler Funktionen
und Intelligenzleistungen durch chronischen Cannabisgebrauch. Jedoch ist
die zur Intelligenzleistung notwendige Funktion des Kurzzeitgedächtnisses
unter Einfluss von Cannabis reduziert (vgl. Schönhöfer, Die Pharmakologie
der Cannabis-Wirkstoffe, in Arzneimittelforschung 23, 1973, Seite 55).
Der Sachverständige Dr. Barchewitz hat auf entsprechenden Vorhalt
diese Aussage bestätigt. Die Beweisaufnahme hat auch ergeben, dass
das sogenannte "amotivationale Syndrom" keine spezifische Folge des
Cannabis-Konsums ist. Bei dem "amotivationalen Syndrom" handelt es sich
um ein durch "Apathie, Passivität und Euphorie gekennzeichnetes Zustandsbild".
Der Sachverständige hat in übereinstimmung mit Schönhöfer
(vgl. a.a.O., Seite 55) ausgeführt, dass es nicht möglich sei,
eine kausale Beziehung zwischen dem Cannabisgebrauch und dem "amotivationalen
Syndrom" herzustellen. Schönhöfer hält hier vielmehr einen
Umkehrschluss für zulässig. Nach seiner Meinung machen die Elemente
des ämotivationalen Syndroms" erst das Rauscherlebnis des Cannabiskonsums
interessant und bedingen somit diesen Konsum (vgl. Schönhöfer,
a.a.O., S. 55).
Zusammenfassend lassen sich deswegen die Befunde zum psychischen Bereich
wie folgt beschreiben:
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cc.) | Körperliche Abhängigkeit
Körperliche Entzugserscheinungen sind bei Cannabis -anders als bei Alkohol und harten Drogen- praktisch nicht zu beobachten. Der Sachverständige Prof. Dr. Dominiak hat hierzu ausgeführt, dass allenfalls -vergleichbar wie beim Absetzen der täglichen Kaffeedosis- leichte Schlafstörungen, Irritierbarkeit und innere Unruhe auftreten können. Auch seien Dosissteigerungen aus physiologischen Gründen nicht festzustellen. Vielfach ist sogar beobachtet worden, dass erfahrene Konsumenten weniger Cannabis brauchen, um "high" zu werden als Anfänger (vgl. Qünsel, Drogen und Drogenpolitik, a.a.O., Seite 389 m.w.N.). Die Sachverständigen haben darüber hinaus ausgeführt, dass allenfalls eine leichte psychische Abhängigkeit vorhanden sei. Diese sei aber nicht. anders einzustufen, als die, die beim täglichen Kaffeetrinken entstehe. Qünsel (Drogen und Drogenpoltik, a.a.O., Seite 389) führt hierzu folgendes aus: "Eine Vorstellung von diesen Schwierigkeiten kann man gewinnen, wenn man an das eigene abendliche Glas Bier denkt, an den üblichen Morgenkaffee oder an die Leere, die entsteht, wenn man das Rauchen aufgibt -dieselbe Leere überfällt uns, wenn der Fernseher repariert werden muss, die Tageszeitung wegen Streiks fehlt, die Prüfung bestanden ist oder bei Arbeitslosigkeit oder Verrentung der alltägliche Arbeitstrott ausfällt." |
dd.) | Tödliche Dosis
Bei dem Cannabiskonsum gibt es im Gegensatz ,zum Alkohol, Nikotin und harten Drogenkonsum keine wissenschaftlich ermittelte letale (= tödliche) Dosis. Todesfälle die auf exzessiven Konsum zurückzuführen sind, sind bei Haschisch nicht bekannt. |
aa.) | Anzahl der Haschischkonsumenten
Die Gesamtzahl der Konsumenten ist nicht bekannt. Die Angaben hierüber schwanken. Körner geht in seinem Kommentar zum Betäubungsmittelgesetz unter Berufung auf die Zeitschrift Suchtreport 1988, Heft 2 von ca. 3 bis 4 Mio Cannabisabhängigen aus (vgl.. Körner a.a.O., Einleitung Seite 9). In der Auskunft des Bundesgesundheitsamtes vom 21. Dezember 1990 wird eine Zahl von mehreren Hunderttausend und 1 bis 2 Mio angegeben. Der Drogenexperte Berndt Georg Thamm schätzt in seinem Buch "Drogenfreigabe-Kapitulation oder Ausweg ?" (Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH, 1989) für die Bundesrepublik eine Anzahl von über 2 Mio. Konsumenten von Cannabisprodukten (vgl. Thamm, a.a.O., Seite 232). |
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bb.) | Haschischtherapie
Es gibt keine spezielle Haschischtherapie und auch keine therapeutische
Einrichtung für Haschischkonsumenten. Dort wo Haschischkonsumenten
einer psychologischen oder psychiatrischen Behandlung bedürfen, ist
nach den Darlegungen des
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cc.) | Auswirkungen auf strafbare Handlungen
Im Gegensatz zum Alkohol und zu den sogenannten harten Drogen wird die
polizeiliche Kriminalstatistik nicht unter dem Gesichtspunkt geführt,
ob der Tatverdächtige die Tat unter dem Einwirken von Cannabiskonsum
begangen hat. Es. gibt in der polizeilichen Kriminalstatistik hierzu keine
statistischen Erhebungen. Daraus lässt sich entnehmen, dass dies für
die Begehung von Straftaten kein relevanter Faktor ist. Dies verdient besondere
Hervorhebung im Verhältnis zum Alkohol, weil der Alkohol häufig
eine stimulierende Wirkung hat, die insbesondere die Bereitschaft zu Gewalttätigkeiten
fördert.
