THC (Tetrahydrocannabinol) und andere Hanfprodukte


von Dschen Reinecke (drogen@dschen.de)

Version: 1.01 (in HTML gewandelte Version 1.00 vom 21.1.1996) 22.1.2003

Die Hanfpflanze (Cannabis indica) produziert, aus bisher ungeklärten Gründen (vermutet wird zur Abwehr von Freßfeinden oder Hitze), THCS (THC-Säure) und CBDS (Cannabidinol-Säure). Diese organischen Säuren wirken nicht psychoaktiv. Um den psychoaktiven Stoff THC und das dessen Wirkung verstärkende CBD zu erhalten, muß man sie decarboxylieren. Das heißt man muß aus dem Säuremolekül CO2 entfernen:

  THCS / CBDS:
THCS / CBDS

wird zu

THC / CBD:
THC / CBD

und

CO2:
CO2

Die Decarboxylation verbraucht Wärme. Es wird eine Temperatur von über 100°C empfohlen. Eine andere Quelle gibt den Tip getrocknetes Marijuana für etwa 3 Minuten in einen auf 150°C vorgeheizten, aber abgeschalteten Backofen zu legen. Und ein amerikanisches Buch meint 15 Minuten bei 110°F (45°C) seien gut. Bei Raumtemperatur decarboxydieren THCS und CBDS zwar auch, aber in wesentlich geringeren Mengen.

Man sollte aber aufpassen, da bei höheren Temperaturen auch die Oxidation, wie im nächsten Absatz beschrieben, begünstigt wird.

Die Stoffe THC und CBD sind aber nicht sehr stabil, sie oxydieren leicht. THC wird zu CBN (Cannabinol), welches nicht psychoaktiv ist. Diese meist unerwünschte Oxydation wird durch Licht, Luft und Wärme begünstigt. Um sie möglichst gering zu halten, sollte man die THC und CBD haltigen Produkte möglichst kühl, licht- und luftdicht verpackt lagern. Sie werden sich aber auch bei luftdichter Lagerung im Kühlschrank auch nicht länger als ein Jahr halten. Als Vergleich ist zu nennen, daß sie bei Raumtemperatur ohne Licht- und Luftabschluß innerhalb von ein, zwei Wochen oxydiert.

Das eben genannte trifft nicht so sehr auf handelsübliches Marijuana und Haschisch zu, da diese nicht decarboxydiert sind. Dies geschieht beim Rauchen aber automatisch. Beim Rauchen werden aber auch Teile von THC und CBD oxydiert (verbrannt). Die nicht oxydierten, aber decarboxydierten Teile werden verdampft und inhaliert.

 

THC (Tetrahydrocannabinol) ist ein wasserunlösliches ätherisches Öl. Es löst sich aber in Alkohol (z.B. Ethanol), organischen Lösungsmitteln (z.B. n-Hexan aber auch in Chloroform), Ölen und Fetten (z.B. Butter). Die Siedetemperatur liegt bei etwa 250°C. Es ist für ein klares High verantwortlich. Am wirksammsten ist das Delta-9-THC. Andere sind zwar auch aktiv, aber nicht so stark. Etwa 10mg reines THC sind eine wirksamme Menge für einen Rausch. THC steigert den Puls, erweitert die Bronchien, steigert die Urinausscheidung, steigert den Appetit, die Müdigkeit und die physische Sensibilität. Dagegen sinkt der Augeninnendruck, die Darmbewegungen, die Körpertemperatur (Fieber geht zurück) und Schmerzen werden weniger. Die einzige körperliche Nebenwirkung ist, daß der Augeninnendurck längerfristig abnimmt, was aber keine negativen Auswirkungen hat.

CBD (Cannabidinol) ist nicht psychoaktiv, soll aber die Wirkung von THC steigern.

CBN (Cannabinol) ist das Oxydationsprodukt von THC. Angeblich soll es für ein platten Rausch verantwortlich sein. Andere Quellen sagen aber es ist nicht psychoaktiv.

Therapeutisch kann Cannabis zur Senkung des Augeninnendrucks beim Glaukom (Grüner Star) angewendet werden. Auch bei einer Chemotherapie kann damit die Übelkeit und das Erbrechen bekämpft werden. Bei AIDS hilft die apetitanregende Eigenschaft, die Abmagerung zu verhindern oder zu verzögern. Weiter ist die berauschende, stimmungsaufhellende Wirkung bei diesen schwerden Krankheiten sehr hilfreich.

