Diplomarbeit zur Diplomprüfung
an der Fachhochschule Dortmund, FB Sozialpädagogik, SS 1997
vorgelegt von:
Jörn Dreißigacker
Münsterstraße 99
44145 Dortmund
Wie man sieht ist Jörn leider nicht online. Wer irgendwie die snailmail
scheut, kann auch mir eine e-mail schicken, ich leite es dann an ihn weiter.
Bitte schon im subject darauf hinweisen, damit ich weiß, daß
die e-mail nicht für mich ist !
Wer Anmerkungen, Kritik, Fragen oder einen Job für Jörn hat,
einfach melden :)
Das HTML habe ich auch verbrochen, mit dem composer von netscape 4.
Vorwort
1. Zur Geschichte von MDMA
2. Was ist Ecstasy?
2.1 Ecstasy und seine Wirkung
2.1.2 Drug - Set - Setting
2.1.3 Kurzfristige Neben - und Nachwirkungen
2.1.4 Wirkungsweise im Körper
2.1.5 Auswirkungen des Ecstasy - Konsums in physischer
und psychischer Hinsicht
2.1.5 Suchtpotential von MDMA
2.1.6 Ecstasy und damit in Verbindung gebrachte Todesfälle
3. Gängige Party - und
Designerdrogen
3.1 Auswirkungen von Mischkonsum
3.2 Unbeabsichtigter Mischkonsum
4. Zur Illegalisierung von
Ecstasy - MDMA und das BtMG
4.1 Auswirkungen des BtMG in der Praxis
4.2 Zahlenmaterial des BKA zu Ecstasy und anderen „Partydrogen"
5. Die Techno - Kultur
5.1 Techno - Musik
5.1.2 Die Anfänge von Techno
5.1.3 Unterarten von Techno
5.2 Techno - Parties und das Publikum
5.2.1 Die Techno - Party als Gesamtkunstwerk
5.2.2 Wer besucht Techno -Parties?
5.3 Politische und moralische Werte und Ideale der Techno
- Szene
5.4 Von einer Subkultur zur kommerziellen Massenbewegung
5.5 Die Party als Entspannung - Aber Leistung ist angesagt
5.6 Zu Techno tanzen - Oder „die Seele baumeln lassen"
5.7 Hat Techno einen religiösen Aspekt?
6. Vorstellung suchtpräventiver
Einrichtungen und Organisationen
6.1 Eve & Rave e.V., Berlin
6.2 Der Drogeninfobus der Beratungsstelle Hannover
6.3 Das Jellinek - Zentrum, Amsterdam
6.4 Das Projekt „Antenne", Niederlande
7. Konsumentenschutz in
der Szene
8. Ecstasy in der Technoszene -
Eine Form integrierten Drogengebrauchs?
8.1 Erklärung der Fragestellung
8.2 Erläuterung des Ritualkonzepts
8.3 Bieten Rituale einen Schutz vor Drogenmißbrauch?
8.4 Aktuelle Veränderungen in der Techno - Szene
9 Präventionsansätze
und Betätigungsfelder für die sozialpädagogische Arbeit
9.1 Erklärung von Begriffen im Zusammenhang mit Suchtprävention
9.2 Von der Drogen - zur Suchtprävention
9.3 Konsummotive und daraus resultierende Handlungsmöglichkeiten
9.4 Konkrete und neue Konzepte zur Präventionsarbeit
9.5 Notwendige drogenpolitische Veränderungen
Nachwort
Literaturverzeichnis
Die ersten PsychotherapeutInnen, die mit MDMA arbeiteten, waren sich
über dessen großes Potential durchaus im Klaren. Sie gingen
gleichzeitig aber auch davon aus, daß die Regierung es gleichbedeutend
mit LSD behandeln würde, was einer Kriminalisierung und einem daraus
folgenden Verbot gleichgekommen wäre.
So entschlossen sie sich, soviel an der Droge zu forschen wie möglich,
gleichzeitig aber die Ergebnisse, die allerdings recht positiv waren, nicht
an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. So kam es, daß MDMA
nur von einer überschaubaren Zahl von zumeist experimentellen PsychotherapeutInnen
benutzt wurde. Dies war auch dadurch begründet, daß MDMA nicht
in typische 50-Minuten-Therapiesitzungen paßt. Außerdem bewegten
sie sich außerhalb der Legalität, auch wenn einige unter ihnen
behaupteten, „eine fünfstündige Sitzung mit Adam sei ebensogut
wie eine fünfmonatige Therapie." (Saunders, N., 1994, S.21).
Der Grund, warum MDMA nie von einem großem Arzneiunternehmen
vermarktet wurde, hängt erstens mit seinem geringen kommerziellen
Potential zusammen. Des weiteren besteht in den USA das Verbot der Nahrungsmittel-
und Medikamentenbehörde FDA, Versuche an Menschen durchzuführen.
Das größte Hindernis besteht aber darin, daß MDMA schon
einmal patentiert wurde.
Denn „obwohl das Patent der Firma Merck schon vor Jahren abgelaufen
ist, kann die Droge kein zweites Mal patentiert werden. Bevor ein Arzneiunternehmen
eine neue Droge auf den Markt bringt, muß es zeigen, daß die
Wirkungen der Droge als Medikament die Sicherheitsrisiken rechtfertigen,
was jahrelange und teure Versuche voraussetzt. Will man diese Kosten wieder
einbringen, muß man sich das exklusive Verkaufsrecht sichern, indem
man das Patent erwirbt."
(Saunders, N., 1994, S.21).
1991 veröffentlichte A.Shulgin, zusammen mit seiner Frau Anne,
das autobiographische Buch „PIHKAL" (Synonym für Phenetylamins I Have
Known And Loved = Phenetylamine, die ich kennen und lieben gelernt habe),
in dem er persönliche Erlebnisse und Ergebnisse seiner Forschung seit
dieser Zeit beschreibt. Der Autor verteidigt sehr vehement die Vorzüge
von MDMA, z.B., wenn er einen Psychiater zitiert, der sagt „MDMA sei Penicillin
für die Seele, und man verzichte nicht auf Penicillin, wenn man gesehen
habe, was es bewirken kann."
(Schroers, A., 1996, S.8)
Im Gegensatz zu Shulgins klar eingegrenzten Anwendungsbereich, dem kontrollierten
therapeutischen Gebrauch, tauchte MDMA 1972 als Straßendroge in den
USA auf und wurde zunächst nur vereinzelt von „Hippies" konsumiert.
In den darauffolgenden Jahren (die von ´77-´85 werden auch
als „goldenes" Zeitalter von Ecstasy bezeichnet) wurde das Einnehmen von
MDMA bei PsychiaterInnen, Yuppies, College-StudentInnen, New Age -AnhängerInnen
und in der Homosexuellen-Szene bekannt. Der Konsum vollzog sich dabei unabhängig
von einem kontrollierten Rahmen als rekreative- bzw. Genußdroge,
wobei die Verbreitung mit der heutigen auf keinen Fall vergleichbar war.
1981 kam MDMA dann als „Ecstasy" (Ekstase) auf den Markt, wobei
sich angeblich ein Großhändler zunächst den Namen „Empathy"
ausgedacht , dann aber, spekulierend auf einen größeren Gewinn,
auf „Ecstasy" entschieden haben soll. Dieser Großhändler war
ein Laboratorium in Marin County, Kalifornien, das mit einer monatlichen
Produktionskapazität von einer halben Million Portionen einer der
größten bekannt gewordenen Hersteller war. Den von dort direkt
vertriebenen Portionen war sogar ein Informationspapier beigelegt, in dem
darauf hingewiesen wurde, wie man am besten mit der Droge umgehen sollte,
um möglichen unangenehmen Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen.
„In Fort Worth, Texas, konnte Ecstasy sogar in Bars gekauft und mit
Kreditkarte bezahlt werden. Es ersetzte den Yuppies ihr Kokain und wurde
sogar von Leuten genommen, die sich normalerweise von Drogen fernhielten
(vgl. Saunders, N., 1994, S.21)
Im Laufe des Jahres 1985 trat Ecstasy ins Rampenlicht der Öffentlichkeit,
als eine kleine Gruppe von Leuten die amerikanische Drug Enforcement Agency
DEA (zuständig für die Beschaffung von Informationen über
den internationalen Drogenhandel) verklagt hatte, weil die DEA Ecstasy
verbieten wollte. Durch diese Kontroverse und die damit verbundene Präsenz
in der Presse verbreitete sich Ecstasy in ganz Amerika, so daß ein
Verbot nicht mehr lange auf sich warten ließ. Begünstigt wurde
dieses durch einige im Vorjahr aufgetretene Zwischenfälle mit einem
sog. „Designeropiat", dem gefährlichen Meperidin-Derivat MPPP.
"Bei einigen Personen traten in Folge der Einnahme der durch unsaubere
Herstellung mit einem hochtoxischen Nebenprodukt (dem MPTP) kontaminierten
illegal hergestelltenSubstanz Symptome der Parkisonschen Krankheit auf"
(Schroers, A., 1996, S.9).
Zum einen dies, zum anderen die Tatsache, daß auf dem Schwarzmarkt
hochpotente Fentanyl-Derivate als heroinhaltige Substanz „china-white"
verkauft wurden, wurden zur Stimmungsmache gegen synthetische Designerdrogen
benutzt. So kam es, daß MDMA per Notfallverordnung in den gleichen
Gefährlichkeitsstatus wie Heroin eingeordnet, sowie Herstellung, Verkauf,
Verteilung und Besitz mit hohen Strafen belegt wurden.
Das Verbot, das zwar die weitere Erforschung der Droge einschränkte,
und sich nicht auf das Verhalten der KonsumentInnen auswirkte, dauerte
zunächst ein Jahr an. In dieser Zeit entschied eine eigens dafür
gebildete Kommission, welche langfristigen Maßnahmen zu treffen seien.
Durch aufgebauschte und unsachliche Veröffentlichungen in der Presse
verschärfte sich der Druck, Ecstasy langfristig zu verbieten.
"Ein weitverbreiteter Bericht verwies auf Ergebnisse, die beweisen
sollten, daß eine andere Droge, MDA, bei Ratten Hirnschädigungen
hervorrufe, und zog den Schluß, daß MDMA dasselbe bei Menschen
bewirken könnte. Medien stellten Horrorszenarien von den „Gehirnen
unserer Kinder" auf, die zerstört sein würden, bevor sie dreißig
Jahre alt sein würden. Dabei war nicht bewiesen, daß MDMA in
Dosierungen, wie sie von Menschen eingenommen werden, für Ratten
schädigend ist."
(Saunders, N., 1994, S.22/23).
Auch eine Klage von VerteidigerInnen blieb ohne Erfolg, die DEA ordnete
MDMA entgegen der Empfehlung eines Richters, es in eine weniger strenge
Kategorie einzuordnen ( was wenigstens die Möglichkeit zur Weiterforschung
bedeutet hätte), dauerhaft in die strengste Kategorie, Schedule 1,ein.
In Großbritannien sind psychedelische Amphetamine wie MDA, MDEA
und MDMA seit 1977 illegal. MDMA wurde genauso wie in den USA in die strengste
Drogenkategorie eingeordnet.
Am 1.August 1986 wurde MDMA aufgrund internationaler Verpflichtungen
(internationale Konvention über psychotrope Substanzen [ICPO]) auch
in der BRD verboten. Neben sog. „harten Drogen" wie Heroin und Kokain wurde
die Droge in die Anlage 1 („nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel"
zu § 1 Absatz 1 des Betäubungsmittelgesetzes [BtMG] eingestuft.
Von 1985-1993 hatte lediglich die Ärztgesellschaft für Psycholytische
Therapie (SÄPT), mit Sitz in der Schweiz, die Erlaubnis, mit MDMA
zu arbeiten ( vgl. Schroers, A., 1996, S.10).
Nach Europa kam Ecstasy Mitte der achtziger Jahre durch Anhänger
des indischen Gurus Bhagwan Rajneesh, bei denen die Droge sehr beliebt
war. 1987 entwickelte sich auf der Ferieninsel Ibiza eine Rave-Szene, in
der sich Ecstasy zu LSD und Haschisch dazu
gesellte. Britische Touristen führten es dann auch nach Großbritannien
ein, wo große Parties im Freien oder in alten, leerstehenden Lagerhäusern
schnell in Mode kamen. Die Veranstalter bereiteten die Lagerhäuser
heimlich vor, aus Angst vor eventuellen gerichtlichen Verfügungen.
Eine geheimgehaltene Infrastruktur unter den „partywilligen" Leuten machte
es möglich, spontane Treffpunkte, wie z.B. Autobahntankstellen, auszumachen,
an denen sich dann bis zu tausend Autos trafen, um dann gemeinsam zum Ort
der Party zu fahren. Natürlich trafen diese Partys auf den heftigen
Widerstand seitens der Anwohner, die bedingt durch die Lautstärke
die ganze Nacht nicht schlafen konnten.
„Die Polizei ging mit Spezialeinheiten gegen die Raves vor, führte
Razzien durch und setzte sogar Undercover-Agenten in der Szene ein. Doch
die Hindernisse machten die Sache nur noch attraktiver. Raves wurden populär-
und mit ihnen Ecstasy."
(Saunders, N., 1994, S.24).
So kam es, daß die britische Regierung 1990 ein Gesetz erließ,
mit dem gegen Veranstalter solcher Parties ohne Lizenz scharf vorgegangen
werden konnte und das diesen Veranstaltungen weitgehend ein Ende setzte.
Daraufhin verlagerten die Raver ihr Treiben in die Clubs, und von Manchester
aus verbreiteten sich die Clubparties mit „E" nach London und den Rest
von Europa.
[<<zurück nach oben>>]
Zwei Stunden später :Der Zenith ist überschritten, ich schlüpfe
wieder in meine Hülle zurück, widerstrebend, aber unvermeindlich
erlischt der Sternenglanz des Glücks..."
(Stadtzeitung PRINZ, S.30, September 1994)
Die Wirkung von Ecstasy ist sehr einfach zu fühlen, aber sehr
schwer zu beschreiben, da sie zwei gegensätzliche Eigenschaften, nämlich
Anregung und Entspannung, miteinander verbindet. Die psychotrope Wirkung
von MDMA setzt in der Regel 20-60 Minuten nach der Einnahme ein. Es werden
gewöhnlich 75-150 mg Reinsubstanz benötigt. Das Wirkungsmaximum
wird in der folgenden Stunde erreicht, und nach weiteren zwei Stunden klingen
die psychotropen Effekte langsam wieder ab. Die Nebenwirkungen (sympathomimetische
Stimulation) halten normalerweise noch ein paar Stunden an. Über die
psychische Wirkung sind mittlerweile viele Details bekanntgeworden; sie
gilt als multifaktorielles Zusammenspiel aus Drogeneigenschaft, Dosierung,
Set (innere Disposition des Konsumenten) und Setting (äußerliche
Umgebungsfaktoren). Bei angemessener Dosierung (s.o.) werden folgende Effekte
berichtet:
- Entspannung
- milde Euphorie und Ekstase
- Glück und Wärme
- Gefühle der Liebe und Zuneigung
- unerschöpfliche Energie und Antriebssteigerung
- Offenheit, Mitgefühl und Akkzeptanz anderer
- intensiveres Erleben
- Abbau von Hemmungen bei erhalten bleibender geistiger Klarheit
- seelische Ausgeglichenheit
Insgesamt stellt die Wirkung einen persönlichkeitsbezogenen Rausch
dar, in dem Gefühle, Gedanken und Sinnesreize angeregt werden und
es leichter fällt, sich in andere Personen hineinzufühlen und
mit ihnen offene und unverkrampfte Gespräche zu führen.
„Die Unterscheidungsfähigkeit zwischen der eigenen Person und
der Umwelt, zwischen Selbst und Nichtselbst, ist herabgesetzt."
(Thomasius, R. in Rabes, M. / Harm, W., 1996, S.48).
Einige User berichten von einer mystisch-ekstatischen Verschmelzung
zwischen ihnen und der Umwelt, dabei sind diese Veränderungen im persönlichen
Erleben verbunden mit einer Steigerung des Selbstbewußtseins und
des Selbstwertgefühls. Des weiteren wird von einer verbesserten Introspektionsfähigkeit
berichtet, d.h. von einem besseren Zugang zu den eigenen Gefühlen,
Stimmungen und Konflikten. Reine Amphetamine bringen zwar im Vergleich
zu MDMA eine stärkere Aktivierung und Leistungssteigerung, indes sind
die Auswirkungen auf das interpersonale Erleben und auf die Introspektion
im Vergleich eher unbedeutend.
Im Gegensatz zur Wirkung von LSD fehlen die halluzinatorischen Effekte
beim Ecstasy-Rausch fast gänzlich. In der Regel bleibt die Selbstkontrolle
erhalten. Üblich sind hingegen leichtere Wahrnehmungsveränderungen,
wie verschwommenes Blickfeld, Unfähigkeit zur Fokussierung sehr naher
Gegenstände, Nachbilder und eine veränderte Art und Weise Geräusche
wahrzunehmen. Bei Hochdosierung von 200 mg und mehr tritt keine Steigerung
des Rausches mehr auf, während die Wahrscheinlichkeit von Kreislaufproblemen,
Krämpfen und notorischer Unruhe und Desorientierung steigt (siehe
Nebenwirkungen).
Die verschiedenen Wirkungen der Droge können auf eine körperliche
und eine geistige Hauptwirkung zusammengefaßt werden: Einerseits
werden Muskelspannungen gelockert und andererseits Ängste abgebaut
"Leute auf Ecstasy haben das Gefühl, sich frei bewegen und ausdrücken
zu können. Die Droge erzeugt einen Geschmack von einem Leben ohne
Zwänge, die wir als Teil unseres Lebens akzeptiert haben. GebraucherInnen
vergleichen die Wirkung oft mit Erinnerungen aus der frühen Kindheit,
als sie den Menschen in die Augen schauten, im Augenblick lebten und noch
keine Hemmungen hatten."
(Saunders, N., 1994, S.27)
Einstellung (set)
Unter „set" versteht man den persönlichen Zustand des Konsumenten.
Die Erwartung, die Einstellung und die Vorbereitung nehmen genauso Einfluß
auf das Rauscherlebnis wie der allgemeine seelische Zustand des Konsumenten.
Wird zum Bespiel eine Person von ihren Freunden dazu überredet, auch
etwas „einzuwerfen", obwohl sie an diesem Abend gar nicht die rechte Lust
dazu hat, sind schonmal schlechte Voraussetzungen für eine guten „Trip"
geschaffen.
Aber auch die Charaktereigenschaften einer Person beeinflußen
die Effekte eines Rausches. Bestimmte Eigenschaften oder Eigenarten werden
unter dem Einfluß einer Droge nicht „weggewischt", sondern werden
sich auch dann zeigen.
Umfeld (setting)
Unter „setting" versteht man die eigentliche Umgebung des Konsumenten.
Hiermit ist zum Beispiel die Gruppe, mit der der Konsument unterwegs ist,
sowie die räumliche Umgebung selber gemeint. Verbringt der Konsument
die Zeit des Rausches mit Personen, die er gut kennt, oder sind es Leute,
zu denen er wenig Vertrauen hat? Ist die Umgebung eine angenehme, oder
empfindet er z.B. den Club als zu eng oder zu laut? Über diese Einflußfaktoren
sollte sich der Konsument vor der Einnahme von Ecstasy im Speziellen und
jeder Droge im Allgemeinen klar sein, damit er nicht plötzlich mit
u.U. größeren Problemen konfrontiert wird.
Die Funktionen des menschlichen Gehirns basieren auf dem Zusammenspiel von ungefähr 100 Milliarden Nervenzellen, welche Neurone genannt werden. Diese Neuronen besitzen besondere Fortsätze, sog. Dendrite, über die das Verarbeiten und Weiterleiten von Informationen abläuft. Eine für die Wirkungsweise von MDMA besondere Rolle spielen dabei die Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen, die sog. Synapsen. Jede einzelne der Nervenzellen verfügt nämlich über ca.100.000 Eingangskontakte und 10.000 Ausgangssynapsen, so daß sich sich ein unglaublich feingeädertes Nervengeflecht bildet. Wenn ein elektrisches Signal über ein Axon (Nervenzellen-Fortsatz) zu dem synaptischen Spalt kommt, wird eine Ausschüttung spezieller chemischer Botenstoffe (Neurotransmitter) bewirkt. Diese Botenstoffe befinden sich vor dem Eintreffen des Reizes in den sich vor dem synaptischen Spalt befindenden synaptischen Bläschen, die Vesikel genannt werden. Nun öffnen sich die Bläschen und die Neurotransmitter überqueren den Spalt zwischen den beiden Nervenzellen. Dort binden sie sich nach dem „Schlüssel-Schloß-Prinzip" an spezifische Rezeptoren auf der postsynaptischen Seite und bewirken dort eine Weiterleitung des elektrischen Impulses. Die Botenstoffe werden anschließend entweder von speziellen Enzymen wieder abgebaut, oder vom Neuron, das sie ausgeschüttet hat, wieder aufgenommen, um für die nächste Reizübertragung bereit zu sein.
Im menschlichen Nervensystem kommt eine große Anzahl von Neurotransmittern
vor, z.B. Acetylcholin, Serotonin, Dopamin (vgl. Linder-Biologie, 1983,
S.202). MDMA entfaltet seine Wirkung an einem bestimmten Botenstoff im
Gehirn, dem Serotonin (oder 5-Hydroxytryptamin; 5-HT). Zwar ließ
sich in Tierversuchen (Ratte) nachweisen, daß MDMA auch im dopaminergen
System eine Wirkung hat (vermehrte Ausschüttung von Dopamin), allerdings
ist die dopaminerge Komponente im Wirkungsspektrum wesentlich geringer
als die serotonerge (vgl. Thomasius, R. in Rabes, M / Harm, W., 1997, S.46).
Das serotonerge System gilt als das ausgedehnteste Botenstoffsystem
im Säugergehirn. Obwohl es nur eine vergleichsweise geringe Anzahl
von serotonergen Nervenzellen gibt, führen deren Fortsätze in
fast alle Regionen des Gehirns. Zu den Funktionen des Gehirns, an denen
das serotonerge System beteiligt ist, gehören solch wichtige wie das
Eßverhalten, die Wahrnehmung von Schmerz, hormonelle Funktionen,
das Schlaf/Wachverhalten, die Temperatur-und Kreislaufregelung, Emotionen
sowie die sexuelle Aktivität.
Im Stoffwechsel serotonerger Nervenzellen wirkt Ecstasy als indirekter
Serotonin-Agonist. Es bewirkt eine vermehrte Freisetzung von Serotonin,
wobei es gleichzeitig die Nervenzellen daran hindert, die Botenstoffe wieder
aufzunehmen. Durch diesen Effekt wird die Erregungsübertragung verstärkt,
was sich in der stimulierenden Wirkung von Ecstasy niederschlägt und
oft als Steigerung der psychophysischen Leistungsfähigkeit empfunden
wird. Allerdings verhält es sich so, daß dem Organismus diese
vermeintliche Steigerung der Leistungsfähigkeit nur vorgespielt wird,
da vegetative Funktionen wie Blutdruck und Körpertemperatur durch
den Anstieg des Serotonin-Spiegels ebenfalls steigen. Nach der MDMA-bedingten
starken Erhöhung der Serotonin-Freisetzung fällt die Serotonin-Konzentration
im Gehirn langanhaltend ab.
Einer der wichtigsten Effekte langfristiger Applikation von Ecstasy
ist die Degeneration serotenerger Nervenfasern im Gehirn, die parallel
zur bereits beschriebenen Verminderung der Serotonin-Konzentration beobachtet
wird. Nach Lohmann bewirkt eine Verabreichung von Ecstasy bei allen bisher
untersuchten Säugetierarten (Ratten, Katzen, Affen) nach zwei Wochen
zu einer massiven Degeneration der dünnen Serotoninfasern. Allerdings
ist das Ausmaß der Degeneration stark abhängig vom jeweils untersuchten
Gehirnareal. Während es im sog. Hypothalamus und im Globus Pallidus
zu einer Regeneration kommt, bleibt die Degeneration im cerebralen Cortex
auch nach 12-18 Monaten bestehen. Relativiert werden diese auf den ersten
Blick erschreckenden Ergebnisse meiner Meinung allerdings, wenn man sich
die Versuchsanordnung genauer betrachtet. Das MDMA wurde subcutan (unter
die Haut) injiziert, und zwar eine Dosis von 2 mal täglich 5mg/kg
Körpergewicht über vier Tage. 5mg/kg Körpergewicht entspräche
einer Dosis von ca.400mg bei einer 80kg schweren Person, und dies zweimal
am Tag, also einer Dosierung, die jeglicher Vernunft oder „Safer-use"-Regel
widerspräche, wenn man, wie oben beschrieben von einer für einen
E-Rausch benötigten Wirkstoffmenge von ca.100mg ausgeht. Dazu kommt
noch die in der Praxis so gut wie nie vorkommende subcutane Applikation,
so daß viel mehr Substanzmenge das Gehirn erreicht als es bei einer
oralen Einnahme der Fall ist. Mir persönlich scheint diese Untersuchung
ziemlich praxisfremd zu sein, auch wenn sich sicherlich die Tendenz zu
Gehirnschädigungen ablesen läßt (vgl.auch Märtens,
P. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S. 196).
Faßt man die Wirkung von Ecstasy im zentralen Nervensystem zusammen,
läßt sich folgendes festhalten:
Ecstasy-Konsum führt zu einer starken Erhöhung der Serotoninfreisetzung,
was Veränderungen im Verhalten, den vegetativen Funktionen und der
kognitiven Leistungsfähigkeiten bewirkt. Unter ungünstigen Bedingungen
können diese Wirkungen letal sein. Langfristige toxische Auswirkungen
durch den Konsum gelten als gesichert (Verminderung der Serotonin-Konzentration,
Degeneration serotonerger Fasern im Gehirn). Durch chronischen Gebrauch
von Ecstasy kann es- aufgrund des Serotoninmangels- zu Verhaltenveränderung
in Form von Depressionen und Angstzuständen kommen (s.u.).
„Qualitativ ist Ecstasy-Konsum mit einem großen Risiko verbunden,
welches sich aber aufgrund mangelnder längerfristiger Untersuchungsergebnisse
quantitativ nicht definitiv festmachen läßt."
(Lohmann, Dr. H., eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, 1997).
Auswirkungen in psychischer Hinsicht
In den letzten Jahren wurde in der wissenschaftlichen Literatur immer
häufiger über UserInnen geschrieben, die im Zusammenhang mit
Ecstasy psychiatrisch erkrankten. Auch gehen immer wieder Meldungen über
solche Erkrankungen durch die Tagespresse:
„Dr.Ulricke Ullrich, Leiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes beim
Gesundheitsamt, registrierte allein in den ersten vier Wochen des neuen
Jahres vier Fälle mit psychiotischen Krankheitsbildern, die eine Behandlung
im Aplerbecker Landeskrankenhaus notwendig machten"
(vgl. Ruhr-Nachrichten v. 21.02.97).
Die direkten Kausalzusammenhänge sind allerdings selten bis nie
eindeutig gesichert, da in fast allen Fällen zusätzlich zu MDMA
auch andere Drogen konsumiert wurden. Auf jeden Fall muß zwischen
akut auftretenden psychiatrischen Komplikationen, die mit dem Nachlassen
der Rauschwirkung wieder weggehen, und anhaltenden psychiatrischen Folgeerkrankungen
unterschieden werden. Die am häufigsten erwähnten anhaltenden
Folgeerkrankungen sind atypische und paranoide Psychosen. Zu den atypischen
Psychosen gehören Störungen wie Affektverflachung und Kontakt
- bzw. Denkstörungen, zu den paranoiden zählt man Verfolgungs
- und Beziehungswahn. Diese Psychosen können entweder spontan ausheilen
oder sie chronifizieren. Des weiteren wurden depressive Symptome, Panikstörungen,
Depersonalisationssyndrome und unterschiedliche Verhaltensauffälligkeiten
wie unangemessener Leichtsinn oder Selbstüberschätzung beobachtet.
