Raucher s t r a h l e n von innen

Ein mittelstarker Raucher (ein bis zwei Packungen täglich) verpaßt seinen Bronchien pro Jahr die gleiche Strahlenmenge, die bei 250 Röntgenaufnahmen der Lunge entstehen würde. Für die Radioaktivität im Tabak ist vor allem das natürlich vorkommende Isotop Polonium 210 verantwortlich, wie neue Untersuchungen in den USA eindeutig festgestellt haben.

Polonium, das schwerste Element der 6. Hauptgruppe, zerfällt unter Alpha-Strahlung; die Halbwertzeit von Polonium 210 beträgt 138,4 Tage. Es verflüchtigt sich in der brennenden Zigarette bei 600 bis 800 Grad Celsius. 30 bis 50 Prozent des Stoffes gelangen so in den inhalierten Rauch. Die strahlenden Teilchen setzen sich hauptsächlich in den äußeren Lungengeweben, vor allem in den Schleimhäuten der Bronchien, fest. Bei Rauchern ist die dort gemessene Radioaktivität bis zu hundertmal höher als im Rest der Lunge.

Die Wissenschaftler sind überzeugt, daß die Strahlendosis von 80 rem, die ein durchschnittlicher Raucher in zehn Jahren aufnimmt, zum Wuchern von bösartigen Tumoren führen kann. Untersuchungen zufolge gelangt das Polonium sowohl über den Phosphatdünger als auch über die Luft in die Tabakpflanze.

Chemische Rundschau vom 19.1.96