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ff.) | Einstiegsdroge
Die Sachverständigen haben in Übereinstimmung mit der Auskunft des Bundesgesundheitsamtes zunächst festgestellt, dass es keinen medizinischen und biologischen Auslöser für die Behauptung gibt, dass Konsumenten sogenannter weicher Drogen auf harte Drogen umsteigen. Das Schweizer Bundesgericht hat sich in seinem Entscheid vom 29. August
1991 (vgl. Strafverteidiger, 1992, Seite 18 ff.) mit der angeblichen Gefährlichkeit
von Cannabisprodukten auseinandergesetzt und dabei auch zur Einstiegstheorie
bzw. zur Umsteigegefahr Stellung genommen. Dabei hat es den Sachverständigen
Prof. Kind zitiert, der dargelegt hat, dass diese Behauptung (Einstiegsdroge)
heute eindeutig widerlegt sei. Abschliessend heisst es in der Entscheidung
des Schweizer Bundesgerichts: "Der Gebrauch von Cannabis führt ferner
keineswegs zwangsläufig zu jenem gefährlicherer Stoffe; nach
neuesten Schätzungen greifen insgesamt etwa 5 % aller Jugendlichen,
die Erfahrung mit Cannabis haben, zu härteren Drogen (Geschwinde,
a.a.O., Seite 44 N 166)." Auch Körner lehnt in seinem Kommentar zum
Betäubungsmittelgesetz die Theorie von Haschisch als Einstiegsdroge
ab. Es helsst dort (a.a.O., Anhang C 1, Seite 1070): "Die Theorie von Haschisch
als Einstiegsdroge ist kein überzeugendes Argument, weil der Weg zum
Heroin ebenso häufig über Alkohol und Tablettenkonsum verläuft,
ohne dass deshalb ein Verbot von Alkohol oder Tabletten zu fordern wäre."
Die Kammer lehnt daher in Übereinstimmung mit den Sachverständigen
und den vorstehenden zitierten Autoren die Theorie von der "Einstiegsdroge"
ab. Die Theorie von der sogenannten Einstiegsdroge wird von der (unzutreffenden)
Denkschablone getragen, dass aus der Verwendung der Droge ein Drang nach
Dosissteigerung logisch folge und dieser von der leichten zur starken Dosis
führen müsse (vgl. hierzu Qünsel, Drogen und Drogenpoli-
tik, a.a.O., Seite 391). Dabei wird übersehen und unberücksichtigt
gelassen, ob die Drogen in ihrer Wirkung miteinander vergleichbar sind
und dass dann doch der leichte und beliebig steigerbare Alkoholkonsum als
Alternative viel näher liegt (vgl. Qünsel, Drogen und Drogenpolitik,
a.a.O., S. 391).
Dies haben auch die von der Kammer gehörten Sachverständigen ausdrücklich bestätigt. Sie haben vielmehr darauf verwiesen, dass eine Suchtkarriere, die einmal beim Heroin ende, typischerweise vom frühen Gebrauch von Nikotin oder Alkohol geprägt sei. Sie meinen daher, dass der Gebrauch dieser bei uns üblichen Konsumdrogen viel eher einen Einstiegseffekt aufweise. Darüber hinaus haben die Sachverständigen darauf hingewiesen, dass ein Umsteigeeffekt allenfalls durch den gemeinsamen illegalen Drogenmarkt erfolge. Sie haben hierzu ausgeführt, dass der Haschischkonsument die Droge vom gleichen Dealer bekomme, der auch über "harte" Drogen verfüge. Aus diesem "sozialen Kontakt" ergebe sich eine sehr viel grössere Gefahr des Umsteigens als aus dem Konsum und den damit verbundenen Wirkungen (so auch Binder, a.a.O., Seite 125). Die Kammer weiss aus einem Referat des Amsterdamer Strafrechtsprofessors Dr. Rüter, das auch insoweit in der Hauptverhandlung erörtert worden ist, dass gerade aus diesen Gründen die niederländische Drogenpolitik eine Trennung der Märkte von "weichen" und "harten" Drogen anstrebt. Die Einrichtung von sogenannten "Coffee-Shops", in denen Cannabis-Produkte zum Konsum frei verkäuflich erworben werden können, ohne dass strafrechtliche Verfolgung zu befürchten ist, hat zum Ziel, den ssozialen Kontakt" des Konsumenten "weicher" Drogen zu "harten" Drogen beim Ankauf zu unterbinden. Deswegen müssen die Inhaber von "Coffee-Shops" mit Bestrafungen und Schliessung ihrer Geschäfte rechnen, wenn sie "harte" Drogen verkaufen. Durch diese Trennung der Märkte wird nach Auffassung der Niederländer der mögliche Umsteigeeffekt, der durch den "sozialen Kontakt" mit dem gleichen Dealer bewirkt werden kann, erheblich reduziert. |
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