Ein wesentlicher Faktor bei diesen Erkrankungen ist nach heutigem Kenntnisstand
die jemals konsumierte Menge an Reinsubstanz, welche man als kumulative
MDMA-Gesamtdosis bezeichnet. Außerdem weisen fast alle psychiatrisch
erkrankten Personen zyklische Gebrauchsmuster auf, d.h. der Gebrauch von
Ecstasy fand schon über einen längeren Zeitraum mit festen Intervallen,
meist von Wochenende zu Wochenende, statt.
„Fast ausnahmslos hatten sie [ Personen, bei denen psychiatrische Komplikationen
auftraten, d. Verf.] eine kumulative Gesamtdosis von 40-50 Tabletten (...)
eingenommen. Berichte über Patienten, bei denen sich bereits nach
erstmaliger Einnahme von MDMA psychiatrische Komplikationen herstellten,
sind die Ausnahme."
(Thomasius, R. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.52).
Eine psychiatrische Erkrankung wird außerdem noch von anderen
Faktoren begünstigt. Zu nennen sind hier eine fortwährende Tendenz
zur Überdosierung sowie eine schon vorher bestehende Vulnerabilität
(Anfälligkeit) für psychische Störungen. Für die Theorie
der Vulnerabilität spricht, daß sowohl in der Biographie als
auch bei engen Familienangehörigen Hinweise auf psychiatrische Erkrankungen
vorkamen (vgl. Thomasius, R. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.52). Allerdings
ist die Vulnerabilität keine notwendige Bedingung für eventuelle
Komplikationen; es liegen Berichte über UserInnen vor, bei denen sich
Komplikationen auch ohne dazu bestehende Neigung entwickelt haben.
Eine weitere offene Frage ist die nach der Bedeutung und Auswirkung
von gleichzeitigem Beigebrauch anderer Rauschmittel. Während z.B.
manche Wissenschaftler davon ausgehen, daß der Cannabiskonsum die
Gefahr einer psychotischen Folgewirkung birgt, fanden die Autoren des Buches
„XTC und XXL" in ihrer „Gesamtsicht keine Anhaltspunkte für diese
Hypothese (vgl.Thomasius, R. in Rabes, M / Harm, W., 1997, S.52).
Wenn sich bei Personen, die Ecstasy über einen längeren Zeitraum
und in nicht geringen Mengen konsumieren, psychiatrische Komplikationen
zeigen, dann passiert dies infolge eines komplexen dynamischen Prozesses.
Hier wäre zu einfach, ein normales Ursache-Wirkung-Konzept anzusetzen,
und den Ecstasy-Konsum losgelöst von dem sozialen Umfeld der jeweiligen
Person zu sehen. Die Gruppe der Ecstasy-Benutzer ist keineswegs homogen.
Eine psychische Komplikation sollte also nicht nur in Hinblick auf einen
eventuellen E-Mißbrauch untersucht, sondern auch unter Berücksichtigung
des sozialen Kontextes gesehen werden (vgl. Thomasius, R. in Rabes, M.
/ Harm, W., 1997, S.52).
Normalerweise werden die Begriffe „Sucht" und „Abhängigkeit" für
ein und denselben Zustand gebraucht. Allerdings muß beachtet werden,
daß sie nicht ein und dasselbe sind. Während eine Abhängigkeit
von bestimmten Sachen, Dingen oder Personen (Motorrad, Musik, Fernsehserien,
Lebenspartner) durchaus normal ist, verhält es sich mit der Sucht
anders. Nach Scheerer ist Sucht „...per definitionem am Extrem angesiedelt.
Wenn eine Abhängigkeit schwächer wird, bleibt sie immer noch
Abhängigkeit. Doch wenn eine Sucht schwächer wird, verliert sie
ihren Charakter als Sucht und verschwindet im Meer der Abhängigkeiten
(ebenda, 1995, S.31).
Innerhalb der Abhängigkeit muß zwischen der körperlichen
und der seelischen unterschieden werden. Körperliche Abhängigkeit
zeichnet sich durch Entzugserscheinungen mit physischen und psychischen
Symptomen nach Absetzen der Droge aus. Der Körper reagiert auf das
Ausbleiben der speziellen Substanz mit Zittern, Übelkeit oder Schweißausbrüchen,
daher kann körperliche Abhängigkeit auch medizinisch festgestellt
werden (EEG, EKG). Des weiteren entwickelt sich eine pharmakologische Toleranz,
die einen ständigen Zwang zur Dosissteigerung zur Folge hat.
Psychische Abhängigkeit hingegen zeichnet sich durch sehr, sehr
starkes, manchmal unwiderstehliches Verlangen nach ständiger oder
periodischer Einnahme der speziellen Substanz aus. Das Verlangen ist darauf
gerichtet, sich ein mit der Droge verbundenes Lustgefühl zu verschaffen,
oder ein ohne die Droge auftretendes Mißgefühl zu vertreiben.
Laut der MDMA-Forscherin C. Weigle lassen sich in der medizinischen
Literatur keine Hinweise darauf finden, daß der Konsum von Ecstasy
eine physische Abhängigkeit zur Folge hat. Dies wird dadurch begründet,
daß sich weder eine Dosiserhöhung noch Entzugserscheinungen
feststellen lassen. Bei chronischem Gebrauch von MDMA ohne ausreichende
Pausen dazwischen nehmen die positiven, erwünschten Wirkungen der
Droge ab, während die negativen, unerwünschten zunehmen. Obwohl
es zu keinen Entzugserscheinungen kommt, kann bei übermäßigem
Konsum eine Toleranz gegenüber MDMA auftreten Toleranzentwicklung
heißt, daß sich der Körper an eine Substanz gewöhnt
und zur Erzielung der gleichen Wirkung eine höhere Dosis benötigt
wird. Der niederländische Ecstasy-Forscher A. De Loor geht daher davon
aus, daß bei kontrollierten Benutzern gegen diese Toleranzentwicklung
und die damit einhergehende Dosiserhöhung eine „eingebaute Sperre"
im Gebrauch von Ecstasy vorhanden sei. Wenn ein Gebraucher aufgrund zu
hoher Frequenz der Einnahme oder zu hoher Dosierung keine angenehmen Erfahrungen
mehr macht und stattdessen die negativen Nebenwirkungen wie das „sich ausgezehrt-Fühlen"
in den Vordergrund treten, stellen sie seiner Meinung nach den Konsum für
eine gewise Zeit ein.
„In der Regel, d.h. bei Leuten, welche die volle MDMA-Wirkung
haben wollen, wirkt die eingebaute Sperre. Durch den Aufbau einer pharmakologischen
Toleranz dauert es Tage, bis die spezifische Wirkung von MDMA wieder auftritt,
und man muß einige Wochen warten, bis die erstmalige optimale Wirkung
wieder erreichbar ist."
(Schroers, A., 1996, S.36).
Für User, die die empfohlenen Regenerationsphasen nicht einhalten
und lediglich den energetisierenden Effekt von Ecstasy nutzen wollen, nimmt
dieser Regulations- und Schutzmechanismus keine Bedeutung ein. Diese User
könnten statt MDMA genausogut Speed konsumieren, da bei einer hochfrequenten
Einnahme die empathischen Effekte verschwinden. Wenn Konsumenten allerdings
dazu übergehen, die früher als gut erlebten Wirkungen, die aufgrund
einer Toleranzentwicklung nicht mehr in der gewünschten Form auftreten,
durch Dosissteigerung oder Beikonsum von anderen Drogen wieder zu bekommen,
kann dies durchaus ein Hinweis auf eine bestehende psychische Abhängigkeit
von Ecstasy oder den anderen Drogen sein.
Eine eventuelle psychische Abhängigkeit ist meiner Meinung nach
ein schwerwiegenderes als die physische. Körperliche Entzugserscheinungen
sind in den meisten Fällen nach ca.zwei Wochen überwunden (z.B.
Heroin), während eine psychische Abhängigkeit von ihrer Anlage
her komplexer ist. Gerade bei einer Droge wie Ecstasy, die einen Menschen
frei und unbefangen mit seinen Gefühlen umgehen läßt, einen
anspornt und immer wieder zu geistigen oder emotionalen „Höhenflügen"
verhelfen kann, ist es für den langfristigen Gebraucher schwierig,
seinen Drogenkonsum objektiv zu betrachten und zu bewerten. Doch gerade
dies ist für ihn wichtig, da er nur so erkennen und realisieren kann,
welche Bedürfnisse er durch seinen Konsum befriedigt, und wie er es
schaffen kann, diese auch ohne die Einnahme von Ecstasy zu befriedigen.
„Dabei besteht das Problem, daß es zunächst einfacher
erscheint, Gefühle z.B. mit einer Pille hervorzubringen oder zu beseitigen
als sich damit auseinanderzusetzen."
(Wirth, N., 1996, S.22).
Ich denke, daß man bei der Beantwortung der Frage des Suchtpotentials
von Ecstasy wichtige Faktoren beachten muß. Zum einen die Frage,
von welcher Konsumentengruppe die Droge gebraucht wird und zum anderen
zu welchem Zweck sie eingesetzt wird. Von vielen Leuten wird Ecstasy benutzt,
um im Freundeskreis zu Hause oder in der Natur ein bereits vorhandenes
Gefühl des Vertrauens oder von Nähe untereinander noch zu verstärken,
tiefgehende Gespräche zu führen, oder ein schönes und nicht
alltägliches Erlebnis zu teilen. Bei dieser Art des Gebrauchs wird
die Droge als Katalysator verwendet. Zu dieser Form des kontrollierten
Gebrauchs sind auch Leute zu zählen, die MDMA verwenden, um einen
tiefergehenden Einblick in ihre Emotionen zu bekommen. Hier ist das Mißbrauchspotential
eher gering, wie es auch die Studie von Beck aus dem Jahr 1990 belegt,
in der eine soziologische Untersuchung über MDMA-Konsumenten zusammengefaßt
wird:
"Deshalb kommt auch diese Studie zu dem Ergebnis, daß MDMA ein
relativ geringes Mißbrauchspotential besitzt. Unter der derzeitigen
MDMA-Population ist es sehr selten, daß jemand auf Dauer einen problematischen
und mißbräuchlichen Gebrauch von MDMA beibehält." (Weigle,
C., 1992, S.25).
Demgegenüber stellen Raver eine spezielle Gruppe unter den Ecstasy-Konsumenten
dar, da der Gebrauch von Ecstasy hier in das gesamte Erlebnis einer Techno-Party,
mit allem, was dazu gehört (laute Musik, Lichter, Menschen) eingebettet
ist. Das Tanzen und die Wirkung der Droge werden zusammen als eine Einheit
empfunden, so daß es schwierig bis unmöglich erscheint, diese
Dinge getrennt voneinander zu betrachten. Für viele Raver ist der
Besuch einer Party mit dem gleichzeitigen Konsum und Genuß von Ecstasy
so sehr zur Gewohnheit geworden, daß sie die sich zwangsläufig
einstellenden Nebenwirkungen wie Niedergeschlagenheit und Schlappheit zu
Wochenbeginn billigend in Kauf nehmen. Bei dieser Form des Gebrauchs ist
auch die Wahrscheinlichkeit des Ausweichens oder Beigebrauchs anderer Drogen
sehr hoch. In diesem Verhalten kann man eine starke Tendenz zur psychischen
Abhängigkeit erkennen, obwohl es aber keine reine Ecstasy-Abhängigkeit
ist, sondern vielmehr eine „Party-und Erlebnisabhängigkeit" in starkem
Zusammenhang mit Ecstasy.
„Wenn du Ecstasy an einer Party nimmst, ist es untrennbar verbunden
mit dem Groove, der Stimmung und der Musik, sagt Valerie. Süchtig
mache nicht Ecstasy, sondern der Rhythmus: Du willst die Party am Samstag
haben, du willst die Droge, die Musik das Licht, die Leute, die Stimmung
- alles zusammen macht süchtig."
(Saunders, N., 1994, S.272)
Reiner Domes von Eve & Rave geht davon aus, daß es in der
Techno-Szene um Party- und Erlebnissucht geht, wobei dahinter allerdings
das Gefühl stehe, ohne die Drogen nicht mehr „richtig" feiern zu können
oder aber adäquaten Spaß zu haben. Außerdem wird von vielen
Ecstasy konsumierenden Partygängern berichtet, daß die Diskrepanz
zwischen euphorischem und exzessivem Partyleben und trister Alltagswelt
nur schwerlich auszuhalten sei (vgl. Schroers, A., 1996, S.36).
Auch Kreislaufdysregulationen werden häufig im Zusammenhang mit
Ecstasy erwähnt, obwohl es sich in den meisten Fällen um keine
lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbrüche handelt. In drei Fallbeschreibungen
ist über einen Herztod nach Ecstasy-Konsum berichtet worden. Natürlich
ist es heute sehr schwierig zu sagen, zu welchen Anteilen die konsumierte(n)
Droge(n) Anteil daran hatte(n).
Nach Schroers wurde bei einer der Personen eine bereits vorher bestandene
Verletzung der Koronar-Arterie festgestellt.
"Die Einnahme der Pille brachte bei dieser Vorerkrankung sozusagen
das Faß zum Überlaufen."
(Schroers, A., 1996, S.23)
In zwei weiteren Fällen hatten die Personen zusätzlich zum
Ecstasy-Konsum extrem viel Alkohol getrunken. Herzprobleme im Zusammenhang
mit Ecstasy treten vor allem bei bereits vorhandenen Schädigungen
dieses Organs auf. In solchen Fällen ist von einem Ecstasy-Konsum
unbedingt abzuraten.
Der Tod einer Person, die sowohl MDEA als auch MDMA konsumiert hatte,
und daraufhin an akutem Asthma verstarb, ist laut Fromberg darauf zurückzuführen,
daß diese Asthmaerkrankung nicht gut genug behandelt wurde. Begünstigt
werden können solche Komplikationen durch die Tatsache, daß
MDEA in hoher Dosis die Bronchialmuskulatur erschlaffen läßt.
So vermuten Dowling und andere
Autoren, die über diesen Fall geschrieben haben, „daß eine
Herzarythmie durch Atemdepression den Asthmaanfall verstärkt hat und
somit zum Tode führte."
(A. Schroers, 1996, S.23).
Es werden auch Unfälle im Straßenverkehr mit Ecstasy in
Verbindung gebracht:
„An den langen Wochenenden fahren die Fans im Techno-Fieber von einer
Kult-Disco zur nächsten (...) Fehleinschätzung der eigenen mentalen
oder körperlichen Leistungsfähigkeit und vermindertes Kritikvermögen
provozieren einen Fahrstil mit Fahrfehlern beim Führen eines Kraftfahrzeuges."
(vgl. DIE WELT, 22.08.1996).
Ob bei diesen Unfällen Alkohol eine Rolle spielte, wird leider
seltenst erwähnt. Ein in diesem Zusammenhang ungünstiger Einflußfaktor
ist die Tatsache, daß die Raver in den frühen Morgenstunden,
in denen die meisten dieser Unfälle passierten, oftmals schlichtweg
übermüdet sind, was sich natürlich negativ auf die Fahrtüchtigkeit
auswirkt. Einer aktiven Teilnahme am Straßenverkehr ist nach Ecstasy-Konsum
natürlich absolut abzuraten, aber die passierten Unfälle sollten
doch näher beleuchtet werden.
Die Meldung von „Berlins erstem Ecstasy-Toten", die einen Monat lang
für große Aufregung gesorgt und einen Medienrummel ausgelöst
hatte, wird in einem Bericht der Tageszeitung vom 24./25.06.1995 relativiert.
Der verstorbene Andreas S. war bis ein Jahr vor seinem Tod Leistungssportler
und hörte dann sehr abrupt mit dem Schwimmen auf, ohne seinen Körper
langsam abzutrainieren, wie es in so einem Fall notwendig gewesen wäre.
Daraus resultierten eine Herzschwäche sowie Kreislaufprobleme, mit
denen der Tote auch schon vor dem Ecstasy-Konsum Probleme hatte. „...Andreas
klagte häufiger über Kreislaufprobleme und Schwindelanfälle..."(TAZ,
24./ 25.06.1995).
Durch solche schlecht recherchierten Pressenachrichten lassen sich
auch immer wieder Politiker zu unreflektierten Aussagen hinreißen,
die eine neutrale Diskussion der Thematik unnötig erschweren:
„Die Senats-Drogenbeauftragte Elfriede Koller hielt es damals
sogar für erwiesen, daß Ecstasy so gefährlich sei wie Heroin
oder Kokain. Von Hardlinern der Drogenpolitik wurde gefordert, das „Legalisierungsgefasel
über sogenannte weiche Drogen" nun endlich zu beenden."
( TAZ, 24. / 25.06.1995).
Zusammenfassend läßt sich zur Thematik von Krankheits-und
Todesfällen mit Ecstasy sagen, daß die jeweils individuellen
Begleitumstände genau durchleuchtet werden sollten, damit keine voreiligen
und falschen Schlußfolgerungen gezogen werden. Mit der Einnahme von
Ecstasy sind gewiß auch körperliche Risiken verbunden, doch
gibt es wenig aufgezeichnete Fälle von Erkrankungen durch die Droge,
die ganz allein auf sie zurüchzuführen sind. Die eingenommene
MDMA-Dosis scheint eine geringere Bedeutung zu haben als die individuelle
Vulnerabilität (vorbestehende körperliche Grunderkrankungen,
bereits bestehende Anfälligkeit für psychiatrische Komplikationen,
Allgemeinverfassung und Ernährungszustand, eventueller Mischkonsum
usw). Ein weiteres Problem ist, daß sich der bisherige Kenntnistand
auf Kasuistiken bezieht. Es ist nicht möglich, diese Ergebnisse auf
alle MDMA-Gebraucher zu übertragen. Es besteht bisher noch ein großes
Defizit an großangelegten Studien über Suchtverläufe und
gesundheitsschädigende Verhaltens-und Persönlichkeitsmerkmale.
Hier wird die Forschung in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag
zu leisten haben. Deutlich wird allerdings die Bedeutung und Notwendigkeit
der sog. „Safer-use"-Regeln, auf die jeder verantwortungsbewußte
User Wert legen sollte.
[<<zurück nach oben>>]
Amphetamine / Speed
In ihren pharmakologischen Wirkungen gleichen Amphetamine dem körpereigenen
Stoff Noradrenalin. Estmals synthetisiert wurde Amphetamin 1887 von dem
Chemiker Edelano und in verschiedenen Inhalationspräparaten zur Schnupfenbehandlung
benutzt. Amphetamine stoßen derzeit auf eine außerordentliche
gesellschaftliche Akzeptanz, werden dementsprechend häufig konsumiert
und sind in Europa die wichtigsten Grundstoffe für die Produktion
von Designerdrogen.
Zumeist werden sie als Tabletten, Kapseln und vor allem in Form von
weißem Pulver verkauft (vgl. Wilkens, W., 1995, S.42).
Amphetamine und Metamphetamine (1934 erstmalig deriviert, im Wirkungspotential
stärker als Amphetamine) wirken sich leistungssteigernd aus und fördern
Wohlbefinden, Zufriedenheit und Gelassenheit. Sie steigern das Selbstvertrauen,
die Motivation sowie die Leistungsfähigkeit. Das Hungergefühl
fällt fast gänzlich weg und das Schlafbedürfnis wird vehement
reduziert.
Unangenehme Nebenwirkungen sind bei höherer Dosierung Unruhe,
Nervosität, Gereiztheit sowie auf körperlicher Ebene hoher Blutdruck
und eine stark erhöhte Herzfrequenz. Die Wirkung hält bis zu
15 Stunden und länger an und wird von Müdigkeit, Erschöpfung
und „Katerstimmung" abgelöst.
Speed gehört zur Gruppe der Amphetaminderivate, genauer zur Untergruppe
der Phenylethylamine, deren Stammsubstanz der vom Meskalin bekannte Wirkstoff
Trimetholxyphenyl ist. Es läßt sich verhältnismäßig
einfach herstellen.
„Aus legal käuflichen Chemikalien für ca.450,- DM läßt
sich in einem entsprechenden Labor innerhalb von zehn Stunden ein kg Metamphetamin
mit einem Wert von ca.150000,- DM produzieren."
(Wilkens, W., 1995, S.45).
Die Zusammensetzung von Speed sieht in der Regel folgendermaßen
aus:
25% Metamphetamin
15% Amphetamin
15% Ephedrin
15% Koffein
30% Verschnittstoffe (Milch - und Waschpulver)
Von seiner Wirkung her ist Speed dem Kokain ähnlich, deshalb wird
es oft dann konsumiert, wenn kein Kokain verfügbar ist. Außerdem
ist Speed bei längerer Wirkungsdauer wesentlich billiger ( Ein Gramm
kostet zwischen 20,- und 40,-DM) und leichter zu besorgen. Dies hat zur
Folge, daß es sehr weit verbreitet ist und in der Techno-Szene neben
Ecstasy die größte Akzeptanz erfährt. Der Dauerkonsum führt
zum körperlichen Zerfall, Immunschwäche, Infektionsanfälligkeit
und einem allgemeinen Gefühl des „Ausgebrannt-Seins", sowohl physisch
als auch psychisch.
Im Zusammenhang mit der bereits erwähnten Unfähigkeit zum
Schlafen nach Speed-Konsum kommt es häugig zu einer Polytoxikomanie,
da von den UserInnen dann häufig Beruhigungs-und Betäubungsmittel
eingenommen werden, um schließlich doch schlafen zu können.
LSD
Lysergsäure-Diäthylamid (LSD) wurde 1938 vom Chemiker Albert
Hoffmann entdeckt. Die starke halluzinogene Wirkung entdeckte er aber erst
1943, als er LSD in einem Selbstversuch testete. Allerdings wußte
er zu diesem Zeitpunkt noch nichts vom enormen Wirkungspotential dieser
Droge, so daß er die ca. 20-fache Menge der normalerweise für
einen Rausch benötigten Menge konsumierte und ein sehr schweres und
intensives Rauscherlebnis hatte. Für einen Rausch benötigt man
lediglich 100 Mikrogramm, das sind nur 0,1 Milligramm, so daß ein
Gramm LSD ausreichen würde, um „...jeden Menschen einer kleinen Stadt
mit 100.000 Einwohnern auf eine „LSD-Reise" zu schicken." (vgl. Schmidbauer
/ Scheidt, 1987 , S.217).
LSD gehört zur Gruppe der Indol-Tryptamin-Derivate, und es besteht
eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem weiter oben beschriebenen Serotonin.
Heutzutage ist es meistens in Form von Pappen und Löschpapier, auf
die die Lösung geträufelt wurde, oder als kleine Gelatineecken,
den sog. "Micros" erhältlich.
Akute Wirkungen des LSD-Trips sind erweiterte Pupillen, ansteigender
Blutdruck sowie nicht vorhandenes Schlafbedürfnis. Als unangenehme
Nebenwirkungen können Schwindelgefühle, Übelkeit oder Brechreiz
auftreten. Das eigentliche Rauscherlebnis ist stark von der Dosierung und
vor allem von der körperlichen und psychischen Verfassung des Konsumenten
abhängig. Schlechte Laune, Niedergeschlagenheit oder gar Depressionen
sind gerade bei LSD die denkbar schlechtesten Konsumvoraussetzungen, da
hier die Gefahr eines „Horror-Trips" rapide ansteigt.
„Diese Horror-Trips gehen meist mit Panik, Todesängsten und Wahnvorstellungen
einher. Auch Überdosierungen können zu „Horror-Trips" und psychotischen
Episoden führen, wenn der Konsument dafür anfällig ist."
(Wilkens, W., 1995, S.37).
Wenn Set und Setting gut sind, beginnt sich die erwünschte Wirkung
nach einer halben bis dreiviertel Stunde einzustellen. Die Farbwahrnehmung,
die Perspektiven und das Körpergefühl beginnen sich zu verändern.
Akustische und visuelle Sinneseindrücke werden stark intensiviert
wahrgenommen, immer wieder wird von Konsumenten berichtet, daß sie
unter dem Einfluß von LSD den Eindruck hatten, die Musik fühlen
zu können. Teilweise kommt es auch zu Visionen oder Halluzinationen,
In denen etwas ganz anders wahrgenommen wird, als es tatsächlich gesehen
wird. Formen und Konturen lösen sich auf, beginnen ineinander überzugehen
und zu zerfließen. Bei einem guten Rausch kann dies sehr anregend
und unterhaltsam sein, bei einem schlechten wirkt es eher beunruhigend,
und der Konsument wünscht sich, möglichst schnell wieder „normal"
zu sein (vgl. Schmidbauer / Scheid, 1987, S.218).
„LSD ist zur Zeit zusammen mit Ecstasy und Speed der große Renner
unter den Partydrogen".
( Wilkens, W., 1995, S.37).
Dies ist meiner Meinung nach insofern bedenklich, da es gerade
beim LSD-Konsum bestimmte Regeln zu beachten gibt, die äußerst
wichtig sind, aber gerade von unerfahrenen oder jungen Party-Besuchern
oftmals vernachlässigt werden. So sind „set" und „setting" zwei ganz
auschlaggebende Faktoren für die zu erwartende Wirkung jeder Droge
im allgemeinen und ganz besonders bei LSD. Die Wichtigkeit dieser Faktoren
wird oft unterschätzt, so daß es immer wieder zu Situationen
kommt, wie sie u.a.von Lennart Grube, Mitarbeiter der DROBS in Hannover
beschrieben werden:
„Da kommt ein 15 - jähriger (!) zu uns in den Bus [Die DROBS Hannover
fährt mit einem umgebauten Bus zu Parties und bietet Gespräche
und Tips zum Safer-Use an, Anm. d. Verf.] und sagt, er hätte seinen
ersten Trip genommen, ihm ginge es sauschlecht und wann das denn endlich
mal wieder aufhören würde."
(Eigenes Protokoll der Fachtagung „Ecstasy", 17.02.1997).
LSD ist eigentlich keine Partydroge, wie es auch das Safer-Use Info
von Eve & Rave schreibt. Gerade aufgrund der möglicherweise auftretenden
psychischen Nebenwirkungen sollte diese Droge (wenn überhaupt) in
einer ruhigen, angenehmen Umgebung (Natur, zu Hause) genommen werden. Außerdem
ist es sehr ratsam, daß beim Konsum eine Person zugegen ist, die
sich mit Drogen auskennt, aber selber nüchtern bleibt, um in eventuellen
Notfällen den Überblick behalten zu können oder einen beruhigenden
Einfluß auf den Konsumenten auszuüben.
„LSD ist ein mega-heftiges Halluzinogen. Wenn man es schon nimmt, sollte
man erstens ein gewisses Alter und somit ein bißchen Lebenserfahrung
haben (...), und drittens ist es ratsam, Halluzinogene das erste Mal in
einer Umgebung zu nehmen, die einem vertraut ist und einen nicht mit Abermillionen
Impulsen und Signalen bombardiert. Ich denke da z.B. an eine Wiese o.ä..
Natürlich darf man so etwas auch nicht alleine machen bzw. Dabei allein
gelassen werden."
(Märtens, P. in Rabes M./ Harm, W., 1997, S.185).
MDA
MDA wurde bereits 1910 von den beiden Deutschen G. Mannisch und W.
Jacobson zum ersten mal synthetisiert, also zwei Jahre früher als
MDMA. Eigentlich sollte es als Mittel gegen Husten und Grauen Star eingesetzt
werden, kam aber nicht auf den legalen Arzneimittelmarkt. Um einen Effekt
auf die menschliche Psyche zu erzielen, wird eine Wirkstoffmenge von 80
mg benötigt Charakteristisch für MDA ist die im Gegensatz zu
MDMA stärkere halluzinogene Wirkung, weshalb sie von einigen Konsumenten
bevorzugt wird. Von anderen Konsumenten hingegen wird die Wirkung als „weniger
warm" und „amphetaminähnlicher" beschrieben (vgl. Wilkens, W., 1995,
S.55).
„Antriebssteigerung, Umtriebigkeit und innere Unruhe sollen bei MDA
vergleichsweise mehr im Vordergrund stehen."
(Nowoczyn, K., 1997, S.26).
In Tierversuchen hat sich herausgestellt, daß MDA neurotoxischer
ist als MDMA. Des weiteren besteht keine Kreuztoleranz zwischen diesen
beiden Drogen, „daß heißt, wenn man gegen eine der beiden Substanzen
durch zu häufigen Gebrauch eine Toleranz entwickelt hat, spürt
man trotzdem noch die Wirkung der anderen."
