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From: de.soc.drogen (Bernie)

12.08.98, Berliner Morgenpost 1998
 
 

Sucht im Käfig

 

Im Langzeitversuch: Ratten zeigen frappierende Ähnlichkeiten mit dem Suchtverhalten der Menschen Von Anja Schrum

Punkt 17Uhr geht im Keller des Instituts für klinische Neurobiologie der Freien Universität Berlin das Licht aus. Doch es kehrt keine Ruhe ein.In den kleinen gestapelten Drahtkäfigen beginnt es zu rascheln. Denn bei Dunkelheit fängt der Ratten-Tag erst richtig an. Die Tiere knabbern an Futterbröckchen oder saugen an einer der Flaschen. Was die Ratten trinken, ist ihnen überlassen.

Im Angebot sind Wasser sowie fünf-, zehn- und zwanzigprozentiger Alkohol. "Das entspricht in etwa dem Gehalt von Bier, Wein und Schnaps", erläutert Andrea Heyne. Ein paar Käfige weiter stehen - außer Wasser - unterschiedlich dosierte Trinklösungen mit Opiaten oder Amphetaminen zur Auswahl. Ob Alkohol, Beruhigungs- oder Aufputschmittel - vor die Wahl gestellt, "greifen" alle Tiere zu Drogen.

Seit über zehn Jahren sind Prof. Jochen Wolffgramm und seine Kollegin Andrea Heyne der Sucht-Entwicklung auf der Spur. Ein Ergebnis ihrer langjährigen Forschung: Die Nager werden - genau wie der Mensch - drogensüchtig. "Das geschieht allerdings nicht von heute auf morgen", so Andrea Heyne, "sondern es ist eine lange Entwicklung, die - wie beim Menschen - in einem Kontrollverlust mündet."

Auch die süchtige Ratte hat am Ende ihren Drogenkonsum nicht mehr "im Griff". Wie die Nager Drogen konsumieren, ähnelt frappierend dem Menschen: In einer "Einstiegsphase" lernen sie den Umgang mit der Droge, probieren aus, wie die Dosierungen wirken. "Jemand, der weiß, wie Bier wirkt, ist nicht unbedingt in der Lage, das auf Likör zu übersetzen", so Jochen Wolffgramm. Nach einigen Wochen entwickeln die Tiere einen "kontrollierten Konsum". Wieviel Rauschmittel sie nehmen, hängt von ihrer Stimmung und der "Persönlichkeit" ab. Dominante, aggressive Tiere etwa kommen mit geringeren Drogenmengen aus als weniger dominante. Noch verblüffender: "Ratten setzen die Drogen gezielt ein, um sich zu stimulieren", so Wolffgramm. In der Gruppe trinken die Tiere mäßig, sozial isolierte Nager "kippen" deutlich mehr.

Die Phase des "kontrollierten Konsums" dauert sehr lange, etwa ein Drittel "Rattenleben". Manche verlassen sie nie, andere wiederum beginnen urplötzlich ihre tägliche Drogenbasis ganz erheblich zu steigern. Insgesamt trifft das auf etwa die Hälfte aller Versuchstiere  zu. "Doch welche Tiere das sind, können wir bisher nicht voraussagen",betont Andrea Heyne. Eins aber steht fest: Diese Tiere sind süchtig.

Das beweist der "Retest": Den Nagern wird die Droge entzogen. Bis zu neun Monaten " also ungefähr ein Drittel Rattenleben - bleiben sie zwangsweise "trocken". Bieten die Forscher nach der langen Abstinenz wieder Drogen an, nehmen die Ratten diese sofort freiwillig und in extrem hohen Dosen zu sich. Und zwar auch dann, wenn der angebotene "Cocktail" extrem unangenehm schmeckt, weil ihm Bitterstoffe beigemischt sind. Ein derartiger "Kontrollverlust" ist ein unträgliches Zeichen für
die Diagnose "Sucht" - bei der Ratte ebenso wie beim Menschen.

Ein weiteres Kriterium aus der Humanmedizin ist der "Reversibilitätsverlust": Der Drang nach Drogen bleibt auch nach mehrmonatiger Abstinenz erhalten. Es ist unumkehrbar. "Es muß sich also eine Art Suchtgedächtnis gebildet haben", folgert Wolffgramm. Doch bei der Suche nach den Veränderungen im Rattenhirn stehen die Forscher vor einer Schwierigkeit: Sie müssen zwischen Veränderungen, die Drogen als Substanz im Hirn anrichten, und solchen, die Zeichen einer Sucht sind, unterscheiden.

Den Wissenschaftlern gelang es aber dennoch, das "Suchtgedächtnis" im Hirn zu orten. Denn Ratten werden nur süchtig, wenn man ihnen die freie Wahl läßt. Tiere, die zum Drogenkonsum gezwungen werden, dagegen nicht.Neurochemiker der Arbeitsgruppe verglichen nun die Hirne der freiwillig süchtigen Ratten  mit denen der zwangsweise berauschten und wurden fündig: Sie stießen auf Veränderungen in der Signalverarbeitung in der "nigrostriatalen Bahn". Dieser Hirnbericht ist auch beim "normalen¯ Verhalten für relativ feste Reiz-Reaktionsbeziehungen zuständig und grenzt an jenen Teil, der für das flexible Umgehen mit der Umwelt verantwortlich ist.

"Hier können wir weiterarbeiten", freut sich das Forscherteam. Zunächst geht es darum, herauszufinden, was genau sich im Hirn der süchtigen Tiere neurochemisch bzw. molekularbiologisch verändert hat. Besonders interessant ist der šbergang vom kontrollierten Trinken zur Sucht. Darauf aufbauend hoffen die Forscher dann, eine wirkliche Suchttherapie entwickeln zu können. "Wir gehen mit großm Elan daran", betont Andrea Heyne.

Sind die Vorgänge im süchtigen Hirn geklärt, kännte gezielt per "molekularem Drug-Design" ein Medikament entwickelt werden, daß die biochemischen Veränderungen im Hirn kompensiert oder aber das "Suchtgedächtnis" dauerhaft "auslöscht". Die FU-Forscher jedenfalls sind optimistisch: "Der zeitaufwendigste Schritt war, das Tiermodell zuentwickeln." Und dieser Schritt liegt bereits hinter ihnen.

Anmerkung des Finders: Pfuck Tierversuche und: "das Suchtgedächtnis" dauerhaft auslöscht - hmmmmmmmmmmmmmmmmmm was kann man denn noch so alles auslöschen?


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