Es gibt einige Nachweisverfahren für THC. Das einfachste ist wenn man den "THC-verdächtigen" Stoff in 5%ige ethanolische Kalilauge (KOH) gibt. Eine rosa Verfärbung zeigt THC an. Wenn man gleich einige Körner Zucker dazugibt, wird es deutlicher. Diese Methode hat den großen Nachteil, daß sie nicht nur THC nachweist, sondern auch einige andere Stoffe. Die andere braucht einen Extrakt aus dem zu untersuchenden Stoff: Ein Zehntel Gramm Marijuana oder etwa soviel Haschisch werden zerkleinert und in 5ml Petrolether gegeben. Nach 15 Minuten stehenlassen filtriert man das. Ein ml dieses gefilterten Extrakts gibt man in 2ml 15%ige ethanolische Salzsäure (HCl). Eine rote Schicht am übergang der zwei Schichten weist THC recht genau nach. Danach schüttelt man das ganze, die obere Schicht wird farblos, die untere orange-rosa. Die untere soll nach Zugebe von einem ml Wasser ebenfalls farblos werden. Der Nachteil ist, daß diese Verfahren nicht nur THC nachweisen, sondern auch andere Stoffe, und demnach nicht sehr sicher sind.

  Wesentlich sicherer ist die Chromatographie, die ist aber normalerweise nicht ohne aufwendigeres Labor möglich. Die einfachste ist die Dünnschichtchromatographie:
Platte: Kiselgel 60 F 254 (Merck)
Laufmittel: n-Hexan - Ether 80:20
Detektion: Echtblausalz-Reagenz, mit KOH nachbehandeln.
0,5g Echtblausalz B werden in 100ml Wasser gelöst. Die DC-Platte wird mit 6-8ml besprüht, angetrocknet und im VIS betrachtet. Anschließend kann mit 0,1N Natronlauge nachbesprüht und ebenfalls im VIS ausgewertet werden.
Referenz: Thymol, da meist kein THC zur Verfügung steht.
Die Firma Sigma verkauft eine Standardlösung, die aber recht teuer ist. Außerdem oxydiert das THC in dieser Lösung recht schnell.
Laufzeit: ca. 15 Minuten
Nach EBS-KOH-Behandlung werden im VIS intensiv rot-violette bis rot-orange Zonen sichtbar. Oberhalb des Startes bis zum Rf-Bereich ca. 0,2 erscheinen 3-4 rote Zonen, die der Cannabinol-Säure und anderen polaren Cannabinoiden zuzuordnen sind. Im mittleren Rf-Bereich direkt über den Thymol-Test liegt Cannabinol (CNB) bei Rf ca. 0,45 gefolgt von Tetrahydrocannabinol (THC) bei Rf ca. 0,5 und Cannabidiol (CBD) bei Rf = 0,55. Die Intensität der Farbgebung ist stark von der Konzentration der auftretenden Menge und der KOH-Nachbehandlung abhängig. Die Farben wechseln zischen rot-violett und rot-orange.

Um den THC-Gehalt abzuschätzen wurde vorgeschlagen die Fleckengröße und Intensität zu vergleichen, was aber auch nur so auf 30% genau geht. Etwas besser geht es, wenn man aus dem Chromatogramm den Bereich mit dem THC ausschneidet und rauslößt, das Lösungsmittel verdampfen läßt und das THC dann wiegt. Das Problem ist, daß man sich da im Milligrammbereich bewegt, der recht schwer zu messen ist.

Im großen, also bei der Staatsanwaltschaft, wird meinen Angaben zufolge mit der Gaschromatographie gemessen. Das ist aber im Heimlabor so nicht möglich.

Probleme bereiten bei den Messungen die schnell oxydierenden Stoffe, und die Säuren, die wehrend der Vorbereitung teilweise decarboxydiern. Die Haschischanalyse gehört mit zu den schwierigsten, da sich dabei einige Stoffe umwandeln und verbinden. Vieles ist bis heute nicht geklärt.

  Quellen: Fidonetz Areas Wissen.Ger, Chemie.Ger, Cannabis.Ger, Haschisch.Ger und Drogen.Ger, so wie das amerikanische Buch Psychedelic Chemistry (von Michael Valentine Smith), ein paar deutsche Hanfbücher und einige FAQs zu Hanf und Hanfprodukten.

Ich danke allen, die mir geholfen haben. Besonders die Leute in der Chemie.Ger, die mir hilfreich Tips zu Nachweismitteln von THC gegeben haben. Und denen, die mir Verbesserungsvorschläge geschickt haben.

Dieser Text soll weitergegeben werden und zwar, wenn es geht nur die aktuellste Version. Solange nicht der Eindruck entsteht, daß er von jemand anderem verfaßt wurde ist auch eine Quellenangabe beim Zitieren nicht nötig. Wichtig ist aber der folgende Absatz ohne den dieser Text nicht weitergegeben werden darf:

  Achtung dieser Text ist nur zu Informationszwecken gedacht. Einige der genannten Stoffe unterstehen dem deutschen Betäubungsmittelgesetz und sind nicht verkehrsfähig. Weiter soll dieser Text keine Aufforderung zu Straftaten sein, vielmehr soll er Informationen in diesem Bereich geben, in dem es meines Wissens keine umfassenden Informationsquellen gibt.

Tips, Verbesserungen und Korrekturen bitte an Dschen Reinecke (drogen@dschen.de).
Da ich mich seit Jahren nicht mehr mit dem Thema beschäftigt habe, sind Nachfragen zu genannten Infos sinnlos.