(Wirth, N., 1996, S.27)
MDE (MDEA)
Auch MDEA ist eine dem MDMA in der chemischen Struktur verwandte Droge.
Nachdem MDMA verboten worden war, erschien sie zum ersten Mal auf dem Markt,
was sie als eine echte Designerdroge ausweist. MDE und MDEA wurden in Deutschland
im Januar 1991, in den Niederlanden erst 2 ½ Jahre später in
das BtMG aufgenommen.
Die Wirkungsdauer von MDEA ist etwas kürzer als die des MDMA,
sie beträgt etwa 2 bis 3 Stunden bei einer benötigten Wirkstoffmenge
von 100 bis 150 mg.
Physische und psychische Effekte ähneln denen von Ecstasy, „jedoch
sollen MDEA teilweise die „kommunikativen", emotional „öffnenden"
Wirkungen fehlen und die beruhigenden Anteile der Drogenwirkung stärker
ausgeprägt sein."
(Nowoczyn, K., 1997, S.27).
Auch zwischen MDEA und MDMA besteht keine Kreuztoleranz. Die bei Tierversuchen
nachgewiesenen Gehirnschädigungen konnten bei MDEA bisher nicht gefunden
werden, „obwohl die beispielsweise in einer Studie verabreichte Dosis einer
Drogeneinnahme von einmalig 3,2 kg bei einem durchschnittlichen Erwachsenen
entsprochen hätte." (Nowoczyn, K., 1997, S.28)
Ecstasy und Speed
Neben dem Beigebrauch von Alkohol ist diese Kombination die wohl am
häufigsten vorkommende. Besonders Leute, denen die aufputschende Wirkung
von Ecstasy nicht ausreicht, nehmen gerne „ein paar Näschen" nebenher.
Vor allem wenn sich aufgrund einer Toleranzentwicklung die entaktogenen
Wirkungen von Ecstasy nicht mehr einstellen, wird schnell zu dem Amphetaminderivat
gegriffen. Ein weiterer Grund für den ansteigenden Speed-Konsum ist
die Tatsache, daß hier der aufputschende Effekt erhalten bleibt,
wenn der Konsument entsprechend der entwickelten Toleranz die Dosis erhöht.
Es besteht also keine „eingebaute Sperre" wie beim MDMA, die den Gebraucher
durch das Nicht-mehr-Eintreten der Wirkung vor zu häufigem Gebrauch
schützt.
Die Kombination dieser beiden Substanzen ist deshalb so problematisch,
weil sich die Effekte im Körper potenzieren, wodurch der Organismus
stark belastet. Wird. Die Schwelle zur Überdosierung wird schnell
erreicht, so daß die körperlichen Begleiterscheinungen (Herzrasen,
Kollaps) ebenso schnell auftreten können. Die Meinungen über
die psychische Wirkung dieser Kombination sind geteilt:
„Einige KonsumentInnen behaupten, mit Speed halte die Ecstasy-Erfahrung
länger an, andere berichten, daß die feine, einfühlsame
Wirkung von Ecstasy hierdurch verlorenginge."
(Schroers, A., 1996, S. 29)
Ecstasy und Alkohol
Wie schon weiter oben gesagt, war der gleichzeitge Genuß von
Alkohol zusammen mit Ecstasy lange Zeit verpönt. Alkohol galt als
„Spießer- und Pennerdroge" und wurde kaum konsumiert. Diese Grundeinstellung
hat sich in letzter Zeit deutlich geändert, der Alkoholkonsum nimmt
zu. U.a. haben auch trickreiche Werbestrategien, die genau auf die finanzkräftigen
18-25-jährigen Besucher von Techno-Parties gemünzt waren, zu
diesem Umschwung geführt (vgl. Rabes, M., 1995, S.18). Da der Alkoholindustrie
deutlich wurde, daß bei diesen finanzkräftigen, potentiellen
Kunden (noch) kein Geschäft zu machen war, mußten sie für
Alkohol ein neues Image finden, das zu der leistungsorientierten Zielgruppe
paßte. Ergebnis solcher Überlegungen sind immer mehr alkoholische
Getränke, die angefangen beim Design (keine langweilige Bier-oder
altbekannte Schnapsflaschenform, sondern futuristisch oder medizinisch
anmutende Flaschendesigns) bis hin zu den Inhaltsstoffen (neben Alkohol
z.B. Guarana oder Vitaminkombinationen) schamlos auf die Techno-Generation
zugeschnitten sind.
"Die Werbebotschaft lautet also: Ihr könnt Alkohol trinken und
trotzdem fit / wach bleiben."
(Wirth, N., 1996, S.30)
Psychisch gesehen kann diese Kombination schnell zu Übermut und
Selbstüberschätzung führen. Auch werden Hemmungen schneller
abgebaut, so daß der Konsument Gefahr läuft, Vernunftsüberlegungen
(...ich hab`doch schon zwei Pillen geschmissen, aber egal...) in den Hintergrund
zu stellen. Außerdem belastet hoher Alkoholkonsum Leber und Nieren
und trocknet den Körper aus. Gerade dies ist ein problematischer Punkt,
da schon alleiniger Ecstasy-Konsum zu einem Dehydrierungseffekt führen
kann. Dieser kann schnell durch Alkoholkonsum beschleunigt, bzw.verstärkt
werden.
Da MDMA auch die Temperaturregelung des Körpers beeinträchtigt,
erhöht diese Mischung ebenso die Gefahr einer Hyperthermie. Ebenso
sind die Nachwirkungen eines Ecstsy-Rausches größer, wenn Alkohol
konsumiert wurde. Kater und Müdigkeit werden am nächsten Tag
als stärker empfunden.
Ecstasy und LSD
Nach Saunders sorgt MDMA, vor der Einnahme eines LSD-Trips, für
eine positive Einstimmung auf denselben. So könne man die Ecstasy-Erfahrung
auf das Doppelte der Zeit verlängern. Bei Heimkonsum hingegen wirke
Ecstasy als Katalysator für LSD, da die psychedelische Wirkung gesteigert
werde. Ich halte diesen Ansatz für etwas problematisch. Ausgehend
von den Ausführungen über die Vorbedingungen („Set") des Konsumenten
und von der Tatsache, daß LSD als Party-Droge nicht geeignet ist,
sollte der Konsument, wenn er LSD auf einer Party nimmt, nicht vorher für
eine gute Grundstimmung sorgen müssen, sondern sie einfach haben.
Da auch ein angenehmer LSD-Trip sowohl für die Psyche als auch
für die Physis sehr anstrengend ist, und der Konsument meistens mehrere
Tage benötigt, um die empfundenen Emotionen und Erfahrungen zu verarbeiten,
sollten die beiden Drogen nicht unbedingt zusammen genommen werden. Ist
sich ein Gebraucher seiner positiven Grundstimmung nicht sicher genug,
sollte er lieber vom Konsum absehen.
Ecstasy und Cannabis
Cannabis (die Bezeichnung soll hier zusammenfassend für Marihuana
und Haschisch benutzt werden) ist eine mild psychoaktive Droge, deren Wirkung
vom darin enthaltenen THC (Tetra-Hydro-Cannabinol) verursacht wird. Das
Wirkungsspektrum geht weit auseinander und wird von Konsumenten teilweise
sehr unterschiedlich beschrieben. Dies liegt wohl hauptsächlich daran,
daß eine tendenziell einheitliche Wirkung die Verstärkung der
vorher bereits empfundenen Stimmung ist. Wenn ein Konsument niedergeschlagen
oder traurig ist, so wird er sich nach Genuß eines Joints nicht plötzlich
seines Lebens freuen. Unter Party-Besuchern ist der Konsum von Cannabis
sehr weit verbreitet. Dies macht sich u.a. schon an der „Dampfwolke" fest,
die man eigentlich in jedem Chill-Out - Raum beobachten kann:
„...wegen der dämpfenden Wirkung des THC wird Cannabis oft
in der Chill-Out- Phase von Techno-Parties benutzt."
(Schroers, A., 1996, S.28).
Der gleichzeitige Konsum von Ecstasy und Cannabis scheint aufgrund
der relativ milden Wirkungsweise des letzteren und der in den meisten Fällen
positiven und entspannten Grundstimmung der Konsumenten weniger problematisch
zu sein, als es an manchen Stellen behauptet wird (z.B.von Poelke, 1995,
S.17). Nach Zurhold kann Cannabis in Zusammenhang mit Ecstasy aufgekommene
Spannungsgefühle abmildern, allerdings kann auch genau das Gegenteil
eintreten. Die Richtung der Co-Wirkung ist sehr stark abhängig von
anderen Einflußfaktoren (Qualität des Cannabis, Erfahrung im
Umgang damit usw.).
„Zwar haben sich tatsächlich einige Leute übers Kiffen beruhigen
können aber gegenteilige Aussagen sind uns auch bekannt."
(Märtens, P. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.185)
Zusammenfassend kann man nichts Definitives über diese Mischung
sagen. Einige Konsumenten vertragen sie gut und mögen es, um die ausklingende
Phase der Ecstasy-Wirkung sanfter zu gestalten. Andere Konsumenten berichten
von Spannungs-und Unsicherheitsgefühlen.
Hier soll ein kurzer Überblick über das Maß der Strafe
gegeben werden, mit welchem der Besitz von Ecstasy oder ähnlichen
Substanzen belegt wird. Seitdem MDMA in das Betäubungsmittelgesetz
aufgenommen wurde, verhält sich grundsätzlich jeder, der im Besitz
davon ist, kriminell. Die juristischen Folgen, bzw.das Strafmaß hängen
in erster Linie
von der Quantität des Drogenbesitzes bzw.des Verkaufes ab. Grundsätzlich
wird ein Unterschied zwischen einer „geringen Menge" und einer „nicht geringen
Menge" gemacht. Bei der „geringen Menge" handelt es sich um die Substanzmenge,
bei der nach Anwendung des § 29, Absatz 5 des BtMG von einer Bestrafung
abgesehen werden kann (!). Hierfür wird allerdings die Bedingung gestellt,
daß das Betäubungsmittel lediglich zum Eigengebrauch in geringer
Menge hergestellt, eingeführt, ausgeführt, erworben, oder auf
andere Weise besessen wird. Bei MDMA bedeutet dies, daß den Strafverfolgungsbehörden
bei einer Menge von ca. 2-3 Konsumeinheiten, welche mit einer Tablette
mit einer enthaltenen Substanzmenge von ungefähr 100-150 mg Reinsubstanz
gleichzusetzen sind, die Möglichkeit haben, von der Ahndung des Delikts
abzusehen. Allerdings wird die Anwendung dieses Paragraphen je nach Bundesland
unterschiedlich gehandhabt. So wird der § 29, Abs.5 in Bayern nicht
angewendet, so daß schon beim Besitz einer halben Ecstasy-Pille Geldbußen
von mehreren hundert Mark keine Ausnahme sind. Zusätzlich gibt es
noch den § 31a des BtMG, nach dem von der „Verfolgung" eines Täters
abgesehen werden kann, wenn die Schuld des Betroffenen als „gering" anzusehen
ist, kein „öffentliches Interesse" an der Strafverfolgung besteht
oder die auffällig gewordene Person die Betäubungsmittel lediglich
zum Eigengebrauch besitzt. Da der Bundesgerichtshof bis jetzt noch nichts
Endgültiges festgelegt hat, orientieren sich die einen Landgerichte
an den Entscheidungen der anderen. Die Grenzwerte für „nicht geringe"
Mengen werden im Sinne weniger schwerer Fälle wie folgt definiert:
MDMA 24g
(ca. 200 KE á 120 mg )
MDEA
34g (ca. 200 KE á 170 mg )
MDA
48g (ca. 600 KE á 80 mg )
Amphetamin 10g (ca. 200 KE á 50 mg )
LSD
6g (ca. 120.000 KE á µ50 )
Nach Schroers wird anstelle der Konsumeinheiten manchmal auch die Base
der Substanz zugrundegelegt (ebd., 1996, S.43).
Problematisch ist diese Grenzwertsetzung für den Konsumenten allerdings
in folgender Hinsicht: Da es bisher sehr schwierig ist, seine Pillen auf
ihre Zusammensetzung bzw. Ihren Wirkstoffgehalt überprüfen zu
lassen, weiß er nicht, mit wie vielen Pillen seiner derzeitigen Sorte
er diese Grenzwerte erreicht oder überschreitet. Dazu kommt noch,
daß jedes Landgericht entscheiden kann, daß die oben angegebenen
Grenzwerte zu hoch
seien und die „geringen Mengen" niedriger ansetzen können. Außerdem
spielen bei einer eventuellen Verurteilung noch andere Faktoren eine Rolle,
z.B, ob die auffällig gewordene Person beim Verkaufen oder Weitergeben
der Pillen beobachtet wurde (sehr unvorteilhaft), ob sie schon vorher straffällig
wurde und ob sie ein Geständnis abgelegt hat.
Nach dem Rauschgiftjahresbericht des BKA ist bei den polizeilich registrierten
Rauschgiftdelikten im Jahr 1995 eine deutliche Zunahme im Vergleich zu
1994 festzustellen (ebd., 1995, S.11). Der Anstieg beträgt 19,7%.
Besonders bei den Partydrogen sind hohe Zuwachsraten zu verzeichnen. Bei
den Amphetaminen beträgt sie 102,3%, bei LSD 62.5%, bei Kokain 25,9%.
Die Zuwachsrate mit anderen Betäubungsmitteln, zu denen auch Ecstasy
zählt, beträgt 40,9%.
"Die Gesamtzahl der Erstauffälligen Konsumenten harter Drogen
(EKhD) hat mit einem Anstieg um 4,9% auf 15.230 eine neue Rekordhöhe
erreicht, die ausschließlich auf die Entwicklung im Bereich der synthetischen
Betäubungsmittel zurückzuführen ist."
(BKA, Rauschgiftjahresbericht 1995, S.6).
Dagegen ist in Zusammenhang mit Heroin eine abnehmende Erstauffälligenzahl
(-18.0%) sowie eine gesunkene Sicherstellungsmenge (-41,3%) zu verzeichnen.
Auch bei den Sicherstellungszahlen in Zusammenhang mit Partydrogen
ist ein rapider Zuwachs zu beobachten:
Sicherstellungen in der Bundesrepublik Deutschland 1994 und 1995
Rauschgiftart | 1995 | 1994 |
Heroin | 933 kg | 1590 kg |
Opium | 15 kg | 35 kg |
Kokain | 1845 kg | 767 kg |
Amphetamin | 138 kg | 120 kg |
Ecstasy | 380.858 KE | 238.262 KE |
LSD | 71.069 KE | 29.627 KE |
Haschisch | 3809 kg | 4033 kg |
Marihuana | 10436 kg | 21660 kg |
Haschischöl | 2834 kg | 1434 kg |
Man sieht, daß der größte Zuwachs bei den Sicherstellungen
mit 59% bei Ecstasy liegt, hingegen die Sicherstellungen bei Heroin, wie
schon gesagt, um 41,3% niedriger lagen.
Bei der Zahl der Erstauffälligen Konsumenten harter Drogen ist
die Tendenz ähnlich:
Rauschgift | 1995 | 1994 |
Gesamtzahl | 15230 | 14512 |
Heroin | 6970 | 8501 |
Kokain | 4251 | 4307 |
Amphetamin | 3119 | 2333 |
Ecstasy | 2371 | nicht bekannt |
LSD | 772 | 321 |
sonstige | 26 | 490 |
Die öffentliche Meinungsbildung und Wahrnehmung aktueller Jugendkulturen
ist in den meisten Fällen durch die Darstellung in den Medien wesentlich
vorbelastet. Ständig begegnet man sich immer wieder wiederholenden
Vorurteilen gegenüber Jugendkulturen, die andauernd aktualisiert werden.
So war die Hippie-Bewegung eine „Horde bekiffter und LSD-berauschter junger
Menschen, die keine Lust hatten zu arbeiten und stattdessen wilde Orgien
zusammen feierten". Das weitverbreitete öffentliche Bild der Techno-Szene
könnte man ungefähr so beschreiben: Die Techno-Szene tanzt zu
einer schwachsinnigen, künstlichen und monotonen Musik und steigert
sich in sinnlose, ungesunde und lediglich durch Drogen ausgelöste
Tanzexzesse hinein, die von Freitagabend bis Sonntagmittag andauern. Außerdem
ist es eine künstliche Jugendkultur, eine von der Industrie gelenkte
Massenmanipulation von Jugendlichen.
Im folgenden Kapitel soll die neben dem medialen Klischee real existierende
Techno-Szene beschrieben werden, die mit geschätzten 1,5 Millionen
aktiven Teilnehmern neben der „Hip-Hop"-Kultur die wichtigste der 90-er
Jahre ist (vgl. Richard, B., eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy,
1997).
„Techno is music made by humans; in its most definitive forms it sounds
like it is made by machines."
(Mc Ready, J. in Feist, U., 1996,S.63)
Was ist das für Musik, die nach der Meinung einiger auch von Maschinen
gemacht sein könnte? Ist es nur eine stumpfe und sinnlose Aneinanderreihung
von synthetischen Tönen, oder steckt mehr dahinter? Klaus Schulze,
der fast 50-jährige Pionier elektronischer Musik, und seit 25 Jahren
Produzent unzähliger Veröffentlichungen in diesem Genre, beschreibt
den heutigen Techno so:
"Das ist ja fast genau das Gleiche, was wir in den siebziger Jahren
gemacht haben, nur daß die Produzenten heute eine durchgehende Bassdrum
darunterlegen."
(Claus, C. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.74).
Diese durchgehende Bassdrum, die einen gleichmäßigen und
stampfenden Rhythmus im 4/4 -Takt produziert, war Mitte der achtziger Jahre
das revolutionäre Element im Bereich der elektronischen Musik.
Eigentlich beginnt die Geschichte des Techno bereits mit der Möglichkeit
des Kaufes eines elektronischen Musikinstruments. Der bereits erwähnte
Klaus Schulze bildete zusammen mit „Tangerine Dream" und der Gruppe „Kraftwerk"
das Fundament elektronischer Musik, auf das sich fast jeder heute populäre
Musiker dieses Bereiches beruft. Die 1968 gegründete Düsseldorfer
Gruppe Kraftwerk definierte ab 1975 die Musik auf eine neue Art und Weise,
als sie konventionellen Musikinstrumenten den Rücken kehrte und anfing,
ihre Musik mit dem damals auf den Markt gekommenen „Moog-Synthesizer" vollsynthetisch
zu komponieren. In den achtziger Jahren beschäftigten sich dann Musiker
bzw. Produzenten mit den Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man
zwei Platten nebeneinander laufen läßt, sie vom Tempo her aneinander
angleicht und zwischen ihnen hin und her springt, um so einen neuen „Track"
zu kreieren. Als dann die ersten Schlagzeugcomputer auf dem Markt erschienen,
folgte die Idee, der Musik einen durchgehenden Beat zu verpassen und die
einzelnen Lieder ineinander übergehen zu lassen, um so die Illusion
eines einzigen, die ganze Nacht lang andauernden Stücks zu schaffen.So
wurde der Person des Diskjockeys (DJ) eine ganz neue Bedeutung zuteil.
Als „Keimzelle" des Techno gelten die Städte Chicago und Detroit,
Chicago mit einem eher vom Disco-Sound der siebziger Jahre beeinflußtem,
Detroit mit einem etwas härterem und schnellerem Sound. Seltsamerweise
war es gerade die Musik von Kraftwerk, in Deutschland lange Zeit nicht
gerade erfolgreich, die im rezessionsgebeutelten Detroit großen Anklang
fand und die von den Vorreitern der Szene wie Juan Atkins und Derrick May
als Initialzündung bezeichnet wird, ohne die der heutige Techno wohl
gar nicht existieren würde (vgl. Claus, C. in Rabes, M. / Harm, W.,
1997, S75).
In Europa, genauer in England, begannen DJ's 1987 damit, Soul-und Funkanklänge
aus Chicago sowie Techno-Anklänge aus Detroit zu verbinden und sie
mit langgezogenen „fiependen und schrillen" Tönen zu verbinden. Die
„Acid-House"-Welle wurde ausgelöst und schwappte auch in Form von
Parties und gelben „Smileys" in allen erdenklichen Variationen nach Deutschland
über. Diese Welle flaute allerdings genauso schnell ab, wie sie gekommen
war. 1990 wurde dann das Geburtsjahr von Techno, wie man ihn heute kennt.
Frankfurt am Main und Berlin kristallisierten sich als Zentren des neuen
Sounds heraus und die ersten DJ's, die ihn auflegten, zählen heute
noch zu den Führenden innerhalb der Szene (WestBam, Sven Väth,
Dr.Motte). Viele Anhänger sorgten sich damals noch darum, daß
Techno durch seine schnell einsetzende kommerzielle Ausschlachtung dasselbe
Schicksal wie die einige Jahre zuvor populäre Neue Deutsche Welle
ereilen könnte, nämlich das schnelle Verschwinden. Dem war aber
keineswegs so.
Durch eine früh einsetzende Aufsplittung der Szene in autonome
kleinere Sparten und durch enormen Anklang und eine sich rasch verbreitende
Popularität setzte sich Techno in der Musiklandschaft fest und ist
zu einer eigenständigen Musiksparte geworden.
Aufgrund der Aufsplittung der Szene, der Variabilität dieser Musik
und der Kreierung immer neuer Stile im Bereich der elektronischen Musik
ist es heutzutage eigentlich unmöglich geworden, von der Techno-Musik
zu sprechen. Die verschiedenen Stilarten werden eigentlich nur unter diesem
Begriff zusammengefaßt. Zwar muß man bedenken, daß einige
angeblich neue Unterarten lediglich von gewitzten Marketing-Strategen erdachte
Synonyme für bereits Dagewesenes sind, um die Umsätze anzukurbeln,
aber insgesamt bestehen teilweise doch recht gravierende Unterschiede zwischen
den Besuchern verschiedener Parties. Die einzelnen Gruppen und die damit
auch verschiedenen Motive, eine Party zu besuchen, sind auch aus dem Blickwinkel
sozialpädagogischer Arbeit zu betrachten. Deshalb beschreibe ich im
folgenden einige der Unterarten des Oberbegriffes Techno. Hierbei einen
Anspruch auf Vollständigkeit geltend zu machen, ist nicht möglich.
Teilweise verzweigen sich die Gruppen im einzelnen noch weiter, teilweise
ist es reine Interpretations - oder Ansichtssache, in welche Sparte ein
Track eingeordnet werden müßte. Bei der Beschreibung beziehe
ich mich einerseits auf den Vortrag von Dr. B. Richard, gehalten im Rahmen
der Fachtagung „Ecstasy" zum Thema „Techno - Musik", andererseits greife
ich auf eigene Erfahrungen mit der Musik und dem Publikum auf verschiedenen
Parties zurück.
Hauptunterscheidungsmerkmal der einzelnen Stile ist die Anzahl der
Bass-Drum-Anschläge pro Minute, also die „Geschwindigkeit" eines Tracks.
Diese wird im Allgemeinen mit der Abkürzung Bpm (Beats per minute)
bezeichnet.
Trance
Trance ist wohl eine der wichtigsten und meistverbreiteten Unterarten des Techno. Sie wird als Trance bezeichnet, weil sie im Gegensatz zu einigen anderen Unterarten keinen besonderen Wert auf besonders hohe Geschwindigkeit legt, die Bpm-Zahl bewegt sich zwischen 120 und 170. Trance versucht vielmehr, den Hörer durch Einsatz von für das Ohr „wohlklingenden" sich oft wiederholenden Passagen in eben eine solche Trance zu versetzen.
„Trancezustände können durch viele Formen der Musik erreicht
werden, meist sind es diese genialen Verbindungen von einigen wenigen Soundelementen,
die die Zuhörenden durch ständige Wiederholungen auf andere Levels
zu heben vermögen."
(Koch, 1995, S.102).
Bekannte Vertreter der Trance-Musik sind Sven Väth, Cosmic Baby,
Laurent Garnier und Gary D.
Breakbeat, Jungle, Drum and Bass
Bei diesen Spielarten erfolgt eine Form der Vermischung von Techno
und HipHop. Hip Hop Rhythmen werden in ihrer Geschwindigkeit gepitcht,
das heißt beschleunigt, und von stakkatoartigen Snare-Drum-Anschlägen
untermalt. Kennzeichnend ist eine nicht durchgängige Bassline, die
Bass-Drum-Anschläge werden vielmehr mit den Snare-Anschlägen
zu einer auf den ersten Höreindruck ziemlich hektischen und unhomogenen
Mischung verstrickt. Auch das Grundtempo des Breakbeats ist ziemlich hoch,
die Bpm-Zahl liegt zwischen !60 und 180.
Beim Jungle, der vor ca. zwei Jahren eine großen Medien-Hype
erlebte, wird diese Mischung noch durch Reggae-Anteile, teilweise mit vereinzelten
Stimmen und / oder Gesang ergänzt.
Drum and Bass ist ein typisches Beispiel für die Einführung
eines alten Produktes unter neuem Namen, was natürlich auch neue Käufer
beschert. Im Grunde ist es nichts anderes als der beschriebene Breakbeat,
lediglich etwas ruhiger und nicht ganz so hektisch. In einigen Tracks findet
man sogar Merkmale der Jazz-Musik wieder (Saxophon, warme Frauenstimmen).
Acid
Acid-Musik ist mit 130 -160 Bpm zwar nicht besonders schnell, stellt
aber dennoch eine eigene Untergruppe der Techno-Musik dar. In keiner anderen
Unterart des Techno ist nämlich ein technischer Ausrüstungsgegenstand
so wichtig wie der 303-Synthisizer von der Firma Roland für Acid.
Mit diesem Gerät lassen sich Töne auf beliebige Art und Weise
sowohl in ihrer Länge als auch in ihrer Höhe variieren, was den
typischen „Sound" dieser Musik ausmacht. Man kann sie mit den Adjektiven
schwirrend, hoch, zwitschernd und nervös beschreiben.
Vertreter des Acid-Sounds sind Miss Djax und Ritchie Hawtin.
Gabber
Gabber gilt als die schnellste, aggressivste und extremste Form der
Techno-Musik, weshalb sie n vielen Stellen auch als „Hardcore-Techno" bezeichnet
wird. Aufgrund seiner Schnelligkeit, die Bpm-Zahl beträgt 150-250,
ist Gabber eigentlich gar nicht mehr tanzbar. Stattdessen werden Arme und
Beine wie verrückt nach vorne geworfen, was diesem „Tanzstil" ein
recht seltsam anzuschauendes Erscheinungsbild verleiht. Gabber ist vor
allem in den Niederlanden sehr populär, er gilt hier als Ausgleich
zu der sonst meist recht ruhigen Musik auf Parties, auf denen meist House-Musik
gespielt wird. Entsprechend der Geschwindigkeit der Musik ist Speed die
unter den Gabber-Anhängern meistverbreitete Droge, anders läßt
sich der anstrengende Bewegungsstil wohl auch nicht realisieren.
Obwohl die Techno-Szene im Allgemeinen als sehr gewaltfrei gilt, stellt
die Gabber-Szene eine Ausnahme dar. Gerade unter den gewaltbereiten Anhängern
der in deren Augen verfeindeten Fußballvereine Feynod Rotterdam und
Ajax Amsterdam ist Gabber sehr beliebt, und diese Fehde wird des öfteren
auf Gabber-Parties ausgelebt. Auch eine gewisse „Rechtslastigkeit" in der
politischen Gesinnung kann man hier des häufigeren antreffen.
House
Die House-Musik hat ihre Wurzeln im Disco-Sound der siebziger Jahre.
Obwohl sie heute eine eigenständige Sparte innerhalb der Techno-Musik
ist, kann man sie als Vorläufer von Techno bezeichnen. Wie oben beschrieben
gilt Chicago mit seinem House zusammen mit Detroit als „Geburtsstätte"
von Techno. House ist von seinem Grundtempo von 110-140 Bpm relativ langsam.
Als charakteristisch gelten „jazzige" Untertöne und sehr oft der Einsatz
von „richtigem" Gesang. Gerade bei schwulen Partygängern ist House
sehr beliebt. Das Durchschnittsalter des Publikums liegt in der Regel
etwas höher als das auf anderen Parties. Auf ein „freakieges und teilweise
auch edleres Styling legen die Besucher von House-Partys einigen Wert.
Ambient
Wenn es auf einer Techno-Party einen Chill-Out Bereich gibt, dann wird
dort fast immer Ambient gespielt. Es ist eine sehr ruhige Musik, bei der
in vielen Fällen überhaupt keine durchgehende Basslinie enthalten
ist. Statt dessen werden viele angenehm und ruhig klingende Töne oder
Passagen zu einer „Klangcollage" zusammengefügt, die in ihrer Art
oft an meditative Musik erinnert. So eignet sie sich gut dafür, in
Chill-Out Räumen, die ja zur Erholung und Abkühlung der Party-Besucher
gedacht sind, gespielt zu werden.
Bekannte Ambient-Projekte sind The Orb, KLF und The Future Sound Of
London.
GOA-Trance / Techno
Diese Unterart von Techno ist nach dem Bundesstaat in Indien benannt,
der schon seit langer Zeit für besondere Parties am Strand oder im
umliegenden Regenwald bekannt ist. Unter den Besuchern von Goa-Parties
kann man oft Verweise auf die Hippie-Generation finden. Dies fängt
bei der Kleidung an, die oft an die Mode der siebziger Jahre angelehnt
ist. Dies äußert sich auch an oft zu sehenden Schlaghosen, bunter
Kleidung mit teilweise psychedelischen Mustern und langen Haaren der Besucher.
Die Goa-Musik ist in ihrer Art ziemlich eingängig, „tribal-ähnliche"
Einflüsse sind genauso oft zu finden wie psychedelische Passagen in
vielen Wiederholungen und Variationen. Meistens gibt es innerhalb der einzelnen
„Tracks" einen akzentuierten Höhepunkt, der für den Hörer
/ Tänzer besonders energiereich herüber kommt.
Auffällig auf Goa-Parties ist das im Gegensatz zu anderen Techno-Parties
deutlich höhere Durchschnittsalter der Besucher und die geringe Verbreitung
von teurer Kleidung mit Aufdrucken bekannter Hersteller. Des weiteren kann
man eine klare Tendenz zum ungehemmten Einsatz von Drogen erkennen, wobei
gerade LSD von vielen Besuchern favorisiert wird. Auch wird auf fast jeder
Goa-Party Lachgas aus Druckbehältern verkauft, wozu ich leider keinerlei
Literaturverweise gefunden habe.
Eine gewisse „Naturnähe" kann man in der Goa-Szene auch
beobachten. Innerhalb der Techno-Szene gibt es keine Unterart, in der Freiluftparties
auf Feldern, im Wald oder Steinbrüchen vorkommen. Dies kann man wohl
auch als eine Art Reminiszenz an die Hippie-Bewegung eshen.
Es wäre falsch zu denken, eine Techno-Party bestände lediglich aus einer großen, leeren Halle, ein paar DJ's und einer Musikanlage. Diejenigen Veranstalter, die noch nicht vor dem Reiz des schnellen Geldes kapituliert haben und in die Organisation einer Party viel Zeit und Mühe investieren, beachten immer noch einen der Aspekte, die Techno zu dem gemacht haben, was er heute ist.
Um eine Techno-Party zu einem Gesamtkunstwerk werden zu lassen, müssen
Flyer (postkartengroße Pappzettel) gedruckt werden, die auf die Party
aufmerksam machen, also für sie werben. Die Dekoration der Halle muß
geplant und realisiert werden, und die Zusammenstellung des Programmablaufs
sollte stimmig sein, denn die Leute zahlen viel Geld für eine Party
, und dementsprechend sollte auch der Gegenwert sein, den sie dafür
bekommen.
Da langanhaltendes Tanzen eine kräftezehrende und schweißtreibende
Angelegenheit ist, hat es sich auf Parties ziemlich schnell etabliert,
einen Chill-Out Raum einzurichten, sofern es die räumlichen Gegebenheiten
zulassen.
„Auf den Parties befinden sich zumeist sog."chill-out"-Räume,
häufig mit Matratzen ausgelegt und „spacig" eingerichtet."
(Schroers, A., 1996, S.65).
In diesem Chill-Out ist es möglich, sich hinzusetzen, es wird
vorwiegend Ambient gespielt (siehe Unterarten des Techno), und die Temperatur
sollte ein bißchen niedriger als auf der Tanzfläche sein. Auf
vielen Parties wird mittlerweile auch kostenlos frisches Obst angeboten,
sicherlich eine gute Sache, angesichts der Eintrittspreise aber durchaus
im Bereich des Möglichen.
Fast genauso wichtig wie die Musik ist eine gute Dekoration auf einer
Party. Es werden auf die Musik abgestimmte Lichtanimationen verwendet,
genauso wie Diaprojektionen und Videobeamer. Gerade auf diesen Punkt legt
Hans Cousto vom Berliner Verein „Eve & Rave" sehr viel Wert. Er vergleicht
eine Diskothek von der technischen Seite her mit einer „Großraummindmachine".
Mindmachines sind technische Aufbauten in z.B. kleinen Zelten, in denen
der Betrachter entspannt liegt und von allen Seiten mit visuellen und auditiven
Reizen versorgt wird. Diese Reize wirken mit bestimmten Schwingungen und
Frequenzen, die elektronisch durch einen Computer nach streng wissenschaftlichen
Kriterien gesteuert werden, auf das Gehirn ein. Ziel dieser Mindmachines
ist es, den Betrachter in kurzer Zeit in tiefe Entspannungszustände
zu versetzen. Mindmachines werden in der Medizin angewendet, vorwiegend
im Bereich der Sucht-und Schlaftherapie, genauso wie bei Meditationsübungen
(vgl. Cousto, H., 1995, S.60-62).
Techno, und vor allem die Parties, auf denen Techno gespielt wird,
besteht nicht nur aus der Musik, wobei sie natürlich das ausschlaggebende
Kriterium ist. Aber Licht, Sound und Rhythmus bestimmen die Stimmungen
der Besucher mit. Und diese Faktoren bilden zusammen mit den teinehmenden
TänzerInnen und dem DJ ein „multimediales Gesamtkunstwerk" (ebd.,
1995, S.32).
"Der Ecstasy-Rausch ist bei diesen Veranstaltungen eingebettet in ein
„Gesamtkunstwerk" aus Tekkno-Musik, Tanz, Laser- und Licht-show, Dekoration,
Ambiente und stimulierenden Personen."
(Schroers, A., 1996, S.65)
In letzter Zeit ist allerdings ein gewisser Rückgang bei Massenveranstaltungen
zu erkennen, abgesehen natürlich von solchen Events wie der „Mayday"-Party
in in Dortmund bzw. Berlin. Diese Party wird auch als die „Mutter aller
Parties" bezeichnet Claus, C. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.84).
Dieser Rückgang hängt sicherlich mit der 1995 / 96 quantitativ
stark angestiegenen Zahl von großen Raves zusammen, bei denen allerdings
die Qualität des öfteren stark zu wünschen übrig ließ.
„In der jüngsten Vergangenheit betraten immer wieder regelrechte
Abzocker das Feld, die für wenig Aufwand viel Geld verlangten und
so den ehrlichen Veranstaltern das Leben schwer machten."
(ebd., S. 84).
Eine Art Rüchkehr in die kleinen Clubs hat stattgefunden, die
Raver scheinen mittlerweile lieber im „kleineren Kreise" mit 200-300 anderen
zu feiern als auf Großveranstaltungen mit Besucherzahlen, die teilweise
über 10.000 lagen. Auch in Bezug auf die „Mayday" mehren sich die
Meinungen derer, die das ganze für eine rein kommerzielle Angelegenheit
halten.
„Allerdings werden auch hier [ bei der Mayday, Anm.d.Verf.] die
Stimmen derer lauter, die ein abfallendes Niveau zugunsten eines höheren
Profits befürchten."
(ebd., S 84).
Von dem typischen Techno-Publikum zu sprechen, ist wegen der Buntgemischtheit
eines Party-Publikums eigentlich gar nicht möglich. Einer der am höchsten
gehaltene Wert der Szene ist die Toleranz anderen gegenüber.
„Die Partygäste sind nach Alter, Bildungsstand, Abstammung und
sozialer Schicht bunt durcheinander gewürfelt, und genau das macht
die Szene aus."
(Wirth, N., 1996, S.50).
Die Besucher von Techno-Veranstaltungen stellen gewissermaßen
einen „Schmelztiegel" aller bisher dagewesenen Szenegruppierungen dar,
die in der Musik gemeinsame Vorlieben gefunden haben (Tanz, Spaß,
Ekstase) und diese im Techno ausleben können.
„So wird es möglich, daß Skin-Heads, ehemalige Anhänger
der Indie-, Punk-, Schwulen- und Ökoszene gemeinsam ein „Party-Imperium"
aufbauen konnten.Während alle anderen Musik szenen eine Spezifizierung
in Bezug auf die Verhältnisse, Probleme und Stimmungen der unmittelbaren
Umwelt haben, ist Techno offen."
(Zeitschrift „Highlife", 1/97, S.40).
Eine der Hauptsachen ist es, kein Spießer zu sein, sondern auffällig
und „abgefahren" angezogen zu sein. Und in kaum einer anderen Szene findet
man eine dermaßen große Vielfalt von phantasievollen Outfits,
die manchmal eher an Karneval erinnern, als an eine Party.
Die Party-Szene setzt sich überwiegend aus 16-22-Jährigen
zusammen, aber es finden sich auch ältere Besucher, die Grenze nach
oben ist eigentlich offen, Wirth führt hier als Beispiel Hans Cousto
an, den 47-jährigen Mitarbeiter von „Eve & Rave e.V. und Verfasser
des Buches „Vom Urkult zur Kultur".
Sehr auffällig ist allerdings der große Anteil von unter
18-jährigen, die sich nach dem Jugendschutzgesetz noch gar nicht in
Diskotheken oder Nachtclubs aufhalten dürften.
Die wenigsten der Techno-Fans sind in ihrem „Alltagsleben" sozial auffällig,
die meisten befinden sich in funktionierenden sozialen Bezügen und
gehen während der Woche zur Arbeit oder in die Schule. In der FAZ
wird Techno als „die Musik vor allem weißer Mittelstandskids" beschrieben
(ebd, 07.07.94). Dies ist vor dem Hintergrund der mit dem Besuch einer
Party verbundenen finanziellen Aufwendungen gut nachvollziehbar. Bei einer
größeren Party / Rave liegen die Eintrittspreise in einer Spanne
von 25,--50 DM,-. Auch in einer Disko, in der Techno gespielt wird, muß
der Besucher in der Regel höhere Eintrittspreise in Kauf nehmen, als
in einer „normalen" Disko. Dazu kommen die Preise für Getränke,
Drogen und eventuell noch passendes Outfit. So kommt man schnell auf Kosten
für einen Abend, die ab mindestens 50.- DM, meistens aber zwischen
100,- und 150.-DM liegen (vgl. Wirth, N., 1996, S.50). Es wird deutlich,
daß es sich finanziell schlechter gestellte Leute nicht leisten können,
Techno-Parties zu besuchen.
Innerhalb der Szene ist jedenfalls keine Aussteigermentalität
zu beobachten:
„Die Anhänger sind keine abgewrackten 'Aussteiger' und sie verstehen
sich auch nicht als solche. Stark vertreten sind Arzthelferinnen und Kaufleute,
Versicherungsvertreter, Beamtenanwärter, Studentinnen, Krnkenpfleger
und Sprachenschüler."
(Hurrelmann, K. in Magazin für die Polizei, 26, 1996)
Insgesamt gesehen kann man zwei Gruppen von Party-Besuchern ausmachen,
wobei die Grenzen allerdings fließend sind. Zum einen sind es diejenigen,
die sich zum großen Teil über Techno identifizieren, ihn gewissermaßen
zu einem Lebensinhalt gemacht haben und sich der Szene zugehörig fühlen.
Zum anderen gibt es Leute, die sich zwar nicht unbedingt mit der Techno-Kultur
identifizieren und sich auch nicht als Raver fühlen, aber dennoch
Techno-Parties besuchen und dort genauso viel Spaß haben wie die
anderen, nur daß ihre Kontakte mit der Szene quantitativ weniger
sind.
Helmut Ahrens, der sich mit den verschiedenen Techno-Szenen befaßt
hat, ordnet die Berliner Szene von der Altersstruktur her zwischen 16 und
36 Jahren an. Der „harte Kern" indes, also Leute, die der Szene schon seit
mehreren Jahren zugehörig sind, läge zwischen 20 und 26 Jahren.
Das Verhältnis der Geschlechter sei freitag abends noch ziemlich ausgewogen,
ändere sich aber, je weiter das Wochenende fortschreitet.Samstags
bestände das Publikum nur noch aus einem Drittel bis einem Viertel
aus Frauen. (vgl. Ahrens, H., 1993, S.37)
Über politische und moralische Werte innerhalb der Techno-Szene
gibt es sehr viele verschiedene Auffassungen. Während einige Autoren
in der Rave-Szene eine Fortsetzung revolutionärer Traditionen sehen
(z.B. T. McKenna ), sprechen andere den Party-Besuchern jedes politische
Bewußtsein ab und ordnen Parties in die Sparte „kollektives Wochenendvergnügen
gelangweilter Mittelklassekids" ein. Auffällig in der Literatursichtung
ist die Tatsache, daß auf der einen Seite Leute, die mit Techno zu
tun haben, oder aktiv in der Szene tätig sind, sich auf eine positive
Art und Weise zu solchen Fragestellungen zu äußern, während
andere kein einziges gutes Wort für die Techno-Fans übrig haben.
Im folgenden sollen erstmal Beispiele aus der Literatur gegenübergestellt
werden, die zeigen sollen, wie weit die Meinungen auseinandergehen.
Einige Autoren sehen in der Techno-Szene eine Basis oder ein Potential
für politische Veränderungen, so z.B. der weiter oben erwähnte
T. McKenna:
„I see the rave culture, developing here at the end of the 20th century,
as the inheritor of all this energy - Modern art, Jazz, Rock and Roll,
Dada. The whole antibourgeois impulse which began as an avatgarde agenda
in the late 19th century is actually an impulse for cultural survival that
is probably our last sane thought before we descend into the Apocalypse
or something."
(Interview in der Zeitschrift „Alternative Press", aus Krollpfeiffer,
K., 1995, S.88).
McKenna erwähnt in diesem Kontext auch ein „archaisches Revival",
das eine Basis für politische Veränderungen darstellen könnte
(vgl.ebd., S. 88).
Autoren wie eben dieser McKenna nennen die Rave-Bewegung in einem Atemzug
mit der „68-er Revolte" und ähnlichen revolutionären Jugendbewegungen,
während andere die Szene für etwas gänzlich Unpolitisches
halten. In dem bereits zitierten Artikel aus der FAZ vom 07.07.94 schreibt
der Autor folgendes:
„Nach Jahrzehnten, in denen Jugendbewegungen und Popmusik jeglicher
Stilrichtungen ausnahmslos als Gegenkulturen verstanden wurden, deren Schicksal
früher oder später unweigerlich in Kommerzialisierung und Vereinahmung
mündete, hat Techno den einzig möglichen Weg gewählt, mit
seinen Idealen nicht zu scheitern.Techno hat keine Ideale. Er hat keinen
politischen oder gesellschaftskritischen Aspekt."
(Spiegel, H., ebenda).
Es gibt einige kritische Stimmen wie diese, die den Techno-Anhängern
jedes politische Bewußtsein absprechen und Techno-Parties als reines
Fluchtphänomen sehen, in welches der Alltag in all seiner Eintönigkeit
keinen Zutritt hat und anstelle dessen Drogen konsumiert werden, um sich
nicht mit deprimierenden Gedanken rumschlagen zu müssen. Andere Autoren
gehen sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnen die Techno-Anhänger
als Menschen, für die außer der Party gar nichts anderes von
Wert ist:
„Das Leben dieser Menschen [das der Techno-Anhänger, d. Verf.]
beschränkt sich aufs Wochenende - oder wenigstens das, was sie als
Leben bezeichnen und erleben. Für sie ist der Alltag eine Qual, die
Arbeit ist frustrierend, die Arbeitslosigkeit beschämend. Nur das
Wochenende zählt, die Flucht aus dem Alltag, die Flucht in das, was
als wirkliches Leben gil t(...) Diese Jugend ist maßlos, sie kennt
keine Grenzen, die Flucht darf keine Minute zu früh zu Ende sein.
Zu trist ist die Aussicht auf die nächste frustrierende Woche, die
nur überstanden wird, weil auch danach wieder ein Wochenende folgen
wird. Es gibt nichts mehr, was diese Menschen freut. Die Gesellschaft hat
ihnen nichts mehr zu bieten. Sie leben nicht, sie existieren (...) es gibt
keine Ziele, die locken, alles erscheint hohl und schal."
(Rufer, M., 1995, S.229).
Ich könnte noch zwei weitere Seiten mit ähnlichen Zitaten
dieses Autors füllen, aber anhand dieser Zeilen wird seine Meinungstendenz
wohl schon mehr als deutlich. Nichts gegen freie Meinungsäußerung,
aber eine Gruppe von Menschen, die zahlenmäßig in die Hunderttausende,
wenn nicht sogar in die Millionen geht, halte ich nicht mehr für vertretbar
sondern für äußerst unsachlich und diffamierend. Auch wenn
die Anhänger der Techno-Bewegung nicht gerade die Politischsten sind,
kann man wohl nicht soweit gehen und ihnen ein „Leben" absprechen und ihres
nur als Existenz bezeichnen.
Sachlicher sind da schon eher die Aussagen des Techno-Autors Patrick
Walder, der schreibt :
„Außer in der Wahl ihrer Genußmittel unterscheiden sich
die Raver kaum vom Rest der Gesellschaft. Die vielbeschworene Raving-Society
ist so gesehen nicht viel mehr als eine Konsumgemeinschaft in der Konsumgesellschaft.
In zwei nicht unwesentlichen Punkten unterscheidet sich die Rave-Szene
aber doch von unserer Hau-rein-den-Schrott-Society. Erstens sind die Drogen
ihrer Wahl illegal, und zweitens ist das Ziel des Konsums...ein exzessiver
Rauschzustand, der bekanntlich mit den tragenden Stützen unserer Gesellschaft
zu kollidieren droht: Arbeit, Disziplin und Nüchternheit zählen
nicht gerade zu den Grundfesten der Raving-Society."
(Walder, P. in Ecstasy: Prävention des Mißbrauchs, 1995,
S.30).
Die Techno-Besucher unterscheiden sich also lediglich in ihre Wahl
der Drogen vom Rest der Jugendlichen? Nein, das alleine reicht nicht aus,
um das Phänomen und die enorme Anziehungskraft dieser Party-Kultur
zu erklären. Techno ist, vergleichbar mit der Hippie-Bewegung der
60er Jahre ein Lebensstil. Es ist eine Kultur, bei der das „ Gut-drauf-sein"
und das intensive Erleben unweigerlich dazugehören. Um dies zu erreichen,
ist es allein mit einer Mischung aus spezieller Musik und speziellen Drogen
nicht getan. Dazu gehört auch eine eigene Ästhetik in Farbe und
Stil (siehe Szenezeitschriften „Frontpage" und „Raveline"), welche sich
auch auf den sehr phantasievoll und individuell gestalteten Ankündigungen
für Parties (eben die sog. „Flyer") bemerkbar macht. Typisch sind
auch eine spezifische Kleiderordnung und ein spezielles Wertesystem. Zu
diesem Wertesystem gehören vor allem Aspekte wie Toleranz, Offenheit,
Ehrlichkeit und das schon erwähnte „Gut-drauf-sein". Negative Aspekte
wie schlechte Laune, Niedergeschlagenheit, Angst oder Trauer sind auf einer
Techno-Party nicht besonders gern gesehen (auf einer anderen Party wahrscheinlich
genauso wenig). Die Toleranz wird innerhalb der Techno-Bewegung besonders
hoch gehalten. Man hört immer wieder, daß dort kein Unterschied
gemacht werde zwischen Schwulen, Lesben oder Heterosexuellen, daß
es egal sei, woher jemand komme, oder welcher sozialen Schicht man angehört.
Genauso unwichtig sei im Grunde genommen die politische Gesinnung, die
Hauptsachen sind das Fröhlichsein und die Bereitschaft zum guten „Abfeiern".
Dazu der schon weiter oben erwähnte DJ WestBam :
„Für uns ist die Raving Society eine eigene Welt mit eigenen Regeln
und Strukturen, die 'allergeilste Form von Demokratie'. Für uns ist
sie a higher community with a higher reality, mit einer eigenen Sprache
und eigenen Feiertagen."
(TAZ vom 25.11.94).
Ein Motto der Techno-Bewegung lautet „Leben und Genießen" (vgl.
Spohr, B., in „Partner-Magazin", Juni/Juli 1995, S.11). Dazu gehört
es, kreativ zu sein, fröhlich, schön, individuell und anders
als alles andere. Wer sich gut in Szene setzen kann, wird dafür auch
mit Applaus und Anerkennung bedacht, wer nicht durch besondere Verhaltensweisen
auffällt, bleibt im Hintergrund und wird nicht weiter beachtet. Ist
das nicht das exakte Übernehmen der Merkmale unserer Leistungsgesellschaft?
Wer viel leistet, bekommt die gewünschte Anerkennung, wer scheitert,
bleibt auf der Strecke? Die Gefahr einer Abwertung ist auch innerhalb der
Szene groß.
„Wer beim Klamottenkauf daneben gegriffen hat, wird an Tagen mit hohem
Besucheraufkommen an den Türen der Clubs wieder abgewiesen oder erntet
Stirnrunzeln und Kritik."
(ebd., S.12).
Die Techno-Szene ist, wie Walder es behauptet, demnach vielleicht wirklich
nur eine Konsumgemeinschaft in der Konsumgesellschaft, in der an den Teilnehmer
genauso große Anforderungen bezüglich seiner Leistungsfähigkeit
gestellt werden, wie in der „normalen" Gesellschaft.
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Techno-Gemeinschaft im Grunde
genommen keineswegs als locker, offen, freundlich und vorurteilsfrei. Dazugehören,
in die Party integriert zu sein, kommt nicht von allein. Es ist eine Ehre,
die man sich erst verdienen muß. Bietet man einen interessanten Eindruck
und verbreitet gute Stimmung, ist man ein Gewinn für die Party und
wird akzeptiert. Letztlich ist die Szene also überaus leistungsorientiert.
Vor alllem bei Jugendlichen stellt sich oft die Frage: „Bin ich okay?"
In der Techno-Szene mit ihrem Kult der Selbstinszenierung lautet diese
Frage: „Bin ich toll und brillant genug, um hier bestehen zu können?"
„Nur wer sich anstrengt, wer leistet, wer eine gute Show macht, bekommt
die begehrte Anerkennung und damit für kurze Zeit das Gefühl,
nicht nur gut, sondern sehr gut, brillant zu sein." (ebd., S.13).
Ich möchte es keineswegs dem Autoren Rufer gleichtun und die gesamte
Techno-Szene über einen Kamm scheren, aber eine gewisse Tendenz zu
der beschriebenen Leistungsorientiertheit ist meiner Meinung nach nicht
von der Hand zu weisen.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Techno-Anhänger
innerhalb der Szene recht klar definierte politische und moralische Grundhaltungen
einnehmen, zu denen vor allem Toleranz, Akzeptanz, Offenheit und Friedfertigkeit
gehören. Neueinsteiger müssen sich daran halten, wenn sie angenommen
werden möchten. Vielleicht erscheinen Umwelt- und politische Probleme
in ihrer Gesamtheit als zu groß, um gelöst werden zu können.
Sich zu engagieren und dann erkennen zu müssen, daß das Engagement
nicht ausreicht, um erfolgreich zu sein, ist desillusionierend. Deshalb
läßt man es lieber und kann so auch nicht enttäuscht werden.
In der heilen Party-Welt kann die Sehnsucht nach einem gemeinschaftlichen
Miteinander in Frieden und ohne Aggressionen ausgelebt werden, und es ist
gut denkbar, daß dieses Verhalten auch im „normalen" Leben positiven
Einfluß auf das Sozialverhalten der Raver hat. Hierzu nochmals DJ
WestBam in einer Reportage des ARD :
„Eine Jugendbewegung, die authentisch sein will, muß von finalen
Heilsbotschaften Abschied nehmen. Befreiung ist ein abstraktes Wort, ich
z.B.würde niemals eine klassenlose Gesellschaft fordern. Eine ehrliche
Musikbewegung kann so etwas nicht versprechen."
(Cappelluti, N., ARD, 1996).
Die Alltagsrealität von jungen Menschen wird in großem Maße von gesellschaftlichen Umbrüchen in den letzten Jahrzehnten verändert. Diese Umbrüche werden nach Beck sozialwissenschaftlich als Pluralisierung von Lebensformen und Individualisierung von Lebenslagen bezeichnet. Es gibt keine Lebensform, welche für alle Menschen ausschlaggebend ist. Individuelle Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten werden in immer stärkerem Maße auch von Jugendlichen in Anspruch genommen (vgl. Schroers, A.,1996, S.61). In der Kunst, Architektur und Musik entwickeln sich Trends und Moden genauso schnell wie im Bereich der Drogen.
„In der modernen „Erlebnisgesellschaft" (Schulze) gehören
bestimmte Drogen zum Inventar von Selbstverwirklichungs-und Erlebnismilieus."
(ebd., S.61).
Wenn man sich die Entwicklung von Drogentrends anschaut, so lassen
sich beim Aufkommen dieser Trends in den meisten Fällen drei Phasen
beobachten: In der ersten Phase wird eine „neue" Droge von sog. „Trend-Setters"
in eine Jugendkultur eingeführt. Im Grunde genommen beinhaltet jede
Jugendkultur, in der eine Droge ihren Platz findet, immer auch Merkmale
einer bereits vorher dagewesenen Jugendkultur (Ecstasy z.B. wurde Ende
der 80er Jahre im Rahmen des Revivals der Hippie-Kultur poulär). Diese
alten Elemente werden dann mit neuen verbunden, z.B. Computer, moderne
Sound-Effekte usw.. Wenn die Trendsetter-Phase vorbei ist, beginnt eine
größere Gruppe von Jugendlichen, sich für den Trend zu
interessieren, der Trend zieht weitere Kreise. Die zweite Phase beginnt.
In dieser Phase kann eine zunehmende Kommerzialisierung beobachtet werden,
Kleidungsstile werden von den Herstellern adaptiert und auf den Markt gebracht,
Tonträger werden durch den Verkauf in großen Handelketten einem
breiteren Publikum zugänglich gemacht. Einige der „Trendsetter" aus
den Anfängen beginnen nun, sich von der Szene abzuwenden, weil sie
in deren Augen an „Esprit und Charme" verliert, vielleicht auch, weil die
Szene durch angestiegene Zulaufzahlen zu unübersichtlich geworden
ist. Andere nutzen ihren Einfluß aus und werden zu bestimmenden „Szenegrößen"
( z.B. Sven Väth, DJ WestBam). Sie organisieren die Jugendkultur,
organisieren Parties oder versuchen, innerhalb der Szene neue Trends zu
setzen. Ganz nebenbei beginnt sich ein professionelles System zu entwickeln,
um die immer stärkere Nachfrage nach den Drogen decken zu können.
In der dritten Phase schließlich vollzieht sich eine Akzeptanz
der neuen Kultur durch die „normale" Gesellschaft. Die neu entstandene
Jugendkultur wird von der normalen Kultur geschluckt. Heutzutage bspw.
werden die Charts zum großen Teil von äußerst kommerziellen
„Techno-Produktionen" beherrscht. Diese Produktionen haben zwar mit dem
eigentlichen Techno nichts mehr zu tun, und ein „echter Techno-Anhänger"
rümpft mit Sicherheit die Nase, wenn er hört, was so in den Hitparaden
läuft, aber alle diese Produktionen haben den für Techno typischen
durchgehenden Bass-Drum-Sound und ihre Wurzeln lassen sich zweifelsohne
in der Techno-Musik finden. Für einige Jugendliche verliert die Jugendkultur
in dieser Phase ihre Anziehungskraft und es entsteht ein Vakuum, in dem
sich schon wieder ein neuer Trend vorbereitet - der Kreis schließt
sich.
Techno hat diese dritte Phase bereits durchschritten. Er ist derart
von der Industrie vermarktet worden, wie kaum eine andere Jugendkultur
zuvor. Von Seite der Firmen wurden alle nur erdenklichen Anstrengungen
unternommen, auch eine Scheibe des Kuchens abzubekommen. Es gibt organisierte
Parties auf Schiffen, in Zügen, in Flugzeugen, egal wo, Hauptsache
nicht alltäglich und noch nicht dagewesen. Die Hauptintention für
die Sponsoren solcher Events ist die Präsenz in den Medien:
„ Allen voran marschiert die Tabakindustrie als übermächtiger
Sponsor diverser Großevents. Die Krönung der immer kostenintensiveren
Engagements sind sicherlich die von Camei veranstalteten „Airraves", wo
zum Beispiel ein Flugzeug gechartert und der zahlungsfreudige Raver für
taschengeldfreundliche tausend Mark zum Tanzen nach Las Vegas geflogen
wird."
(Claus, C. in Rabes, M / Harm, W., 1997, S.89).
Daneben gibt es auch eine große Palette an Artikeln, die exra
für die Techno-Szene entwickelt worden sind. An erster Stelle stehen
hier natürlich die „Energy-Drinks" wie „Flying Horse" und andere,
die zu immensen Preisen verkauft werden, deren Wirkung aber im Regelfall
von preiswerter Apfelschorle übertroffen wird. (vgl., ebd., S.89)
Auch im Bereich der Kleidung ist Techno vollkommen kommerzialisiert
worden.
„ Der Bekleidungssektor fand mit Techno ein völlig neues Betätigungsfeld.
Von den klassischen Sportmarken mit eigenen techno-orientierten Kollektionen
über reine Merchandising-Firmen, die Einheitsshirts mit den Logos
von Plattenlabels oder Clubs bedrucken, bis hin zu Designern, die Haute-Couture-ähnliche
Kreationen in die Partyszene entsenden."
(ebd., S.89 und 90)
Anmerkung des Verfassers: Den meiner Meinung nach Gipfel der Kommerzialisierung
entdeckte ich vor wenigen Tagen in einem großen Dortmunder Kaufhaus.
Eine CD mit dem Titel „ Bugs Bunny und seine Techno-Freunde", darauf Kinderlieder
in Techno-Form.
Obwohl es wahrscheinlich für einen äußerst großen
Teil der Bevölkerung unseres Landes auf ewig ein Rätsel bleiben
wird, wie ein Mensch sich in einer Diskothek bei hoher Lautstärke,
unter schlechten Luftbedingungen und dazu noch eingequetscht zwischen hunderten
anderer Raver entspannen kann, wird dies doch vom Techno-Partybesucher
ganz anders empfunden. Für ihn bedeuten diese Stunden ein Losgelöstsein
vom (manchmal) langweiligen und grauen Alltag, Stunden, in denen er nicht
über irgendwelche Probleme nachdenken will, sondern in den meisten
Fällen zusammen mit seinen Freunden eine Party feiert.
„ Der Besuch von Technoveranstaltungen kann für Jugendliche auch
ein Mittel sein, belastende Alltags- und Streßsituationen bei der
Bewältigung von Entwicklungsaufgaben besser aushalten zu können.
In diesem Fall wird die Technoparty zur Erholung ( Rekreation) aufgesucht."
(Cousto, H., 1995, S.43)
Nicht nur als Erholung wird das Party-Wochenende angesehen, sondern
auch als Ausbruch aus dem „normalen" Leben, ein Kontrast zum Alltag. Neue
Leute kennenlernen, sich locker und ungezwungen unterhalten, manchmal die
ganze Nacht lang, oder einfach nur Tanzen, Spaß an der Bewegung haben,
schwitzen und Lachen, das sind im Allgemeinen die Intentionen der Raver,
wenn sie eine Party besuchen.
In unserer heutigen Gesellschaft der Massenmedien, Mobiltelefone, Faxmodems
und Datenhighways werden die Menschen mit Informationen und Sinneseindrücken
geradezu überschüttet. Eine ständige Präsenz, diese
Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten wird von praktisch jedem erwartet.
Die menschliche Verarbeitunskapazität ist jedoch schon seit längerem
überlastet. Um diese wieder zu entlasten, so meinen viele Party-Gänger,
biete sich ein wöchentlicher Inten- sivurlaub in
Form einer Party geradezu an. Dort könne man die angestauten Spannungen,
die aufgebauten Aggressionen wunderbar „wegtanzen" und sei nicht dem allgegenwärtigen
Druck unserer heutigen Leistungsgesellschaft ausgesetzt. (vgl. Zeitschrift
„Highlife", 1/97, S.39).
Die Frage, die sich daraufhin stellt, ist die, ob bei einer Techno-Party
nicht mindestens die gleichen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit
des Besuchers gestellt werden, wie im „normalen" Leben auch.
Es fängt doch schon beim Türsteher an: Wer nicht „stilecht"
gekleidet ist, hat des öfteren Probleme, überhaupt hereingelassen
zu werden, besonders in Clubs, die etwas „auf sich halten". Generell scheint
die passende Kleidung ein wichtiger Punkt innerhalb der Szene zu sein.
Wie bereits oben beschrieben, ist die Szene keineswegs so tolerant, wie
es oft behauptet wird, und erscheint jemand in Szeneuntypischer Kleidung,
so wird er mit Sicherheit bemerken, daß viele andere ihn etwas verstört
angucken werden.
Ein weiterer Punkt ist der, daß die Clubs ihre Türen in
der Regel gegen 23 Uhr öffnen, die Party aber erst ab ca.2 Uhr
in der Nacht richtig losgeht und dann meistens bis in die frühen Morgenstunden
oder noch länger andauert. Hier ist die Leistung durchzuhalten gefordert,
wer schon um 3 Uhr nach Hause geht, ist ein Schlappmacher, er verpasst
ja das Beste.
„Die Raves, auf denen Ecstasy konsumiert wird, sind zum Erlebnis-
und Abenteuerersatz für junge Menschen in der Großstadt geworden.
Gut drauf sein ist das Ziel, und durchmachen muß man, vor allem nach
Einnahme der Pille."
(Wilkens, W., 1995, S.68)
Kein Wunder, daß angeblich energiesteigernde Getränke wie
„Red Bull" oder „Flying Horse" gerade in der Techno-Szene ihren größten
Absatzmarkt haben. In Anbetracht dieser Tatsachen ist es eigentlich auch
nicht verwunderlich, daß die Besucher zu Drogen greifen, um durchzuhalten
und um nichts zu verpassen.
„Da die langandauernden Tanz- und Technoparties dem Körper einiges
abverlangen, achten die Raver auf körperliche Fitneß. Häufig
wird der körperlichen Leistungsfähigkeit mit Hilfe der (...)
stimulierenden Drogen wie Ecstasy und natürlichen Koffeinen wie Guarana
oder teuren Koffeinpräparaten (...) nachgeholfen."
(Schroers, A., 1996, S.66)
Zwar wiederholen sich in der Szene oft Formulierungen und Aussagen
wie „es geht auch ohne Drogen", aber „meist siegt auch bei selbsternannten
Rave-Gurus, und vor allem bei kalkulierenden Veranstaltern und nüchternen
DJs, die Einsicht, daß die Raves ohne Drogen spätestens um sechs
Uhr morgens zu Ende wären. Ohne Drogen keine Marathonfeier."
(vgl Walder, P. in Ecstasy-Prävention des Mißbrauchs, 1995,
S.32).
Natürlich kann niemand behaupten, daß 100% der Besucher
einer Party unter dem Einfluß einer Droge stehen oder daß man
nur „zugedröhnt" stundenlang zu Techno tanzen könne. Ecstasy
ist nicht Voraussetzung, aber schon ziemlich stilprägend für
die Techno-Kultur. Und die Leistungsanforderungen an den Party-Teilnehmer
werden durch den Ecstasy-Gebrauch noch erhöht. Eine Person, die nüchtern
eine Party besucht, kann dies wenigstens noch zur „Entschuldigung" anbringen,
wenn sie früher als andere nach Hause möchte, aber jemand, der
Ecstasy genommen hat, „kann" eigentlich nicht vor sechs Uhr auf die Idee
kommen, den Club verlassen zu wollen.
Ähnlich verhält es sich mit der Stimmung eines Einzelnen.
Schlechte Laune oder gar Mißmut auf einer Party sind ganz und gar
nicht angesagt. Wie im Kapitel „Politische und moralische Werte und Ideale
der Techno-Szene" bereits beschrieben wurde, wird an den Party-Gänger
die Leistungsanforderung gestellt, gut drauf zu sein.
„Ein unglücklicher Raver stellt in sich ein Paradoxon dar. Man
muß mitmachen und eine Party der Superlative feiern, oder diese mindestens
wie einen Orgasmus vortäuschen."
(Zeitschrift Highlife, 1/97,S.40).
Obwohl diese Worte nicht ohne einen leicht ironischen Unterton geschrieben
wurden, ist mit Sicherheit etwas dran am Paradoxon des unglücklichen
Ravers. Aber wo bleibt die Entspannung, wenn ich mich unter den Druck gesetzt
fühlen muß, unbedingt gut drauf sein zu müssen?
Aber auch die Veranstalter sind inzwischen in Zugzwang geraten, jede
Party muß noch besser sein als die letzte, reine Wiederholungen eines
Konzepts sind nicht gefragt:
„Die Partys haben Extase auf dem Programm. Das Angebot an technischer
Ausstattung und Effekten wird ständig überboten, jede Party soll
ein Riesenspektakel sein, von dem man noch lange spricht: 'Der Aufwand
stellt alles, was es bisher in der Geschichte von Mayday und Partys überhaupt
jemals gegeben hat, in den Schatten: 250 Tonnen Licht und Ton, 500.000
Watt Sound, 200 Techniker, eine Woche Aufbauzeit...' tönen die Veranstalter
in der TAZ vom 25.11.94....müssen sich mit jedem neuen Mayday-Mega-Rave
selbst übertreffen. Teurer, lauter, bunter: Zur Ehre des Maschinenrhythmus
werden keine Mühen gescheut. Jeder Mayday ist deshalb der größte
Rave aller Zeiten, für jeden Mayday liegt die Latte etwas höher."
(Spohr, B., 1995, S.10).
Die Veranstalter sollten sich meiner Meinung nach einmal vergegenwärtigen,
in was für einen Kreislauf sie hineingeraten sind und sich fragen,
ob weniger nicht manchmal mehr ist.
Fast alle Stile von Techno, abgesehen vielleicht von Ambient und, mit
Abstrichen, Trance, sind durch ihren durchgehenden und antreibenden 4/4-Rhythmus
wie geschaffen, um dazu zu tanzen. Eine Techno- Party ohne eine sich auf
der Tanzfläche bewegende Menge ist eigentlich nicht vorstellbar. Um
sich vorzustellen, was Techno- Musik für eine Wirkung auf Körper
und Geist hat, muß man in der Lage sein, sich darauf einzulassen.
Schafft man dieses nicht, empfindet man Techno wohl eher als undefinierbaren
Lärm und weniger als Musik. In diesem Kapitel soll beschrieben werden,
was die Faszination des Tanzens in Verbindung mit Techno ausmacht.
Kurz und knapp ausgedrückt kann auf einer Party die Musik zusammen
mit den anderen Sinneseindrücken, die hier zu erfahren sind, den Raver
beim exzessiven Tanzen in Trance- und Rauschzustände versetzen. Drogen
wie Ecstasy werden u.a. dazu benutzt, diese Rauschzustände schneller
auftreten und das Tanzen noch intensiver werden zu lassen.
Die Verbindung von Musik und Tanz, mit der Intention, bestimmte Trance-
oder Rauschzustände zu erlangen, reicht weit in die Geschichte der
Menschheit zurück. In seinem Buch „Vom Urkult zur Kultur" nennt H.
Cousto einige Beispiele von Volksgruppen oder religiösen Vereinigungen,
die durch das Zusammenspiel von Tanz und Musik (oft kamen auch Drogen dazu)
andere Bewußtseinszustände hervorrufen wollten. Er nennt Schamanenmusik,
Derwischtänze, Sufiorden und Gregorianischen Gesang als Beispiele
für diese zumeist religiös inspirierten Gruppen. Allen gemeinsam
war die Benutzung derselben musikalischen Mittel :
Rhythmus, Wiederholung und oftmals eine Steigerung des Tempos (vgl.ebd.,
1995, S.46-52).
Techno-Tänzer berichten oft davon, daß sie nach einiger
Zeit des Tanzens die Musik fast ebensogut fühlen wie hören könnten,
und obwohl es der Bass ist, der die Tänzer anreibt (vgl. Ahrens, H.,
1993, S.91), liegt dies nicht nur an dieser vorherrschenden Frequenz. Ahrens
erklärt, daß zum einen das vegetative Nervensystem durch die
Hochgeschwindigkeit des Beats, zum anderen die Psyche durch Klang - und
darauf abgestimmte Lichtcollagen- beeinflußt werde.
„Die technisch erzeugten Licht-und Schallwellen und die synthetischen
Rhythmen der Technomusik durchdringen mit ihrer Impulsdichte und Hochfrequenz
den lebenden Organismus ganz und erzeugen im wesentlichen den „Kunstraum"."
(Ahrens, H., 1993, S.33).
Da eine Wirkung von Ecstasy die Steigerung des Berührungsempfinden
ist, ist es durchaus vorstellbar, daß der Eindruck, die Musik spüren
zu können, dadurch noch verstärkt wird.
Viele Tänzer empfinden das stundenlange Tanzen als eine körpelich-sinnlich-seelische
Verbindung, die als Befreiung und Ablenkung angesehen wird. Dahinter steht
oftmals der Versuch, eine Einheit zwischen Körper, Seele und Geist
zu finden. Ahrens bezeichnet diesen Effekt der Entspannung bei gleichzeitiger
Bewegung „Entspannungsekstase"
(ebd., S.33). Interviewpartner von Ahrens sagen, daß das Tanzen
ihnen helfe, sich von Affektstauungen, Alltagsfrust und spezifischen Alltags
- und Lebensängsten zu befreien und sie die Zeit vergessen ließe
(vgl. ebd., S.96).
„Techno ist eine nichtaggressive Musik, sagt Valerie, auch wenn viele
das Gegenteil behaupten würden. Sie peitsche nicht auf, sondern baue
Aggressionen ab. Tanzen sei Trance und Leistungssport zugleich, nachher
bist du erschöpft, ausgelaugt, aber zufrieden."
(Saunders, N., 1994, S.272).
Bestätigt wird dies auch von den Gesprächspartnern K. Krollpfeiffers:
„...dieser Rhythmisierungseffekt, was die Musik angeht (...) Diese
Umsetzung der Musik in Tanzbewegungen funktioniert auf 'ne ganz außergewöhnliche
Weise..."
(Krollpfeiffer, K., 1995, S.167).
Techno- Parties scheinen auch insofern ein guter Platz zum Tanzen zu
sein, weil jeder im Grunde genommen machen kann, was er möchte. Der
Unterschiedlichkeit der Tanzstile sind keine Grenzen gesetzt, manche stehen
eher auf der Stelle und bewegen nur ihre Arme, andere laufen beim Tanzen
durch die Gegend, und wieder andere springen auf und ab.
„Das Tanzen auf den Raves (oder House-, Technoparties) ist berührungsfrei,
es sind keine festgelegten Tanzstile auszumachen. Aus Platzgründen
werden oft die Arme in die Luft gehoben."
(Schroers, A., 1996, S.65).
Gleichzeitig Drogen zum Tanzen zu gebrauchen, ist zwar weit verbreitet,
aber um die ekstatischen Erfahrungen beim Tanzen zu machen muß man
nicht unbedingt Drogen nehmen:
„Du kannst das Erlebnis [des exzessiven Tanzens, d.Verf.] nicht haben
ohne die Musik, aber du kannst das Erlebnis haben ohne die Droge."
(Krollpfeiffer, K., 1995, S.205).
Allerdings sind Techno-Parties der ideale Rahmen für Ecstasy,
„bspw. um einen Zustand wie Trance oder Ekstase zu erfahren." ( Schroers,
A., 1996, S.65)
H. Cousto beschreibt das Gefühl des Tanzens auf Parties folgendermaßen:
„Der Beat und der Sound treiben einen auf die Tanzfläche und schon
befindet man sich in einem ganz neuen Energiefeld, jenseits von Logik und
Verstand, hüpfend und tanzend bis einem der Schweiß in großen
Tropfen auf der Haut herunterperlt, mit allen anderen im Gleichklang tanzend
und tobend bis zur völligen Ekstase."
(Cousto, H., 1995, S.42).
Außer der Drogenwirkung gibt es aber noch andere Aspekte, welche
den Tänzer das Tanzerlebnis rauschähnlich empfinden lassen. Man
kann das Tanzen mit sportlichen Betätigungen wie z.B. dem Langstreckenlaufen
vergleichen. Bei Marathonläufern bspw. werden nach einer bestimmten
Zeit körpereigene Drogen ausgeschüttet, die sog. Endorphine.
Diese Endorphine bewirken, daß der Sportler bzw. der Tänzer
die Anstrengungen der körperlichen Betätigung nicht mehr so stark
bemerkt, eine Art des Rauscherlebnisses wird empfunden (vgl. Wirth, N.,
1996, S.54). Die auf die Musik hin abgestimmten Lichteffekte, zuckende
Stroboskop-Strahler, verbunden mit der hohen Lautstärke auf Raves
verursachen eine Art Reizüberflutung. Nach Rufer wirkt eine Reizüberflutung
genauso wie Reizentzug. Die Methode des Reizentzugs wird in der Psychotherapie
angewendet, um beim Patienten außergewöhnliche Bewußtseinszustände
hervorzurufen. Einige Effekte dieser Reizentziehung gleichen von ihrer
Wirkung her denen von Ecstasy oder auch von anderen Halluzinogenen. Auch
der Schlafentzug, der oft mit dem Besuch von Techno-Parties einhergeht,
tendiert von seinen Auswirkungen her in diese Richtung.
Einige Techno-Liebhaber vergleichen die ekstatischen Erfahrungen, die
auf Parties gemacht werden können, mit religiösen Erfahrungen.
Auch einige Autoren, unter ihnen besonders Cousto, gehen auf dieses Thema
näher ein. Cousto schreibt u.a., daß Techno es durch seine konsequente
sequenzielle Struktur ermögliche, einen Zugang zu Bereichen zu bekommen,
die den materialistischen und naturwissenschaftlichen Denkweisen verschlossen
blieben, und daß diese Erlebniswelten jenseits aller klassischen
abendländischen Kultur und der Kunst bekannten Muster lägen.
Er zieht Parallelen zwischen Techno und Religion, indem er den Plattenteller
mit Gebetsmühlen gleichsetzt, die Diskothek als einen Tempel sieht
und den DJ mit einem Priester vergleicht (vgl. Cousto, H., 1995, S.42).
Des weiteren setzt er die Regelmäßigkeit, mit der Raver
zu Parties gehen, genauso wie die Wochentage, nämlich Samstag und
Sonntag, mit dem Verhalten von Kirchengängern gleich. Auch das Tragen
bestimmter Kleidung und das gemeinsame Zelebrieren eines Rituals zeige
Ähnlichkeitem zwischen der Kirchen- und der „Techno"-Gemeinde.
„Wem die heutige Kirche zu rational geworden ist, der kann im Techno-Tanz-Tempel
mystische, visionäre und ekstatische Erfahrungen mit anderen Menschen
sammeln. So wie einst die Kirche für die meisten gläubigen Menschen
ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens war, so ist heute der Techno-Tanz-Tempel
der zentrale Treffpunkt der Technoliebhaber."
(Cousto, H., 1995, S.42).
Zwar mag es einige Technoliebhaber geben, für die das Besuchen
von Parties den gleichen Stellenwert hat, wie für andere der Gang
zur Kirche, doch halte ich diesen Vergleich für etwas weit hergeholt.
Die Hauptintention der Party-Besucher ist doch wohl eher hedonistischen
Charakters, und religiöse Ansprüche kann man meiner Meinung nach,
wenn überhaupt, nur selten finden.
Viele Leute sehen im DJ eine Verkörperung eines Priesters, weil
die Raver zu ihm heraufschauen und er den Takt angibt, doch die Konstellation
Zuschauer-Musiker kann man seit Jahrzehnten auf jedem Rockmusik-Konzert
antreffen, und dort hat man noch nie etwas von einem solchen Vergleich
gehört.
[<<zurück nach oben>>]
(Bei der Beschreibung von Eve & Rave beziehe ich mich vor allem
auf die Ausführungen von H. Cousto, 1995, SS.198-203)
Eve & Rave, seit Oktober 1994 eingetragener Verein, bezeichnet
sich selber als „ein Raverprojekt für Gesundheit, Kultur und Arbeit
zur Förderung der Technokultur und Minderung der Drogenproblematik."
Die Gründung des Vereins geht auf die Initiative von Ravern aus der
Szene einerseits und auf das Engagement des Soziologen Helmut Ahrens andererseits
zurück. Der eigentliche Initiator Ahrens führte im zweiten Halbjahr
des Jahres 1993 im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums eine Studie
der deutschen Aids-Hilfe in der Techno-Szene durch. Da MDMA einen gewissen
Ruf als Liebesdroge hat(te), sollte diese Studie der Frage nachgehen, ob
wegen des weitverbreiteten Konsums in der Szene ein HIV-riskantes Verhalten
und damit ein besonderer Bedarf an Aids-Prävention bestünde.
Durch diese Studie aufmerksam geworden, begann eine Gruppe engagierter
Raver, sich einmal in der Woche zu treffen, um wichtige, die Szene betreffende
Dinge zu besprechen. Ein Punkt, der diesen Leuten als besonders wichtig
erschien, war der, die Raver darauf aufmerksam zu machen, wie man Drogen
mit möglichst wenig Risiko konsumieren kann. Da es sich sehr schnell
zeigte, daß darüber nur Wenige Bescheid wußten, beschloß
man eine Safer-Use-Broschüre zu Ecstasy, Speed, LSD und Kokain herauszubringen.
Allerdings stieß der Inhalt dieser ersten Broschüre auf starken
Widerstand aus der Politik, insbesondere aus den Reihen der SPD und CDU.
Es hieß, das Heft sei eine „jugendgefährdende Schrift", insofern,
als daß es Drogen verharmlose und Jugendliche durch solch eine Gebrauchsanweisung
erst zum Drogenkonsum verführe. Die Veröffentlichung der ersten
Originalbroschüre in Frankfurt a.M. wurde aufgrund des politischen
Drucks zunächst wieder eingezogen. Erst nach einer Überarbeitung
durch eine Gruppe von Frankfurter Drogenexperten und erneuter Prüfung
durch die Frankfurter Staatsanwaltschaft wurde die nun teilzensierte Fassung
wieder veröffentlicht. Alle seitdem gedruckten und neu bearbeiteten
Auflagen waren binnen kürzester Zeit vergriffen. Die Broschüren
wurden u.a. auf Parties verteilt und fanden reißenden Absatz, was
das große Informationsdefizit und -bedürfnis seitens der Party-Gänger
deutlich machte.
Weil sich Eve & Rave aus der Szene heraus entwickelt hat, besteht
unter den Ravern eine sehr große Akzeptanz für deren Arbeit.
Man arbeitet prozeßorientiert, und der Blickwinkel ist auf die Bedürfnisse
der Raver ausgerichtet, der Verein ist voll in die Szene integriert.
Innerhalb des Vereins gibt es eine Aufsplittung in verschiedene Arbeitsgruppen,
die allerdings nicht strikt getrennt voneinander arbeiten, sondern aufeinander
aufbauen und sich sich ergänzen:
1. „Vor-Ort" - Arbeit in Berlin
Rave Safe Line: Bei dieser Telefongruppe können interessierte
Leute anrufen und sich ihre Fragen am Telefon beantworten lassen
Club-Teams: Hier werden Informationsstände organisiert, die direkt
auf Parties aufgebaut und an denen unterschiedliche Sachen angeboten
werden. Die Partydrogen-Broschüre ist hier erhältlich und es
werden Kondome und Safer-Sex-Infos verteilt. Außerdem kann man hier
persönliche Beratungsgespräche in Anspruch nehmen.
Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern
Kreativworkshops für Raver: Hier werden allgemeine kreative Aufgaben
wie die Gestaltung der Informationsstände, Herstellung von Vereins-Shirts
und weitere ähnliche Dinge organisiert und verwirklicht.
Twin-Planet: Der Twin-Planet ist ein freistehendes Haus in der Nähe
von Berlin. Hier gibt es gruppentherapeutische Angebote für Leute,
die Probleme mit ihrem Drogenkonsum haben oder „partysüchtig" geworden
sind. Es bestehen Angebote wie Meditationen und kreative Workshops. Der
Vorteil hierbei besteht in der Tatsache, daß die Leute hier in ihren
Szenezusammenhängen bleiben und somit die Hemmschwelle, dieses Angebot
wahrzunehmen, sehr niedrig liegt
Drug-checking: Bis vor ca. einem halben Jahr war den Testen einer Ecstasy-Pille
nur durch Einsenden von 70,-DM möglich. Aufgrund dieser hohen Kosten,
war es eigentlich nur für Dealer interessant, dies durchzuführen,
da es sich wahrscheinlich nur wenige Konsumenten leisten können, so
viel Geld für das Testenlassen auszugeben. Nun bietet auch Eve &
Rave den Schnelltest auf Parties an, der zwar auch nicht aussagen kann,
was wirklich in der Pille enthalten ist, aber wenigstens die Hauptstoffe
(MDMA, Amphetamin oder Halluzinogene) identifiziert.
2.Kommerzielle Kreativarbeit
In diesen Bereich fallen Dinge wie die Gestaltung der Chill-Out-Räume,
der Informationsstände und -zelte sowie Konzeption, Gestaltung und
Bau der Mind-Machines, die weiter oben schon beschrieben wurden. Diese
Arbeitsgruppe ist auch für die Produktion einer Benefiz-CD für
Eve & Rave verantwortlich. Diese Arbeit verfolgt zum einen das Ziel,
Künstlern aus der Szene Gelegenheitsjobs zu verschaffen, zum anderen
aber auch Geld für den Verein zu erwirtschaften.
3. Außenkontakte und Entwicklung neuer Konzepte
In dieser Arbeitsgruppe werden Kontakte zu anderen in der Szene
tätigen Präventionseinrichtungen gepflegt. Hier wird überprüft,
inwiefern sich bewährte Konzepte anderer Einrichtungen, wie z.B. das
aus Manchester stammende „Safer-Dancing" auf Berlin oder auf die übrige
deutsche Party-Szene übertragen lassen.
Weiterhin werden hier DJ's dahingehend ausgebildet, wie sie die Partybesucher
durch ihre Musik in Trance versetzen, aber auch wieder zurückholen
können. Hierbei profitieren Verein und DJ gegenseitig voneinander.
Die Gage wird von Eve & Rave kassiert, der DJ erlangt einen Bekanntheitsgrad
über die Grenzen von Berlin heraus, was normalerweise bei der Masse
an ambitionierten DJ's sehr schwierig ist.
In dieser Kontaktgruppe wird außerdem ein Informationsaustausch
mit Drogenberatungsstellen, Drogennotdiensten, Gesundheitsministerien und
-ämtern sowie den Senats-Regierungsstellen betrieben. Dort stoßen
jedoch die Vorschläge für eine liberalere Drogenpolitik in der
Regel auf „taube Ohren" (vgl. Cousto, H., 1995, S. 209-213).
Ziele von Eve & Rave
Die von Eve & Rave verfolgten Ziele sind einerseits auf die Gesundheit
der Raver, andererseits auf die Entwicklung und Fortführung der Techno-Kultur
ausgerichtet. In der Präventionsarbeit werden Drogen nicht verteufelt,
es wird auch nicht auf eine absolute Drogenabstinenz hin gearbeitet. Vielmehr
wird es angestrebt, die Eigenverantwortung der Partygänger hinsichtlich
ihres Drogenkonsums, ihrer Gesundheit und ihres Wohlergehens entwickelt,
bzw. verstärkt werden. Bewirkt werden soll dies durch eine Stärkung
und Anregung des Bewußtseins der Raver für Beziehungen untereinander.
Diese Beziehungen sollen einer Suchtentwicklung entgegentreten. Im Gegensatz
zur immer stärkeren Kommerzialisierung der Szene sollen die „alten
Werte" wie Toleranz und Gemeinschaft untereinander besonders den Neueinsteigern
nahegebracht werden. Außerdem soll die Technokultur in der Musik
und der Körperarbeit weiterentwickelt werden.
Finanzierung
Da der Verein keinerlei finanzielle Unterstützung von staatlicher
Seite erhält, finanziert er sich aus eigener Kraft durch die Arbeit
der einzelnen Mitglieder. Ein großer Teil des Geldes kommt durch
z.T. zweckgebundene Spenden von Diskothekenbetreibern oder DJ's zusammen.
Auch für Vorträge auf Informationsveranstaltungen oder im Fernsehen
bekommt man Geld. Der Verein arbeitet daraufhin, daß man sich mehr
und mehr aus eigener Kraft finanzieren kann. Dies soll dadurch erreicht
werden, daß man sich die Arbeitskraft der Mitglieder verstärkt
bezahlen läßt - entweder durch die Nutzer oder durch Sponsoren.
Ausgehend von Beobachtungen in England sahen die Mitarbeiter der Drogenberatungsstelle
in Hannover, was für Probleme in Verbindung mit Ecstasy auf sie zukommen
würden. Deshalb beschlossen sie, ein Faltblatt zu konzipieren und
zu veröffentlichen, in dem darüber aufgeklärt werden sollte,
welche Dinge man als Konsument von Pillen beachten sollte. 1993 schließlich
wurde der „Raver's Guide" als erstes Informationsheft über Ecstasy
veröffentlicht. Parallel zur Erstellung der Broschüre wurde ein
ausrangierter Doppeldecker-Bus der Berliner Verkehrsbetriebe angeschafft
und umgebaut. Im unteren Bereich des Busses befinden sich nun Stehtische
und Barhocker, außerdem werden dort Säfte und Mineralwasser
zum Selbstkostenpreis verkauft. Im Oberdeck befindet sich ein Chill-Out-Raum,
wo sich bis zu 20 Leute bei angenehmen Temperaturen erholen können.
Der gesamte Bus ist ein drogenfreier Raum, d.h. es dürfen dort keinerlei
Rauschmittel konsumiert werden, auch kein Alkohol.
Mit diesem Bus fahren Mitarbeiter der DROBS nun direkt zu den Parties,
vornehmlich im Bereich Hannover und Umgebung. Zugänglich für
die Besucher ist er von 22 Uhr abends bis 6 Uhr am Morgen. Die Besucher
haben hier aber nicht nur die Möglichkeit, sich auszuruhen oder preiswerte
Getränke zu kaufen. Vielmehr wollen die Mitarbeiter mit Usern ins
Gespräch kommen, was vor allem durch die Nähe zur Szene erreicht
werden soll. Nach der Sicht der Drobs brauchen Jugendliche eine differenzierte
und objektive Aufklärung zum Thema Ecstasy und anderer Party-Drogen.
Sie will nicht zur absoluten Drogenabstinenz aufrufen, da sie diese Zielsetzung
als unrealistisch ansieht. Vielmehr soll es darum gehen, den Drogenkonsumenten
zu akzeptieren und ihm zu einem vernünftigen Umgang mit Rauschmitteln
zu verhelfen. Außerdem soll der Konsument Gefahren beim Konsum erkennen
und abschätzen können, genauso wie Verantwortung zu übernehmen.
Ein oft vorkommender Einsatzort des Buses sind die „Hanomag-Hallen"
in Hannover. Dort finden an Wochenenden Techno-Großveranstaltungen
mit mehreren tausend Besuchern statt. Trotz des großen Publikums
gibt es dort keinen Chill-Out, so daß die Kapazität des Busses
eigentlich jederzeit voll ausgeschöpft wird, die Akzeptanz der Raver
ist nach einigen Anfangsschwierigkeiten sehr hoch.
Pillentesten
Das Testen von Pillen stellt innerhalb der Arbeit des Busses einen
wichtigen Faktor dar. Durch das Pillentesten hat die DROBS einen recht
guten Überblick über die sich momentan auf dem Markt befindlichen
Pillen. Sie führt einerseits den Schnell-Test durch, bei dem einige
Krümmel einer Pille mit Indikatorflüssigkeit beträufelt
werden. An der sich anschließend einstellenden Verfärbung kann
abgelesen werden, ob es sich beim enthaltenden Wirkstoff um MDMA oder ein
Derivat davon handelt, ob eventuell Amphetamine oder Halluzinogene enthalten
sind bzw., ob überhaupt ein Rauschmittel drin ist. Allerdings kann
dieser Test keine Aussage dahingehend machen, wie hoch der Wirkstoffgehalt
ist, bzw. wieviele Verunreinigungen die Pille enthält (daher wird
in diesem Zusammenhang auch eher von „Pillenidentifikation" als vom „Pillentest"
gesprochen).
Deshalb werden die meisten Tabletten in einem Labor, das mit der DROBS
zusammenarbeitet, per Spekroskop untersucht. Anhand von Form, Farbe, Abmessung
und Prägung läßt sich so fast jede Pille zuordnen.
Kommt eine „schlechte" Pille in das Labor, also eine Pille, die hohe
Verunreinigungen oder andere gefährliche Beimischungen wie z.B. DOB
(ein Halluzinogen mit bis zu 30 Stunden Wirkungsdauer) enthält, werden
so schnell wie möglich Warnzettel gedruckt und auf den Parties verteilt.
Parallel zu solchen Aktionen arbeitet die Drobs mit dem Techno-Magazin
„Mushrooms" zusammen. Inzwischen hat die Drobs in diesem Veranstaltungsheft
eine eigene Rubrik, in der neben allgemeinen Fragen zu Ecstasy oder anderen
Drogen Analyseergebnisse und Warnungen vor schlechten Pillen veröffentlicht
werden. Die Akzeptanz ist nach Aussage von Peter Märtens sehr groß,
viele Raver rufen auch unter einer Hotline an und fragen nicht nur nach
Testergebnissen, sondern vor allem nach gesundheitlichen Auswirkungen des
Drogenkonsums.
Es gibt eine Kontroverse zwischen der Beratungsstelle und Eve &
Rave, dahingehend, ob die Testergebnisse aller Pillen veröffentlicht
werden sollten, oder nur die der schlechten. Eve & Rave ist der Ansicht,
daß die Leute über qualitativ gute Pillen genauso informiert
werden sollten, wie über schlechte oder gefährliche. Die Mitarbeiter
des Drogeninfobusses sehen allerdings die Gefahr, daß sich User auf
ein Testergebnis einer angeblich guten Pille verlassen könnten, ohne
mit Gewißheit sagen zu können, ob es sich wirklich um die gleiche
und nicht um eine Kopie handelt. Die User könnten sich in einer nicht
vorhandenen Sicherheit wiegen und lassen ihre Pillen dann evtl. nicht mehr
testen.
Ziele und Absichten der Beratungsstelle Hannover
In seinem Vortrag auf der Fachtagung Ecstasy machte Lennart Grube deutlich,
daß es in der Arbeit der Drogenberatungsstelle nicht mehr nur darum
gehen könne, Hilfen zum Ausstieg aus dem Drogenkonsum zu geben, sondern
daß ein weiterer und wichtiger Schwerpunkt auf den Bereich der Drogenerziehung
gelegt werden müsse. Seiner Meinung nach ist nicht der asketisch lebende
Mensch das Ideal unserer Gesellschaft, sondern vielmehr der mündige
Konsument.
„Davon ausgehend, daß das Ausprobieren und der Konsum auch von
illegalen Rauschmitteln ein jugendtypisches Risikoverhalten darstellt,
muß sich die Prävention auch als eine Art „Drogenerziehung"
verstehen."
(Grube, L., eigenes Protokoll der Fachtagung Ecstsy, 1997)
Um die Ziele der Drogenerziehung zu verfolgen, fährt der Drogeninfobus
unter der Woche zu Schulen. Dort werden die Schüler über Drogen
informiert und Fragen dazu werden beantwortet. Die Informationsschrift
„Raver's Guide" wird dort übrigens nicht verteilt, da sie für
Leute gedacht ist, die sich bereits dazu entschlossen haben, MDMA zu nehmen.
Eine weitere Zielgruppe der präventiven Arbeit sind Lehrer, Eltern
und Freunde der Konsumenten. Diese sollen genauso über Ecstasy, LSD
und Speed aufgeklärt werden. Deshalb hat die DROBS Hannover auch eine
speziell für Eltern konzipierte Broschüre herausgegeben, in der
über eben diese Drogen informiert wird. Die Eltern sollen ihre Informationen
nicht aus unsachlichen oder panikmachenden Zeitungsartikeln bekommen, sondern
sich mit der Thematik angstfrei(er) auseinandersetzen. Außerdem soll
erreicht werden, daß sie auf der Basis kompetenter Informationen
einen besseren Zugang zu Gesprächen mit ihren Kindern bekommen.
Die Finanzierung des Busses
Die Finanzierung des Busses steht auf keinem sicheren Boden. Die Mitarbeiter
werden hauptsächlich über ABM-Stellen finanziert, die in den
meisten Fällen nur über ein Jahr laufen. Dies hat natürlich
den Nachteil, daß die Klienten zum Jahresende eine Umstrukturierung
der Mitarbeiter in Kauf nehmen müssen, was eine Konstanz der Beziehung
zwischen Mitarbeiter und Klient nicht zuläßt.
Auf Veranstaltungen stellt der Bus eine Dienstleistung dar, die vom
Veranstalter und somit eigentlich vom Besucher bezahlt werden muß.
Der Veranstalter muß pro verkaufter Eintrittskarte 50 Pfennig an
die DROBS abführen. Bei einer Besuchermenge von 3000 Personen erwirtschaftet
sie also 1500,- DM.
Obwohl es immer wieder heißt, die niederländischen Drogengesetze
seinen besonders liberal, unterscheiden sie sich nicht sonderlich von denen
der Nachbarländer. Lediglich die politischen Auslegungen der Gesetze
sind liberaler. Die Politik in den Niederlanden verfolgt nicht das grundsätzliche
Ziel, seine Bürger vom Drogenkonsum abzuhalten. Es wird stattdessen
versucht, die Risiken des Konsums sowohl für die Konsumenten als auch
für die Gesellschaft so niedrig wie möglich zu halten. Repressive
Maßnahmen erstrecken sich nicht auf die Konsumenten, sondern auf
Hersteller und Händler.
Wegen ihres sehr pragmatischen Umgangs mit dem Drogenproblem steht
die Niederlande immer wieder im Kreuzfeuer der Kritk der anderen Nachbarländer.
Unter solchen Umständen ist es natürlich schwer für ein
einzelnes Land, neue Wege in der Art und Weise, mit Drogen umzugehen, zu
beschreiten. Trotzdem versucht die niederländische Politik, alternative
Strategien zur Repression einzuschlagen.
Das Hauptziel des Jellinek-Instituts ist es, dem problematischen Konsum
vorzubeugen, nicht dem Konsum im Allgemeinen. Diesen Anspruch kann man
mittlerweile auch in deutschen Beratungsstellen finden, auch wenn er hier
nicht so unumstritten ist wie in den Niederlanden. Ein für die Präventionsarbeit
sicherlich sehr interessanter Ansatz soll im folgenden vorgestellt werden.
Antenne ist eine Art Basis für die Präventionsarbeit. Nur
wenn man genau darüber informiert ist, was die Menschen bewegt und
beschäftigt und was sie eigentlich wollen, kann man ihnen auf eine
dafür zugeschnittenen Art und Weise Hilfe anbieten.
„Diese Überlegungen dürfen aber nicht starr auf den Drogenkonsum
der Leute gerichtet sein, sondern müssen den Menschen als Ganzes einbeziehen.
So muß man sich zum Beispiel fragen, welchen Lebensstil die Person
oder die Gruppe verfolgt, ob und wie sie politisch engagiert sind, in welcher
Kultur sie erzogen werden / worden sind, welche Wünsche, Ziele und
spezifischen Probleme (...) sie in ihrem Leben haben."
(Wirth, N., 1996, S.91)
Um diese Fragen beantworten zu können, hat das Jellinek-Zentrum
ein Befragungssystem entwickelt, das halb-und ganzjährlich durchgeführt
wird, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Dieses Projekt heißt
„Antenne".
Aus den Ergebnissen ergibt sich ein Einblick in das gegenwärtige
Konsumverhalten der Jugendlichen. Außerdem lassen sich gewisse Trends
für die nahe Zukunft ablesen, so daß man einige Prognosen treffen
kann, ob es bald Personenkreise geben wird, die vermehrt Drogen konsumieren
werden, und welche Drogen bald beliebter werden. Somit ergibt sich der
Vorteil, nicht auf bereits aufgetretene Probleme reagieren zu müssen,
sondern schon im voraus handeln zu können.
Um zu diesen Informationen zu kommen, gliedert sich das Projekt in
drei Arbeitsschritte. Als erstes werden im jährlichen Abstand Schüler
verschiedener Altersklassen und Angehörige spezieller Risikogruppen,
wie z.B. Klienten der Jugendsozialarbeit befragt. Im halbjährlichen
Abstand bezieht man Informationen aus einem Forum von 25 Personen, die
eine wichtige Stellung innehaben. Hierzu gehören Schlüsselfiguren
aus dem Diskotheken- und Gaststättengewerbe, der Jugendsozialarbeit,
aus Dealerkreisen, aus Verbänden der ausländischen Arbeitnehmer
und der Polizei. Außerdem schickt das Jellinek-Institut zweimal pro
Jahr ungefähr 25 Mitarbeiter in die Stadt, um dort in einschlägigen
Kreisen nach neuen Trends zu suchen.
„Die Interviewer und die befragten Personen kennen sich zum Teil seit
vielen Jahren und haben ein vertrauliches Verhältnis zueinander. Es
ist selbstverständlich, daß alle Angaben vertraulich behandelt
werden und daß niemand ein polizeiliches oder juristisches Nachspiel
befürchten muß."
(Cousto, H., 1995, S.180)
Beim zweiten Schritt setzen sich Personen aus ganz unterschiedlichen
Berufsgruppen zusammen, um das gewonnene Zahlenmaterial auszuwerten: Sozialarbeiter,
Mitarbeiter der Prävention, Forscher, Soziologen, Polizeibeamte und
Politiker. Durch die Überschneidungen zwischen diesen Berufsgruppen
ist dies ein sehr guter Weg, eine Lösung für eine bestehende
oder aufkommende Problematik zu suchen und zu finden.
Der dritte Schritt der Arbeit besteht darin, auf der Basis der jährlichen
Berichterstattung Empfehlungen und Anregungen zu geben, in welchen Bereichen
noch weiter geforscht
werden muß, oder an welchen Stellen die Polizei oder die Präventionsarbeiter
verstärkt tätig werden müssen.
Ziel des Jellinek-Zentrums
Mit der Befragungstechnik wie sie das Jellinek-Zentrum für ihre
Arbeit gebraucht, können die neuesten Trends in der Drogenszene aufgespürt
werden, und man kann schnell und situationsbezogen beginnen, Konzepte zu
entwickeln, um gefährlichen Trends entgegenzuwirken.
Außerdem will das Zentrum den Konsumenten das Wissen vermitteln,
wie ein verantwortlicher Umgang mit Drogen erreicht werden kann. Die Entscheidung
einer Person für den gelegentlichen Konsum von Drogen muß nicht
automatisch schlechter sein, als überhaupt keine Drogen zu nehmen,
nur muß der Gebraucher wissen, wie er die damit verbundenen Risiken
minimalisieren kann. Die Mitarbeiter des Zentrums wollen den Konsumenten
Hilfe anbieten, sich dieses Wissen anzueignen.
[<<zurück nach oben>>]
Der Pillentest
Es kursieren viele Gerüchte in der Techno-Szene über angeblich
in Ecstasy-Pillen enthaltene Verunreinnigungs-oder Zusatzstoffe. Hierbei
reicht die Palette der vermuteten Stoffe von anderen MDMA-Derivaten wie
MDEA oder MDA über Speed, Koffein bis hin zu Strichnin oder gar Heroin.
Inwieweit dies zutrifft oder nicht, soll hier beispielhaft an der Arbeit
des Büros von August de Loor, dem „Stichting Adviesburo Drugs" in
Amsterdam beschrieben werden.
(In diesem Kapitel stütze ich mich bei der Beschreibung der Arbeit
des Labors auf die Ausführungen von Schroers, A., 1996, S.72 und 73).
Leider ist es in Deutschland ziemlich schwierig, Angaben oder verläßliche
Informationen über die Zusammensetzung der auf dem Markt gehandelten
Pillen zu bekommen, da es kein zusammenhängendes Analyse-System gibt.
In den meisten Fällen beschränken sich die Informationen auf
Erfahrungsberichte der Raver, die dann untereinander ausgetauscht werden.
Eine verläßliche und objektive Beurteilung der Qualität
einer Pille wird so natürlich unmöglich, da die Empfindung eines
Ecstasy-Rausches von zu vielen verschiedenen subjektiven Faktoren beeinflußt
wird, als daß man von seinem Erlebnis auf das zukünftige eines
anderen Ravers schließen könnte.
Möchte man sich die Entwicklungstendenzen oder die aktuelle Lage
auf dem Schwarzmarkt genauer betrachten, so geschieht dies in der BRD vor
dem Hintergrund einer sehr geringen Datenmenge. Lediglich in den Niederlanden
findet man eine ausreichende Datenmenge, da hier schon seit einigen Jahren
Pillen getestet werden. Diese Tests werden im Rahmen des DIMS-Projekts
(Drug informatie en monitoring systeem, Drogeninformations - und Überwachungssystem)
durchgeführt. Dieses Projekt erforscht kontinuierlich die Situation
auf dem illegalen Ecstasymarkt. Kernstück des Projekts ist die Pillenanalyse,
die entweder vor Ort, d.h. auf Techno-Parties oder im Labor durchgeführt
wird. Das Drogentesten auf großen Techno-Veranstaltungen wird im
Rahmen der „Safe-House-Campaign" durchgeführt. Bei diesem Schnelltest
handelt es sich um den gleichen, wie er auch im Drogeninformationsbus der
DROBS Hannover durchgeführt wird.
Um genaue Informationen über eine Pille zu bekommen, muß
diese in einem Labor untersucht werden. Das Labor führt für jeden
die Tests durch, es macht keinen Unterschied, ob man Konsument, Dealer
oder Hersteller ist. In jedem Fall kann man auf Wunsch anonym bleiben.
Um seine Pillen analysieren zu lassen, müssen sie bis zum Dienstag
einer Woche abgegeben werden. Die Pille wird mit einem Kenncode versehen,
außerdem wird zusätzlich ein Codename abgesprochen, so daß
nur der Kunde, der die Pille abgegeben hat, das Ergebnis erfahren kann.
Als Kunde muß man lediglich angeben, wo man sie gekauft hat,
wie sie heißt und welchen Wirkstoff in welcher Dosis sie nach Angabe
des Verkäufers enthalten soll. Bis zum Beginn des Wochenendes, bis
freitags also, erhält man das Ergebnis, welcher Wirkstoff tatsächlich
enthalten ist und ob der Pille kritische und / oder gefährliche Beimischungen
zugesetzt sind.
So kann auf breiter Ebene eine Aussage darüber getroffen werden,
welche subjektiven Wirkungen welcher Substanz zugeordnet werden können.
Drogenlegenden und -mythen wird so die Grundlage entzogen und durch gesicherte
Daten ersetzt.
Leider ist die chemische Analyse sehr teuer, für die Untersuchung
einer Pille werden 100-200 Gulden benötigt. Um die Leute, die wissen
wollen, was in ihren Pillen drin ist, durch diese Kosten nicht abzuschrecken,
zahlt der Kunde lediglich einen Teil, nämlich 25 Gulden. Den Rest
übernimmt das Gesundheitsministerium, pro Jahr übernimmt es Kosten
in Höhe von 100.000 Gulden.
Wenn sich bei den Untersuchungen herausstellt, daß eine Pille
überdosiert ist, oder sie gefährliche Beimischungen enthält,
so wird ein Informationsnetz aus Flugblättern (Auflage bis zu 100.000
Stück) und Radio- oder Pressemitteilungen gestartet, um die Konsumenten
vor diesen Pillen zu warnen und zu schützen. Diese System hat sich
in den Niederlanden sehr gut bewährt, Pillen, vor denen gewarnt wurde,
lassen sich kaum noch verkaufen.
Der Pillentest ist ein sehr wichtiger Teil des Konsumentenschutzes
und sollte auch in Deutschland großflächig angeboten werden.
Zumindest aus rechtlicher Sicht wäre dies möglich. Ansonsten
besteht für den Konsumenten lediglich die Möglichkeit, seine
Pille(n) in einer Apotheke testen zu lassen, denn auch Apotheker stehen
unter Schweigepflicht. Dies ist allerdings für den Kleinkonsumenten
mit 70,- DM für einen Test mit hohen Kosten verbunden, und es ist
sehr fraglich, ob viele User dieses Angebot in Anspruch nehmen.
[<<zurück nach oben>>]
Integrieren, integrierte, hat integriert:
1. etwas vereinheitlichen, zu einem ganzen zusammenschließen;
ein integrierender (zur Vollständigkeit erforderlicher, wesentlicher,
unerläßlicher) Bestandteil...(Klappenbach, R., 1974, S.334)
Lange Zeit war Ecstasy bekannt dafür, daß es ausschließlich
in der Techno-Szene benutzt wurde. Lediglich wenige Personen gebrauchten
es für mehr oder weniger professionelle Psychotherapien, oder um einen
tieferen Einblick in ihre Emotionswelt zu bekommen. Ein integrierter Drogengebrauch
beinhaltet eine in sich geschlossene Szene, in der eine bestimmte Droge
in einem speziellen Kontext benutzt wird. In einem solchen Fall sind die
Situationen des Gebrauchs ritualisiert, laufen also immer wieder nach dem
gleichen Muster ab, insofern, als das die Droge nur in bestimmten Situationen
zweckgebunden eingesetzt wird. In diesem Fall würde dies bedeuten,
daß die Anhänger dieser Szene zu Techno-Parties gehen, dort
Ecstasy konsumieren und danach in ihren Alltag, in dem die Droge keinen
Platz hat, zurückkehren. Ob sich Ecstasy zusammen mit Techno zu einem
integrierten Ganzen zusammengefügt und diesen Zustand beibehalten
hat, soll in diesem Kapitel beantwortet werden.
Das Ritualkonzept wurde in den 70er Jahren entwickelt. 1977 führten
Zinberg und Harding Interviews mit Konsumenten von Haschisch, Mariuhuana,
psychedelischen Drogen und Opiaten über deren Konsumgewohnheiten durch.
Aus Zinbergs langjähriger Arbeit ergab sich eine für ihn überaus
wichtige Fragestellung: Weshalb verlieren manche User die Kontrolle über
ihren Drogenkonsum, während andere in der Lage sind, das Konsumieren
von Drogen mehr oder weniger in ihr Leben zu integrieren.
Sie kamen zu dem Ergebnis, daß in den drogenbenutzenden Subkulturen
Rituale existieren, die dem einzelnen die Möglichkeit geben, einen
kontrollierten Umgang mit der Droge zu betreiben. Unter dem Begriff Ritual
verstehen Zinberg und Harding in diesem speziellen Sinne:
„stylized, prescribed behavior surrounding the use of a drug, the methods
to procure and administer the drug, the selection of physical and social
settings for use, activities after the drug is administered and methods
of preventing untowards drug-effects."
(Zinberg / Harding, zitiert nach Krollpfeiffer, K., 1995, S.40)
Eine allgemeine Definition des Begriffes liefert Meyer's großes
Taschenlexikon:
„Ritual: in der Soziologie Bezeichnung für eine besonders ausdrucksvolle
und standardisierte individuelle oder kollektive Verhaltensweise.
(ebd., 1987, S.278)
Die Theorie des Ritualkonzepts geht davon aus, daß solange sich
ein User einer Droge an ein feststehendes, vorgeschriebenes Ritual hält,
was auch den Ort der Drogeneinnahme festlegt und verschiedene Verhaltensweisen
unter dem Drogeneinfluß beschreibt, einen gewissen Schutz vor einer
Suchtentwicklung bieten kann. Dies hängt damit zusammen, daß
der Rahmen für ein Ritual erst geschaffen werden muß, der Konsument
also nicht zu jeder Zeit zur Droge greifen kann. Der Begriff des Rituals
beinhaltet ebenfalls eine „Nicht-Alltäglichkeit" beim Benutzen der
Droge, eine Abgrenzung vom Alltag also, da es ansonsten nur noch eine Gewohnheit
wäre, und kein Ritual mehr.
Krollpfeiffer führt für die Wirksamkeit des Ritualkonzepts
die Tatsache an, daß die Zahl der Zwischenfälle mit LSD im Laufe
der Zeit weniger geworden seien, was nicht daran läge, daß weniger
Leute LSD nähmen. Vielmehr hätte dies damit zu tun, daß
in der LSD-benutzenden Subkultur etablierte Rituale, Regeln und Sanktionen
von einer Generation von Usern an die nächste weitergegeben werden.
Als Beispiel führt sie die Betonung eines guten und „sicheren" Settings
oder die Vorbereitung auf die Drogenerfahrung an (Vgl. Krollpfeiffer, K.,
1995, S.40).
Was hat dies mit den Anhängern von Techno-Musik und Ecstasy zu
tun? Im Grunde genommen einiges, denn beim Drogenkonsum in der Techno-Szene
haben viele Verhaltensweisen einen rituellen Charakter.
„Unter denjenigen, die dem engeren Kern der Techno-Szene zuzuordnen
sind und Ecstasy konsumieren, haben sich gewisse Rituale entwickelt mit
nicht zu unterschätzenden Schutzfunktionen."
(Kuhlmann, T. in Jugendhilfe 6/96, S.31)
Die Wahl des Ortes der Drogeneinnahme z.B.. Der typische Platz des
Ecstasy-Konsumenten ist in der Regel eine Techno-Disko, bzw-Party. Die
anschließenden Verhaltenweisen sind kollektiv standardisiert: Man
tanzt viel, unterhält sich, tauscht Zärtlichkeiten aus, verbal
oder körperlich, achtet darauf, genug zu trinken, möglichst keinen
Alkohol, nimmt nach einiger Zeit vielleicht noch etwas mehr Ecstasy und
kehrt nach dem Verbringen des Chill-Outs in seinen Alltag zurück.
Das wichtige Element des Ritualkonzepts ist es, die Droge immer in
einem speziell für sie geschaffenen Rahmen einzunehmen und sie nicht
mit zurück in den Alltag zu nehmen. Sobald mit dem Konsum keine rituellen
Verhaltensweisen mehr verbunden sind und die Droge auch in ganz alltäglichen
Situationen konsumiert wird, geht die suchtvorbeugende Wirkung des Rituals
verloren.
Die Bedeutung dieser Rituale darf allerdings nicht überbewertet
werden. Die Theorie funktioniert nur bei sehr verantwortungsbewußten
Drogengebrauchern. Wie oben bereits angedeutet, kommt es bei der suchtschützenden
Wirkung des Rituals sehr auf die Häufigkeit desselben an. Für
einen Techno-Anhänger, der jede Woche von Freitag bis Sonntag in Diskotheken
verweilt und dort an jedem dieser Abende Ecstasy nimmt, hat das Ritualkonzept
keine Bedeutung. Bei einem solchen Ecstasy-Konsum kann man allerdings auch
nicht mehr von einem Ritual sprechen, sondern eher von einer Gewohnheit.
Die beschriebene Form des ritualisierten Ecstasy-Konsums trifft zwar
immer noch auf eine zahlenmäßig große Gruppe von Gebrauchern
zu, aber es gibt inzwischen so viele Formen des Ecstasy Ge- und Mißbrauchs,
so daß der Standardisierung des Gebrauchs bei weitem nicht mehr die
Bedeutung zukommt, wie es vor wenigen Jahren der Fall war.
Für moderate Ecstasy-Gebraucher kann das Ritualkonzept einen gewissen
Suchtschutz bieten. Wie weit dieser reicht, hängt allerdings in starkem
Maße von den Konsumgewohnnheiten des Users ab. Solange dieser den
Besuch einer Party in Verbindung mit der Droge als eine ritualisierte Verhaltensweise
beibehält, die in ihrer Häufigkeit nicht ansteigt und etwas besonderes
bleibt, was nicht jedes Wochenende stattfindet, ist eine suchtverhindernde
Wirkung vorhanden. Aufgrund der Veränderungen in der Techno-Szene
verliert die Theorie des Ritualkonzepts allerdings an Bedeutung.
Die in Kapitel 5.4 beschriebene Entwicklung des Techno von der Subkultur zur kommerziellen Massenbewegung war nicht die einzige Veränderung der letzten fünf Jahre in diesem Bereich. Durch den zunehmenden Bekanntheitsgrad der Musik, traten auch die damit verbundenen anderen Dinge ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, nämlich der Besuch von Techno-Parties und die Droge Ecstasy. Ecstasy ist kein unmittelbar bedingender Faktor von Techno, und es sind auch nicht alle Besucher von Parties Drogengebraucher.
Aber ohne Ecstasy würde die heutige Techno-Szene nicht in der Form
existieren, wie sie es tut. Und ohne Techno hätte Ecstasy nicht die
Verbreitung mitgemacht, wie sie es effektiv getan hat. Viele der heutigen
Besucher von Parties sind im Grunde genommen keine Anhänger von Techno-Musik,
sondern haben gemerkt, daß die Mischung der Droge und der Musik eine
für sie sehr angenehme ist, sie würden zu Hause, wenn überhaupt,
nur sehr selten Techno-Musik hören. Andere konsumieren Ecstasy ganz
ohne Techno, für sie hat die Musik keine Bedeutung, und sie würden
auch auf keine Techno-Party gehen.
„In den letzten Monaten ist zunehmend zu beobachten, daß Ecstasy
auch von Personen genommen wird, die eher dem Randbereich der Techno-Szene
zuzuordnen sind, sich tendenziell eher keiner Szene zugehörig fühlen
und damit auch nicht in bestimmte Rituale eingebunden sind."
(Kuhlmann, T. in Jugendhilfe 6/96, S.32)
Bei solchen Konsumformen kann man immer öfter eine Neigung zu
tendenziell riskantem Probierverhalten finden. Problematisch hierbei ist
allerdings, daß der Kenntnisstand über Wirkungsweisen und Gefahren
nicht so hoch ist wie bspw. in der Techno-Szene. Besonders problematisch
sind dabei Konsumformen, in denen der Konsument in keine Gruppe eingebunden
ist und ohne ausreichende Kenntnis und Sozialkontakte Ecstasy nimmt, um
in irgendeiner Form die erwünschte und von den Medien inzwischen in
schillerndsten Farben beschriebene Wirkung zu spüren.
Es finden sich immer mehr Anzeichen dafür, daß Ecstasy die
Grenzen der Szene überwunden hat, und auch in anderen Szenen eine
immer größer werdende Verbreitung findet. Die Überschneidungen
zwischen den einzelnen Szenen werden immer mehr. So kann man in dem Heavy-Metal
Magazin „Metal-Hammer" im Vorwort einen Bericht eines Redakteurs über
genau dieses Phänomen lesen, wo diese Überschneidungen beschrieben
werden, und in dem der Autor für mehr Toleranz zwischen den Szenen
aufruft. In immer mehr Clubs, in denen früher ausschließlich
Rock-Musik gespielt wurde, kann man inzwischen auch Techno-Tracks hören.
Beispiele hierfür sind Lieder der Gruppe „Underworld" und „Prodigy",
deren Techno-, bzw. Breakbeat-Tracks auch in der Dortmunder Rock-Disko
„Spirit" zum festen Repertoire der DJ's gehören. Bei vielen Musikprojekten
werden Elemente der Techno-Musik mit Rock-, bzw. Hardcore-Musik vermischt,
Beispiele hierfür sind Gruppen wie „Chemical-Brothers" und wiederum
„Prodigy". Es finden immer mehr Annäherungen statt. Mitglieder von
reinen Rockgruppen singen in ihren Liedern über den Ecstasy-Konsum
(Kory Clarke von der Punk-Rock-Gruppe „Warrior Soul" im Lied „Trippin'
on Ecstasy"). Leute, die immer gesagt haben, daß Techno-Musik nie
etwas für sie sein würde, fangen an, sich dafür zu interessieren.
Und abgesehen von den Überschneidungen im musikalischen Bereich
steigt die Anzahl derer, die Ecstasy unabhängig von Techno konsumieren.
Auch die Verbreitung von Speed steigt an, besonders in „Rocker-Kreisen",
wie es auch A. Schroers von der DROBS in Münster bestätigte,
mit dem ich im Vorfeld dieser Arbeit ein telefonisches Gespräch führte.
Nicht nur Techno-Anhänger meinen, mit Ecstsy oder Speed besser
feiern zu können, der Konsum der sog. Techno-Drogen ist längst
aus seinem ursprünglichen Umfeld herausgetreten und zieht immer weitere
Kreise. In Bezug auf diese Drogen kann man mittlerweile nicht mehr von
einem integrierten Drogengebrauch reden. Dies war vielleicht bis vor wenigen
Jahren der Fall, aber heutzutage verhält es sich anders.
Denn auch in der Techno-Szene selber hat sich die Art und Weise des
Ecstasy-Konsums geändert. Nicht nur, daß der Beigebrauch von
Alkohol und der Mischkonsum mit anderen Drogen stark angestiegen ist, das
Beziehungsgeflecht unter den Techno-Anhängern hat sich ebenfalls geändert:
„Früher, als die gesamte Szene noch viel kleiner war, waren die
Beziehungen untereinander viel stärker ausgeprägt, man achtete
mehr auf die anderen. Die Szene war familiärer und übersichtlicher."
(Kuhlmann, T., eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, 17.02.97)
Jetzt aber, so Kuhlmann, kämen immer mehr Leute zu Techno-Parties,
die einerseits von der Alterstruktur viel jünger seien als früher,
und auf der anderen Seite einen unreflektierten Drogenkonsum betreiben.
Die gefestigten Beziehungsstrukturen, die durch die gegenseitige Kontrolle,
Gespräche und das „aufeinander-aufpassen" einen gewissen Suchtschutz
bieten, würden mehr und mehr in den Hintergrund treten, während
dem unkontrollierten Drogenmißbrauch immer mehr Bedeutung zukäme.
Seiner Meinung nach müssten an dieser Stelle neue Präventionsansätze
gefunden werden, um dieser Entwicklung entgegenzutreten.
[<<zurück nach oben>>]
Unter dem Begriff der Prävention versteht man ein „Vorbeugen" oder
„zuvorkommen", also eine Verhinderung eines Zustandes. Dies beinhaltet
ein zielgerichtetes Handeln, um unerwünschte oder gesundheitsschädigende
Zustände zu verhindern (vgl. Treichler, J., 1993, S.11). Anstelle
des Begriffs der „Prävention" wird oft der Ausdruck „Prophylaxe
verwendet.
Innerhalb der Suchtprävention unterscheidet mn drei verschiedene
Bereiche:
1. Primärprävention
Die Primärprävention beginnt schon bei Kindern im Vorschulalter.
Nach wissenschftlichen Erkenntnissen entscheidet es sich in diesem Alter,
ob Kinder in einem psychisch gesunden Umfeld aufwachsen, was für eventuelle
Suchtgefahren von großer Bedeutung ist. Somit versucht die Primärprävention
psychische und soziale Probleme bereits vor ihrer Entstehung zu verhindern
(vgl. ebd., 1993, S. 12)
2. Sekundärprävention
Die Sekundärprävention setzt bei Personen an, die schon einmal
Kontakt zu Suchtmitteln hatten, oder aber auch schon abhängig sind.
Verhindert werden soll ein Ausweichen
auf problematischere Substanzen oder Konsummuster. Den Konsumenten
soll neben einer Beratung in Form von sachlichen Informationen über
Vor-und Nachteile einer Droge auch eine therapeutische Behandlung angeboten
werden (vgl. Scheerer, H., 1995, S.101)
3. Tertiärprävention
Die Tertiärprävention richtet sich einerseits an ehemals
Süchtige oder vorübergehend abstinente Personen, mit der Intention,
Rückfälle zu vermeiden, andererseits an akut Süchtige, um
Überlebenshilfen anzubieten. Beispiele für Tertiärprävention
sind Substitutionsprogramme oder niedrigschwellige Kontaktläden, in
denen Kriseninterventionen stattfinden oder Möglichkeiten für
eine ambulante Beratung aufgezeigt werden (vgl. ebd., S.101)
Bis ca. Mitte der 80er Jahre war das Hauptmerkmal der Präventionsarbeit das Element der Abschreckung. Die Frage nach Ursachen für eine Suchtentwicklung wurden nicht untersucht. Stattdessen ging die Theorie der Prävention davon aus, daß man Jugendli
che nur drastisch genug vor den schrecklichen Folgen des Drogenmißbrauchs
warnen müsse, damit sie gar nicht erst auf die Idee kämen, überhaupt
Drogen zu nehmen. Damals wie heute wurde den Konsumenten mit Strafe, Strafverfolgung
und -vollstreckung gedroht, wodurch sie kriminalisiert und dadurch in eine
noch schlimmere soziale Lage gebracht wurden, als es so oder so schon der
Fall war.
1981 wurde das Betäubungsmittelgesetz durch einen sehr wichtigen
Paragraphen ergänzt. „Therpie statt Strafe" lautete das Schlagwort,
unter dem im Paragraphen 35 ff. erstmals ein Aspekt der Hilfe in das Gesetz
aufgenommen wurde (vgl. Loviscach, P., 1996, S.102).
Einen weiteren Wendepunkt gab es in der Drogenerziehung, als diese
dazu überging, neben den kognitiven auch die emotionalen Bereiche
bei Jugendlichen anzusprechen. Dabei ging es darum, sowohl die Jugendlichen
selbst durch Gespräche zu erreichen, um so Veränderungen der
Einstellungen und Verhaltensmuster zu erzielen, als auch eine Veränderung
der gesellschaftlichen Einflüsse anzupeilen, welche Jugendliche in
ihrer Entwicklung schädigen und so zu einer Suchtentwicklung führen
könnten.
Die Entwicklung führte zu einer ursachenorientierten Suchtprävention,
in der auch stoff-
ungebundene Suchtformen wie Spiel- oder Arbeitssucht enthalten sind.
Die eigentlichen Auslösefaktoren von Sucht sind natürlich von
Mensch zu Mensch verschieden, doch in der Regel werden die Grundsteine
dafür bereits in der Kindheit gelegt, wenn ein Kind nicht genug Anregung
für ein positives Lebensbild und seine Identitäts- und Sinnbildung
bekommt (vgl. Treichler, J., 1993, S.55).
Parallel zur Prävention hat sich auch die Arbeit der Drogenberatungsstellen
verändert. Im Gegensatz zur traditionellen Drogenarbeit, die in ihrer
Form sehr hochschwellig war, hat sie sich zu einer niedrigschwelligen entwickelt.
Früher mußte der Klient eine große Eigenmotivation aufbringen
mußte, um an seiner Lage etwas zu ändern. Pünktlichkeit
und Nüchternheit bei den Beratungsgesprächen war Pflicht, und
über allem stand das Ziel der absoluten Abstinenz.
Im Gegensatz dazu steht die heutzutage praktizierte Form der Niedrigschwelligkeit.
Die Möglichkeiten, Hilfe und Unterstützung in Anspruch zu nehmen
sollen jedem zur Verfügung stehen. Ein Schlagwort der niedrigschwelligen
Drogenarbeit ist die Akzeptanz. Die Drogenarbeit soll suchtbegleitend sein,
klientenorientiert und risikovermindernd. Der Klient soll nicht bevormundet
werden.
„Im Umgang mit Drogenkonsumenten wird auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung
geachtet, wobei es dem Klienten überlassen wird, ob und wann er drogenfrei
leben möchte."
(Wirth, N., 1996, S.77)
In der Suchtprävention sollte nicht der Kampf gegen die Drogen
im Vordergrund stehen, dies wäre sowieso ein Kampf mit wenig Ausicht
auf Erfolg. Die Sucht sollte vielmehr als individuelles Schicksal und gesellschaftliches
Problem angesehen werden.
Als ein wichtiges Element fortschrittlicher Präventionsarbeit
sieht Grube die Genußfähigkeit. „Genuß" sei der positive
Gegenbegriff zur Sucht. Genuß solle keinen schnellen, unreflektierten
Konsum beinhalten. Vielmehr seien zur Genußfähigkeit bestimmte
Bedingungen nötig, welche dem Konsumenten zu vermitteln in den Aufgabenbereich
des Sozialpädagogen falle.
Hierzu führt er folgende Aspekte an:
Zeit haben / nehmen: Es soll genügend Zeit zum reflektierten und,
soweit dies möglich ist, kontrollierten, Rauscherlebnis vorhanden
sein, genauso wie ein passender Rahmen, in dem die Zeit verbracht werden
soll
Angstfreiheit: Genießen muß erlaubt und nicht verboten
sein, Ängste müssen besprochen werden, es sollte in Gruppen konsumiert
werden, um deren „soziales und emotionales" Sicherheitspotential zu nutzen
Erfahrungsbildung: Der Konsument soll eigenhändig Unterscheidungsfähigkeit
entwickeln, d.h. über Qualitäten und Einsatzmöglichkeiten
von Drogen Bescheid wissen
Genuß ist subjektiv: Je nach persönlichen Motiven wählen
Menschen verschiedene Drogen und substanzunspezifische Handlungen zur Befriedigung
ihrer Bedürfnisse
Auch Abstinenz kann eine Form des Genusses darstellen
Selbstbeschränkung: Ein wichtiger Punkt ist das Prinzip „weniger
ist mehr". Der Konsument soll über genug Selbstkontrolle verfügen,
um einschreiten zu können, wenn der Genuß durch zu hohe Quantität
verlorengeht
(vgl., Grube, L., eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, 17.02.97)
Wenn die Präventionsarbeit in der Techno-Szene in diese Richtung
ginge, könnte die Gefahr einer Suchtentwicklung um einiges geringer
werden. Das Erreichen der Genußfähigkeit muß meiner Ansicht
deshalb eines der Ziele in der Arbeit mit Ravern sein.
Je mehr Techno-Anhänger es gibt, und je länger es Leute gibt,
deren Konsumgewohnheiten so geartet sind, daß sie praktisch jedes
Wochenende Drogen konsumieren, desto mehr wird auch die Zahl derer steigen,
die damit nicht mehr zurechtkommen und auf professionelle Hilfe angewiesen
sind.
Will man als Sozialpädagoge adäquat auf diese Situationen
reagieren, so sollte man sich darüber im Klaren sein, welche nicht
erfüllten Bedürfnisse der Konsumenten durch den Drogenmißbrauch
verdeckt werden. Wenn die Motive zum Konsum klar sind, kann erstens eine
Intervention leichter sein, und zweitens kann dann auch die präventive
Arbeit an diesen Punkten ansetzen und somit (evtl.) verhindern, daß
eine Intervention überhaupt erst nötig wird.
Auf Techno-Parties kann man beobachten, daß der Konsum von Drogen
dort etwas so normales geworden ist, daß sich niemand mehr darüber
wundert. Nirgendwo bei einer Party wird ein Ecstasy-User auf Erstaunen
treffen, wenn er jemandem erzählt, daß „er auf Pille ist". In
der Szene existiert kein Unrechtsbewußtsein für den Konsum illegaler
Drogen.
„Die Unterscheidung zwischen Legalität und Illegalität einer
Droge ist ohnehin für jugendliche Konsumenten eine ziemlich untergeordnete
Frage."
(Hurrelmann, K. in Magazin für die Polizei, 26, 1996)
Aber wie sollen Ecstasy-Konsumenten ein Unrechtsbewußtsein
entwickeln, wenn wir in einer Gesellschaft leben, in der hunderttausende
Psychopharmaka konsumieren, die völlig legal erhältlich sind?
(vgl. Rufer, M., 1995, S.107).
Zwar ist die Tatsache, daß es auf einer Party eher unnormal ist,
keine Drogen zu nehmen, im Grunde genommen ein wenig erschreckend, aber
trotzdem kann hier eine Form der Prävention ansetzen. Gerade Neueinsteigern
in der Szene, die sich entschlossen haben, keine Drogen zu nehmen, müssen
in dieser Richtung bestärkt werden.
Wie schon weiter oben beschrieben, kann man gerade unter Neueinsteigern
in der Szene eine zunehmende Risikobereitschaft beim Drogenkonsum erkennen.
Die Hemmschwellen, Substanzen auszuprobieren, werden immer niedriger. Aber
bei den Neueinsteigern kann man eine Unterscheidung zwischen zwei verschiedenen
Gruppen erkennen: Die erste setzt sich überwiegend aus Mittelständischen,
Schüler der oberen Jahrgangsstufen oder Angestellten in Verwaltung
o.ä. zusammen. Die Konsummotive sind in erster Linie Neugier, bzw.
die Lust, etwas auszuprobieren, von dem man schon viel gehört hat.
„Das wichtigste aktuelle Motiv für den Einstieg in den Konsum sowohl
legaler als auch illegaler Drogen ist meist die Neugier und der Wunsch,
die Wirkung einer Droge kennenzulernen und interessante und erlebnisreiche
Gefühlszustände zu durchleben."
(Hurrelmann, K. in Magazin für die Polizei, 26, 1996, S.8)
Die andere Gruppe, „proletarische Raver" (Wirth, N., 1996, S.111),
sucht eher den Ausstieg aus der Realität und will „krass und geil"
abfahren.
Des weiteren muß zwischen Konsummotiven für den Erstkonsum
und den darauffolgenden Konsum unterschieden werden. Während anfangs
Motive wie Neugierde oder intensivem Erleben im Vordergrund stehen, ist
es hinterher der starke Wunsch, diese Dinge nochmals zu erleben, nochmal
so gut reden können, nochmal soviel tanzen können. Man kann diesen
Wunsch wohl gut verstehen, und es ist bestimmt kein erfolgversprechender
Weg, diese Leute davon abbringen zu wollen, nochmal Ecstasy zu nehmen.
Wichtiger ist es, ihnen zu verdeutlichen, daß der Konsum von Drogen,
wenn überhaupt, die Ausnahme bleiben soll, bzw. muß. Das Gefühl,
daß eine Techno-Party ohne die Droge keinen Spaß mehr mache,
darf gar nicht erst aufkommen. Deshalb ist es von großem Vorteil,
wenn ein Sozialpädagoge schon früh in Kontakt mit Ravern treten
kann. Er könnte sie dazu ermutigen, schon zu Beginn ihrer Techno-Phase
auch ohne Ecstasy tanzen zu gehen, so daß das oben beschriebene Gefühl
erst gar nicht auftreten kann. So kann dem sonst früher oder später
auftretendem Automatismus Party = Drogen entgegengewirkt werden.
Einen sehr interessanten Ansatz dafür, daß Menschen Drogen
konsumieren, bietet E. Fromm. Er beschreibt den Menschen im Kindheitsstadium
als ein sehr naturnahes Wesen, daß noch keine Unterscheidung zwischen
sich und dem Rest seiner Umwelt machen kann. Mit dem Auflösen der
primären Bindungen werde die Welt allerdings abgetrennt und das Bedürfnis,
neue Mittel und Wege zu finden, um dem Getrenntsein zu entrinnen, steige
stark an. Ein Weg hierzu sei das Erleben von orgiastischen Zuständen,
die man auch mit Hilfe von Drogen erreichen könne. Bei einem vorübergehenden
Zustand der Exaltion verschwinde das Gefühl, von der Außenwelt
abgeschnitten zu sein.
„Werden diese Rituale (s.o.) gemeinsam praktiziert, so kommt das Erlebnis
der Vereinigung mit der Gruppe hinzu, was die Wirkung noch erhöht.
(...) Es scheint, daß der Mensch nach dem orgiastischen Erlebnis
eine Zeitlang weiterleben kann, ohne allzusehr unter seinem Abgetrenntsein
zu leiden. Langsam nimmt dann die Spannung der Angst wieder zu, so daß
sie durch die Wiederholung des Rituals wieder gemildert werden kann.
(Fromm, E., 1993, S.24)
Gerade in diesem zitierten Abschnitt wird deutlich, daß Suchtprävention
schon im frühen Kindesalter beginnen muß, damit dem später
so oft aufkommenden Gefühl des Alleine-und-einsam-seins dann schon
der Nährboden entzogen wird. Dann kann es auch verhindert werden,
daß bei vielen Konsumenten von Drogen ein Defizitgefühl Hauptmotiv
für den Konsum wird.
„Bei den meisten Drogen ist dieser Wunsch [Drogen und damit neue Gefühlszustände
kennenzulernen, Anm. d. Verf.] (...) vor allem bei denjenigen Jugendlichen
besonders stark, die Defizitgefühle im Leistungsbereich und sozialen
Kontaktbereich empfinden."
(Hurrelmann, K. in Magazin für die Polizei, 26, 1996)
Und einen weiteren sehr wichtigen Punkt für die sozialpädagogische
Arbeit spricht Fromm ebenfalls an: Die Rolle der Gruppe, in der zusammen
konsumiert wird, ist bedeutend. In der Didaktik bezeichnet man die Gruppe
auch als „funktionale Lerngruppe", weil Jugendliche unbewußt voneinander
lernen, sich aneinander orientieren und gegenseitiges Verhalten abschauen
und dann kopieren.
Befindet sich ein Raver nun in einer Gruppe, in der es Gewohnheit ist,
Ecstasy zu nehmen, so wird es für ihn doppelt so schwer sein, dies
nicht mehr zu tun, wenn er sich dafür entschieden hat. Da sich in
der Techno-Szene Konsumenten oft von Nicht-Konsumenten abgrenzen, läuft
dieser Jugendliche Gefahr, ein soziales Netz zu verlieren. Deshalb könnten
Sozialpädagogen versuchen, Gruppen anzusprechen, um dort Prozesse
in Richtung eines schadensmindernden und kontrollierten Konsums in Gang
zu bringen. Ebenfalls kann versucht werden, zusammen Handlungsalternativen
zu suchen und zu finden.
Ein anderer Aspekt der Präventionsarbeit sollte sein, dem wachsenden
Mischkonsum entgegenzutreten. Beim „Runterkommen" zur „falschen" Droge
zu greifen, also dazu überzugehen, Benzodiazepine oder sogar Heroin
zu nehmen, kann fatale Folgen haben. Daß die Tendenz oftmls in diese
Richtung geht, bestätigt Kuhlmann:
„Aus diesem Grunde [um endlich schlafen zu können,Anm. d. Verf.]
wird zunächst Cannabis geraucht, viele greifen zu klassischen „Downers"
wie Rohypnol, sogar niederpotenten Neuroleptika und schließlich zu
Heroin als scheinbar idealem Entspannungsmittel. Bei Fortsetzung des chronischen
MDMA-Konsums festigt sich der Kontakt zur illegalen Heroinszene mit allen
damit verbundenen, hinlänglich bekannten sozialen, psychosozialen
und psychischen Folgen.
(Kuhlmann, T. in Jugendhilfe 6/96, S.32)
Hier kann man versuchen, den Konsumenten nochmals das Motto „weniger
ist mehr" zu vermitteln, damit dieser nicht nach dem Wochenende noch so
wach ist, daß er zum müde-werden auf diese Substanzen zurückgreifen
muß.
Ein Problem der Drogenarbeit ist die oftmals bestehende subjektive
Distanz der in der Drogenhilfe professionell tätigen Mitarbeiter gegenüber
der Szene. Die bestehenden Vorurteile gegen diese (Sub-) Kultur ist ein
Hinderungsgrund bei der Entwicklung spezifischer niedrigschwelliger Ansätze.
Für die Entwicklung eines stabilen und tragfähigen Kontaktes
zu einer synthetische Drogen konsumierenden Person müssen die gleichen
Kriterien gelten wie in der Arbeit mit Opiatabhängigen:
Entwicklung einer von Empathie, Einfühlungsvermögen und authentischer
Akzeptanz geprägten Beziehung
Kenntnis der wesentlichen Rahmenbedingung
Verständnis für eine „etwas andere" Lebensform
Der teilweise auftretenden Distanz zwischen professionellen Mitarbeitern
der Drogenhilfe gegenüber der Techno-Szene liegt vielleicht ein Bruch
zwischen klassischer Drogenhilfe in Tradition der sogenannten 68er Generation
einerseits und der Techno-Szene als Vertreter des modernen Computer-Zeitalters
andererseits zugrunde. Indem man diesen Bruch erstmal wahrnimmt und dann
versucht, ihn zu überwinden, könnte ein tragfähiger Kontakt
zur Zielgruppe des Ecstasy-konsumierenden Techno-Fans aufgebaut werden,
ohne dabei sein eigenes Lebensgefühl in den Hintergrund zu stellen.
Die beschriebene Diskrepanz fiel mir persönlich besonders auf der
Fachtagung „Ecstasy" vom 17.02.97 auf. Dort äußerten sich nämlich
einige Mitarbeiter der Jugendhilfe auf eine Art und Weise zum Thema Techno
und dem damit verbundenen Drogenkonsum, welche die notwendige Akzeptanz
und Toleranz zu wünschen übrig ließ.
Erforderlich ist in diesem Kontext kein anbiederndes Verhalten, sondern
die Überwindung einer grundsätzlich ablehnenden Haltung gegenüber
dem Lebensgefühl von Menschen, die sich einer anderen Subkultur zugehörig
fühlen. Die Zugangswege außerhalb der Einrichtungen der Drogenhilfe
sollten nicht von einer vorurteilsbehafteten Einstellung verbaut werden.
Die Kontaktknüpfung unmittelbar vor Ort, also auf Parties oder in
Diskotheken sind eine wichtige und unverzichtbare Voraussetzung, um adäquate
klientenorientierte Angebote in der Prävention zu entwickeln und mit
diesen Angeboten die Zielgruppe auch zu erreichen.
Die Präventionsarbeit in der Techno-Szene ist für deutsche
Sozialpädagogen ein ganz neues Arbeitsfeld. Hier könnte es helfen,
einen Blick in unsere Nachbarländer Niederlande und Großbritannien
zu werfen. Diese Länder haben in dem Bereich einen Wissensvorsprung
von einigen Jahren. Leider lassen sich diese Konzepte aufgrund der verschiedenen
politischen Verhältnisse nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragen.
Jedenfalls geht es nicht, in Deutschland bestehende Handlungskonzepte für
Opiatkonsum auf die Techno-Szene anzuwenden. Es ist dringend nötig,
neue Überlegungen anzustellen und Handlungsstrategien zu entwickeln.
Vorüberlegungen müssen dahin gehen, sich zu fragen, was das
Party-Leben ausmacht, und was es für die Raver bedeutet. Dann wird
die Situation deutlich, in der sie sich befinden. Sind die positiven und
negativen Seiten des Party-Lebens deutlich geworden, kann man damit beginnen,
Ziele für die Präventionsarbeit zu formulieren.
Zusammengefaßt lauten diese Ziele folgendermaßen:
Der Kontakt zu Ravern muß so früh wie möglich hergestellt
werden, damit der Sozial-
pädagoge problematischem Verhalten schneller entgegentreten kann.
Es soll verhindert werden, daß „Probierer" oder Gelegenheitskonsumenten
zu Süchtigen werden.
Der Sozialpädagoge soll Handlungsalternativen zum Drogenkonsum
aufzeigen können.
Die Folgen der Durchkommerzialisierung und Vermassung der Szene sollen
abgemindert werden. Die „alten Werte" wie Toleranz und Gemeinschaftsgefühl
müßten wieder gestärkt werden.
Den Ravern muß die Bedeutung von engen und tragfähigen Beziehungsstrukturen
nahegebracht werden.
Safer-Use Regeln müssen noch weiter verbreitet und durchgesetzt
werden.
Sozialpädagogen müssen die Barriere zwischen ihrer Lebenswelt
und der der Raver überwinden, um klientenorientiert arbeiten zu können.
Einen guten Ansatz zu einer „neuen" Präventionsarbeit bietet die
Möglichkeit, die Raver selbst aktiv werden zu lassen, nach dem Vorbild
von Eve & Rave. Die Einbeziehung in die Arbeit fördert die Akzeptanz
in der Szene und bei den mitwirkenden Ravern selbst.
Die hier vorgestellten Modelle beziehen sich zumeist auf Konsumbegleitung,
welche die folgenden drei Bereiche beinhaltet:
1. Streetwork, d.h. auf Parties anwesend sein
2. Niedrigschwelliger Kontaktladen für Raver
3. Beratung
Eine besondere Bedeutung haben die ersten beiden Punkte, insofern,
daß hier versucht werden soll, den Ravern Strukturen anzubieten,
in denen sie sich organisieren und auch selber aktiv sein können.
Die Hauptaufgabe der Sozialpädagogen besteht hierbei darin, eine Art
Anstoß zu geben, den die Raver dann weiter verfolgen sollen. Ziel
dabei ist es, die Raver kompetent zu machen, so daß sie eigenständig
Aufgaben erledigen und eigene Arbeitsbereiche übernehmen. Ein gutes
Beispiel für diese Arbeitsweise ist das Eve & Rave Projekt, wo
sich die Raver nach einem Anstoß auf eigene Initiative organisiert
haben und das mittlerweile eine wichtige Organisation innerhalb der Szene
ist.
Streetwork
In diesem Bereich der Präventionsarbeit liegt der Schwerpunkt
in der Kontaktaufnahme mit Ravern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die
Vermittlung von Informationen. Der Ort dieser Kontaktaufnahme ist der Platz,
an dem Raver sich aufhalten, also eine Techno-Disko oder eine Party. Da
eigentlich jede Party einen Chill-Out Raum haben sollte, wäre dies
der dafür geeignete Platz.
Wenn man als Sozialpädagoge an einer Stelle eingreifen möchte,
muß er natürlich erst einmal den Kontakt zum Klienten herstellen.
Im einfachsten Fall tritt der Raver an einen Mitarbeiter heran und fragt
nach z.B. Informationsmaterial über synthetische Drogen. Es kann auch
sein, daß eine Person ein damit in Verbindung stehendes konkretes
Problem hat, das zu besprechen etwas länger dauert. Für diese
Fälle sollte es eine ruhige Ecke geben, in die man sich gemeinsam
zurückziehen kann. Zwar kann es sein, daß einige Leute gewisse
Hemmschwellen haben, an die Mitarbeiter heranzutreten, aber hier ist es
dann von Vorteil, wenn Raver selbst an solchen Informationsständen
mitarbeiten. Die Hemmschwelle, „Gleichgesinnte" anzusprechen liegt mit
Sicherheit niedriger, als gegenüber „normalen" Mitarbeitern.
Neben der Kontaktaufnahme ist es von Bedeutung, daß Informationen
zur Thematik weitergegeben werden. Dies beinhaltet ebenso Informationen
über einen risikomindernden Konsum, genauso wie den weiter oben beschriebenen
Schnelltest der Pillen mit anschließendem Vergleich mit Listen von
den sich im Umlauf befindlichen. Wichtig hierbei, und von einigen Institutionen
bereits realisiert, ist die richtige Verpackung dieser Informationsbroschüren.
Keine nüchterne Aneinanderreihung von Fakten, sondern vielmehr ein
ansprechendes Layout ist hier gefordert.
Dem weiter oben beschriebenen Anstieg des Mischkonsums von Ecstasy
mit anderen Drogen kommt eine besondere Bedeutung zu, insofern, daß
es ein Hauptpunkt ist, bzw. sein wird, auf den Mitarbeiter gesondert eingehen
müssen, da er ein sehr großes Gefahrenpotential impliziert.
Ein weiterer Vorteil der Anwesenheit vor Ort, also auf einer Party,
ist die Ansprechbarkeit der Mitarbeiter in Notfällen, d.h. bei einer
Überdosierung oder ähnlichen Fällen. Es ist keine Frage,
daß bei akuten, gesundheitsbedrohlichen Situationen nur ein Arzt
wirkliche Hilfe leisten kann, doch in vielen Fällen können beruhigende
und einfühlsame Worte schon einiges leisten.
Außerdem kann das Streetwork dabei helfen, das Cafe, welches
weiter unten beschrieben wird, bekannter zu machen. So können Mitarbeiter
in Gesprächen den Vorschlag machen, sich das Cafe doch einmal anzuschauen
und zu überprüfen, ob man sich dort wohl fühlt, also dieses
Angebot in Anspruch nehmen möchte.
Das Cafe
Das Cafe, eine Art Kontaktladen für Benutzer synthetischer Drogen,
ist ein neues Angebot, das in Deutschland meines Wissens nach bisher einmalig
ist. Es wird Mitte Mai in Bochum-Wattenscheid eröffnet. In einem Interview
mit der Mitarbeiterin Nadja Wirth erfuhr ich Einzelheiten dazu.
In diesem Cafe soll Ravern, genauso wie anderen Gebrauchern synthetischer
Drogen, ein Raum geboten werden, in dem sie sich drogenfrei kennenlernen
können. Im Gegensatz zu einer Party, wo negative Gefühle keinen
Platz haben und deshalb abgespalten werden, soll im Cafe darauf hingearbeitet
werden, daß BesucherInnen auch die schlechten Gefühle als dazugehörend
empfinden und auch „leben". Das Cafe soll sehr szenenah aufgebaut sein.
Dies soll bewirken, daß die strikte Trennung vom bunten Wochenende
und vom grauen Alltag, wie es viele Raver betreiben, überwunden wird.
Die Energien sollen gleichmäßiger verteilt werden. Viele verausgaben
sich am Wochenende total, um sich dann den Rest der Woche kraftlos zu fühlen.
Dies kann recht schnell zu einem Kreislauf führen, in dem positive
Gefühle nur noch auf einer Party, und dann meistens in Verbindung
mit Drogen erlebt werden, während der Alltag als langweilig und grau
gesehen wird. Zur Verdrängung der schlechten Gefühle wartet man
dann auf die Party, die mit der Zeit idealisiert und als Entschädigung
für die langweilige Woche gesehen wird. Diese Raver neigen oft dazu,
die Drogen immer höher zu dosieren, oder zum Mischkonsum überzugehen,
um der Toleranzentwicklung entgegenzutreten. Im Cafe soll ein (möglicher)
Ausgleich zu diesem Verhalten geschaffen werden.
Es sollen Strukturen angeboten werden, in denen sich die Raver selbst
organisieren. Die Aufgabe des Pädagogen besteht dann darin, Unterstützung
und Hilfe anzubieten. Außerdem sollen je nach Neigung Arbeitsgruppen
gebildet werden, in denen die Raver dann ihre Ziele verwirklichen können.
Diese Arbeitsgruppen könnten durchaus an denen von Eve & Rave
angelehnt sein. Warum soll es nur in Berlin organisationswillige, für
ihre Szene aktive Raver geben?
Im Cafe können Kontakte unter den Ravern in einer drogenfreien
Umgebung geknüpft werden. Dabei liegt der Anspruch an diese etwas
höher als auf einer Party. Dort stehen viele unter dem Einfluß
von Ecstasy, was die Hemmungen, jemanden anzusprechen niedriger werden
läßt. Im Cafe besteht hingegen nicht die auf Raves zwar unausgesprochene
aber dennoch vorhandene Pflicht, immer nett zueinander zu sein. Konflikte
und Meinungsverschiedenheiten sollen ausgetragen werden. Zu jeder tragfähigen
Beziehung gehören auch negative Gefühle, welche wie gesagt auf
Parties oft ausgeklammert werden. Da solche engen Beziehungen aber eine
nicht zu unterschätzende suchtpräventive Wirkung haben, soll
im Cafe ein Raum geschaffen werden, in dem solche Betiehungen geknüpft
werden können.
Die Öffnungszeiten des Cafes sollen zwei-bis dreimal in der Woche
am späten Nachmittag bzw. bis in die Abendstunden hinein liegen, da
die meisten Techno-Anhänger durch Schule oder Beruf eingebunden sind.
Bemerkenswert finde ich den Plan, das Cafe alle zwei Wochen sonntags
morgens zu öffnen. Dies soll ein Angebot an Party-Gänger sein,
sich nach einer Party in einer angenehmen Umgebung auszuruhen, und nicht
noch mehr Drogen zu nehmen und nach der Schließung eines Clubs zum
nächsten zu fahren, um dort die After-Hour zu besuchen. Das Cafe soll
eine Alternative dazu sein, oder wenigstens eine Unterbrechung. Die depressiven
Verstimmungen beim „Heruntekommen" von Ecstasy sollen hier in der
Gemeinschaft abgeschwächt werden, um dem Verhalten „nicht runterkommen,
sondern nachlegen" entgegenzuwirken.
Die Beratung
Die Beratungsarbeit im Zusammenhang mit synthetisch Drogenabhängigen
oder Leuten, die mit synthetischen Drogen Probleme haben, ist Beratungsarbeit
im klassischen sozialpädagogischen Sinn. Neben der Weitergabe von
Informationen zum Thema selber, wie Wirkungsweisen, Gefahren, Safer Use,
Mischkonsum usw., umfaßt sie ambulante Betreuung für gefährdete
Raver, oder solche, die meinen, daß sie mit ihrem Drogenkonsum nicht
mehr alleine zurechtkommen. Sie richtet sich außerdem an diejenigen,
denen die Mitarbeit im Cafe nicht ausreicht, oder die, die darauf keine
Lust haben.
Da die Gemeinschaft in der Techno-Szene sehr hochgehalten wird, könnte
man sich von der typischen Form der Einzelberatung lösen und Angebote
für kleinere Gruppen anbieten, falls dies den Leuten zusagt.
Neben der Beratung für im Kontakt zur Szene stehende Raver umfaßt
dieses Angebot weiterhin Informationsweitergabe an Personen, die mit Techno
direkt nichts zu tun haben, aber in deren Bekannten- oder Verwandtenkreis
sich solche Leute befinden. Diesen müssen Sach- und Hintergrundinformationen
vermittelt werden, damit sie auf dieser Basis einen unvoreingenommenen
und angstfreien Um- und Zugang zu Gesprächen mit ihren Freunden oder
Angehörigen erreichen können.
Des weiteren könnte ich mir eine Schulden- und / oder Rechtsberatung
für Raver vorstellen, ähnlich wie es auch in der Arbeit mit Opiatabhängigen
praktiziert wird. Da das Leben in der Techno-Szene mit hohen finanziellen
Ausgaben verbunden ist, gibt es viele Personen, die sich dadurch verschuldet
haben. Viele von diesen gehen dazu über, ihre Schulden durch das Handeln
mit den Drogen abzubauen. Werden sie dabei der Polizei auffällig,
geraten sie in noch tiefere Probleme. Diesen Teufelskreis könnte man
mit diesem Angebot u.U. durchbrechen.
Der Arbeitsbereich der Beratung ist nur zum Teil eine Konsumberatung.
Neben den Sozialpädagogen müssen sich auch weitere Berufsgruppen
näher mit der Thematik Ecstasy und andere „Partydrogen" beschäftigen,
z.B. Ärzte und Psychologen. Da die Zahl der Leute, die aufgrund ihres
zu hohen Konsums dieser Drogen Probleme bekommen, in Zukunft ansteigen
wird, muß auch die Zahl der medizinischen und psychologischen Fachleute
höher werden, damit diesen Personen professionell geholfen werden
kann. Der Sozialpädagoge muß auch in der Arbeit mit Ravern innerhalb
seiner Kompetenzen bleiben. Therapeutische und medizinische Hilfe fallen
allerdings nicht in diesen Kompetenzbereich herein. Deshalb muß auf
eine Vernetzung der beratenden Arbeit mit z.B. Krankenhäusern hingearbeitet
werden, wo Jugendliche zur Krisenintervention stationär untergebracht
werden können. Ein Problem hierbei besteht in der Tatsche, daß
Ecstasy-Sucht von den Kostenträgern nicht als Grund anerkannt wird,
die Kosten für eine stationäre Drogentherapie zu übernehmen.
Es sollte von dieser Seite aus erkannt werden, daß der Mißbrauch
von „Partydrogen" durchaus zu massiven psychischen Problemen führen
kann, die eine stationäre Behandlung erforderlich machen.
Eines der größten Probleme in Zusammenhang mit Ecstasy ist
mit Sicherheit der Schwarzmarkt. Erst durch die Illegalisierung durch das
Betäubungsmittelgesetz enstand dieser Schwarzmarkt, auf dem in zunehmenden
Maße verunreinigte Pillen angeboten werden. Der Abstinenzvorsatz
der deutschen Drogenpolitik wird mit allen Mitteln durchzusetzen versucht,
obwohl er fast allen in der Praxis gewonnenen Erkenntnissen widerspricht.
Denn am Ende der Drogenverfolgungspolitik stehen zumeist immer die Kleinkonsumenten,
die von Strafverfolgungsmaßnahmen betroffen sind. Selbst Aussagen
der Polizei belegen, daß Jugendliche, die der Polizei durch MDMA
-„Vergehen" aufgefallen sind, in den meisten Fällen noch nie irgendwelche
kriminellen Handlugen begannen hatten. Meiner Meinung nach ist es unverantwortlich,
diese Konsumenten aufgrund ihres Eigenkonsums an Drogen zu kriminalisieren.
Durch eine Solche Kriminalisierung laufen diese Jugendlichen Gefahr, sozial
destabilisiert zu werden (durch Vorstrafen o.ä.). Daher würde
ich darauf plädieren, daß der Besitz von kleinen Mengen zum
Eigenverbrauch grundsätzlich straffrei sein sollte. Denkbar, und in
meinen Augen praxisgerecht, wäre hier eine Menge von 15-20 Konsumeinheiten,
was in etwa einer Anzahl von 8-10 Pillen entspräche. Eine polizeiliche
Repression gegenüber der Szene, z.B. in Form von Razzien, bringt im
Grunde wenig, da sich dadurch wohl nur sehr wenige Raver davon abhalten
lassen, Techno-Parties zu besuchen und dort Drogen zu konsumieren.
Bezüglich des notwendigen Konsumentenschutzes in der Szene ist
es nötig, daß politische und rechtliche Möglichkeiten so
weit ausgenutzt werden, wie es geht. Das Pillentesten nach dem Vorbild
aus Hannover sollte in ganz Deutschland möglich sein. In größeren
Städten sollte jeder seine Pillen für wenig Geld testen lassen
können. Die Erfahrungen in den Niederlanden haben gezeigt, daß
dies ein richtiger Weg ist. Da jede Person die Tests anonym durchführen
lassen kann und die Mitarbeiter unter Schweigepflicht stehen, brauchen
weder Dealer noch Produzenten eine Strafverfolgung zu fürchten. Das
Beispiel des Büros von August de Loor hat gezeigt, daß die Produzenten
durchaus bereit sind, solche Angebote in Anspruch zu nehmen. Sie lassen
entweder aus eigenem Antrieb ihre Pillen testen, oder werden durch Zeitungsinserate
oder Radiodurchsagen dazu gedrängt, eventuelle schlechte oder verunreinigte
Pillen vom Markt zu nehmen. Auf diese Weise wäre die durch die Illegalisierung
von MDMA enstehende Gefahr, nämlich das Auftreten gesundheitsschädigender
Pillen in der Szene, stark gemindert. Der Staat sollte sich für die
Gesundheit von Konsumenten soweit verantwortlich fühlen, daß
er den
größten Teil der entstehenden Kosten tragen sollte, so wie
es in den Niederlanden bereits praktiziert wird.
Unter den Bedingungen des momentanen Schwarzmarktes sollte es Monitoring-
und Informationssysteme geben, die regelmäßig und in einem repräsentativen
Umfang Daten über den Drogenschwarzmarkt und Drogentrends herausfinden.
Hiermit sind Gebrauchsmuster und soziodemographische Daten gemeint. Wenn
tendenziell gefährliche Trends festgestellt werden würden, wäre
es für die soziale Arbeit wesentlich leichter, diesen Trends durch
frühzeitiges Handeln entgegenzutreten.
Einige progressive Autoren werfen die Idee einer Legalisierung von
MDMA auf (vgl. Schroers, A., 1996, S.77). Ecstasy, so Schroers Vorschlag,
könne evtl. in Apotheken auf Rezept eines Arztes verkauft werden.
Von solchen Ansätzen halte ich persönlich nicht sonderlich viel.
In Deutschland wird zu wenig präventiv gearbeitet. Und meistens beschränkt
sich die Arbeit auf Hilfen zum Ausstieg. Kindern und Jugendlichen werden
zu wenig bzw. keine Handlungsstrategien zum verantwortungsvollen und kontrollierten
Drogengebrauch vermittelt. Genau dies wäre aber die Grundvoraussetzung
für einen freien Zugang zu Drogen. Vor diesem Hintergrund lehne ich
eine Legalisierung von Ecstasy ab.
[<<zurück nach oben>>]
Für die Entwicklung der Ecstasy- Thematik in der BRD läßt
sich ingesamt recht wenig abschließendes oder definitives festlegen.
Dennoch gibt es einige Entwicklungslinien und Tendenzen, die genau beobchtet
und ausgewertet werden sollten.
Bezüglich der Konsumformen von Ecstasy und anderen „Partydrogen"
ist festzustellen, daß sich das Konsumverhalten stark geändert
hat. Waren in den 70er Jahren Haschisch- und LSD- Konsum eine Form des
Ausdrucks von Protesthaltung gegen die Gesellschaft, sowie der Versuch
sich von eben dieser abzugrenzen, verhält es sich mit Ecstasy anders.
Im Gegensatz zu heutigen Heroinkonsumenten finden wir in der Techno-Szene
Menschen, die trotz ihres Drogenkonsums keine gesellschaftlichen Außenseiter
sind. Im Gegenteil, es handelt sich vielmehr um gesellschaftliche Leistungsträger,
die oftmals in verantwortlichen Funktionen tätig sind und die einem
relativ großen Leistungsdruck unterworfen sind. Um einerseits dabei
bestehen zu können, und andererseits auch mal diesen Ballast abzuwerfen,
bedienen sie sich diverser Aufputschmittel und setzen sich einer anderen
Form des Leistungsdrucks aus. Dieses Verhalten muß dahingehend geändert
werden, daß die Konsumenten lernen, eine gewisse Genußfähigkeit
zu erlangen. Nur in
diesem Rahmen ist es möglich, einen verantwortungsvollen Umgang
mit Drogen zu betreiben.
Trotz der Verbreitung von Ecstasy über die Grenzen der Techno-Szene
hinaus, besteht immer noch eine große Anlaßbezogenheit des
Konsums. Viele der Ecstasy-User konsumieren nur, wenn der Rahmen stimmt,
also am Wochenende, auf Parties, innerhalb einer Gemeinschaft. Aufgrund
der zunehmenden Vermassung der Szene wird der Konsum leider immer vereinsamter.
Dem muß durch Betonung der Wichtigkeit enger persönlicher Bindungen
und Freundschaften entgegengewirkt werden.
Festzustellen ist weiterhin, daß die konsumierten Mischungen,
die teilweise von Dealern, aber auch von den Konsumenten selber, hergestellt
werden, immer stärkere Wirkungen entfalten. Dabei werden nicht nur
die einzelnen Stoffe immer potenter, sondern diese Stoffe werden dann auch
noch miteinander vermischt. Besonders häufig kommt es zu einer Kombination
von Halluzinogenen und Aufputschmitteln, z.B., wenn LSD, Speed und Ecstasy
zusammen genommen werden. Auch Versuche mit gegensätzlich wirkenden
Stoffen, also Betäubungsmittel kombiniert mit Stimulantien werden
in den Notfallaufnahmenh der Krankenhäuser immer häufiger registriert.
Es ist schon heute dringend notwendig, „Polytoxikomanen" Hilfsangebote
zu entwickeln.
Die klassischen Aufklärungs- und Präventionskampagnen wirken
bei den Konsumenten synthetischer Drogen kaum, bzw. gar nicht, weil diese
sich in den meisten Fällen nicht als suchtgefährdet ansehen.
Die Präventionsarbeit war zudem lange Zeit in den Paradigmen alter,
absoluter Abstinenzorientierung gefangen. Dadurch ist sie für junge
Leute hochgradig unglaubwürdig geworden. Für junge Menschen gibt
es heutzutage wenig Gründe, einer Prävention Glauben zu schenken,
die schon immer jede Droge als absolutes Teufelszeug mit größtem
Suchtpotential, Giftigkeit und schrecklichsten Folgen an die Wand malte.
Wie sollen Jugendliche aber auch dem Hauptslogan der bundesdeutschen Präventionskampagne
„Keine Macht den Drogen" Glauben schenken, wenn dieser bei den Fußballspielen
der deutschen Nationalmannschaft direkt neben der Krombacher-Pils Werbung
an der Bande zu sehen ist.
Mittlerweile befindet sich ernsthafte Präventionsarbeit in einer
gründlichen Umorientierungsphase. Es entstehen neue Ansätze,
die zunehmend Gründe und Motivation des Konsums hinterfragen und die
sich auch nicht scheuen, die subjektiv als positiv empfundenen Wirkungen
einer Droge zu thematisieren. Ein weiters wichtiges Element ist die Abkehr
von der suchtmittelspezifischen Prävention, die die illegalen Suchtmittel
verteufelt und die legalen außer acht läßt, hin zu einer
suchtmittelunspezifischen, die in erster Linie auf das Verhalten der Menschen
gerichtet ist.
Die Fragen nach den Ursachen und Motiven für den Drogenkonsum einerseits
und das Abgleiten in die Sucht andererseits, werden in Zukunft, entgegen
aller anderen aktuellen drogenpolitischen Verdrängungsbemühungen,
wieder ernster gestellt und vor allem differenzierter beantwortet werden
müssen.
Die Frage, ob mit den Designerdrogen und insbesondere mit Ecstasy eine
Drogenwelle mit all ihren negativen Begleiterscheinungen über die
Industrienationen und auch über die BRD hinwegzieht, kann leider nicht
definitiv beantwortet werden. Dies liegt darin begründet, daß
es in Deutschland keine dem niederländischen „Antenne-Projekt" vergleichbaren
Untersuchungen diesbezüglich gibt. Die Bundesregierung sollte in solche
Projekte investieren, so daß Daten gewonnen werden können, auf
deren Basis gearbeitet werden kann, anstatt das Geld, das für die
Prävention zur Verfügung steht, in sinnlosen Projekte zu verpulvern,
die nichts erreichen und niemandem etwas bringen.
[<<zurück nach oben>>]
1. Ahrens, Helmut: Prävention für die deutsche Techno-Szene?
Ergebnisbericht der Pilotstudie im Auftrag des Bundesministers für
Gesundheit, Bonn, 1994
2. Bundeskriminalamt: Rauschgiftjahresbericht 1995, Wiesbaden 1995
3. Claus, Carsten in: Rabes, M. / Harm, W.: XTC und XXL, Ecstasy, Wirkungen,
Risiken, Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur, Rowohlt-Verlag:
Reinbek b. Hamburg 1997
4. Cousto, Hans.: Vom Urkult zum Kult, Werner Piepers Medienexperimente,
Nachtschattenverlag: Löhrbach 1995
5. DSM-3-R (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen)
6. Feist, Udo: Techno Trance Atlantic, Musik der Jugendkultur: Maschinenlärm
und Emotionalität in: Medien Praktisch, April / 1996
7. Fromm, Erich: Die Kunst des Liebens, Frankfurt/M.; Berlin: Ullstein
1993
8. Grube, Lennart, eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, Dortmund,
17.02.1997
9. Hurrelmann, Klaus in: Magzin für die Polizei, 26/1996
10. Koch, P. in: Walder, Patrick und Anz, Phillip, Techno, S.101 -
105, Ricco-Bilger-Verlag: Zürich 1995
11. Kuhlmann, Thomas, eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, Dortmund,
17.02.1997
12. Kuhlmann, Thomas in: Jugendhilfe 6 / 96, Luchterhand-Verlag: Neuwied
1996
13. Klappenbach, R. und Malige, H. (Hrsg.), Wörterbuch der deutschen
Gegenwartssprache, Akademie-Verlag: Berlin 1974
14. Krollpfeiffer, Katrin, Auf der Suche nach ekstatischer Erfahrung:
Erfahrungen mit Ecstasy, Verlag für Wissenschaft und Bildung: Berlin
1995
15. Knodel, H. und Bayrhuber, H. (Hrsg.), Linder-Biologie, Carl Ernst
Poeschel-Verlag: Stuttgart 1983
16. Lohmann, Horst, eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, Dortmund,
17.02.1997
17. Loviscach, Peter in Zusammenarbeit mit Lutz, Roland, Soziale Arbeit
im Arbeitsfeld Sucht. Eine Einführung, Lambertus-Verlag: Freiburg
im Breisgau 1996
18. Märtens, Peter in: Rabes, M. und Harm, W., XTC und XXL, Ecstasy,
Wirkungen, Risiken, Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur,
Rowohlt-Verlag: Reinbek b. Hamburg 1997
19. Mc Ready, John: A - Z of Techno in:The Face, Heft 12, S.56
20. Nowoczyn, Klaus in: Walder, Patrick und Anz Phillip, Techno, Ricco-Bilger-Verlag:
Zürich 1995
21. Poelke, T.: MDMA - Droge oder Medikament? In: Westfälisches
Ärzteblatt, August / 1995, S.16 - 19
22. Rabes, Manfred in: Rabes, M. und Harm, W., XTC und XXL, Ecstasy,
Wirkungen, Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur, Rowohlt-Verlag:
Reinbek b. Hamburg 1997
23. Richard, B.: Eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, Dortmund,
17.02.1997
24. Rufer, Marc: Glückspillen, Ecstasy, Prozac und das Comeback
der Psychopharmaka, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf.: München
1995
25. Saunders, Nicholas: Ecstasy, Ricco-Bilger-Verlag: Zürich 1994
26. Schmidtbauer, Wolfgang und Scheidt, Jürgen vom: Handbuch der
Rauschdrogen, Fischer-Verlag: Frankfurt/M. 1984
27. Schroers, Artur: Ecstasy, Ein Ratgeber zur Droge MDMA, hrsg. von
der INDRO Münster, 1996
8. Scheerer, H.: Special: Sucht, RoRoRo-Verlag: Reinbek b. Hamburg
1995
29. Spohr, Birgit: Techno, Party, Drogen - Psychologische Aspekte und
therapeutische Erfahrungen mit einer neuen Jugendkultur in: Partner - Magazin
Juni / Juli 1995, S.7 - 13
30. Thomasius, Rainer in Rabes, M. und Harm, W., XTC und XXL, Ecstasy,
Wirkungen, Risiken, Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur, Rowohlt-Verlag:
Reinbek b. Hamburg 1997
31. Treichler, Jürgen: Medienkampagne zur Suchtprävention
in Zürich in: Suchtprävention in Europa, S.109 - !30: Geesthacht
1995
32. Walder, Patrick in: Ecstasy: Prävention des Mißbrauchs,
Dokumentation der Fachtagung vom 23. Und 24. Februar 1995, S.29 - 37: Geesthacht
1995
33. Wardle, P., MDMA („Ecstasy") - Gefährliche Droge oder Psychotherapeutikum
in: Nervenarzt, Nr.65, S.802 - 805, 1994
34. Weigle, Constanze und Rippchen, A., MDMA - Die psychoaktive Substanz
für Therapie, Ritual und Rekreation, Werner Piepers Medienexperimente,
Nachtschattenverlag: Löhrbach 1992
35. Wilkens, Wilfried: Designerdrogen - Eine Himmelfahrt zur Hölle?
Deutscher Ring / Jugend hilft Jugend: Hamburg 1995
36. Wirth, Nadja: Diplomarbeit an der Fachhochschule Dortmund, 1996
Tageszeitungen und Zeitschriften
1. BILD, 18.01.1997, S.2, „Ecstasy - So gefährlich ist die Wochenenddroge"
2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 07.07.1994, S. 5, Spiegel, H.
3. Highlife, Februar 1997, S. 38-40, „Die Raving - Society auf dem
Weg in die schöne neue Welt?", Eisele, Christiane
4. Ruhr-Nachrichten, 21.02.1997, S.4, „Ecstasy-Pillen: Vier mußten
in die Klinik", Becker, Uwe
5. Stadtzeitung PRINZ, September 1994, S.30-32
6. Tageszeitung, 25.11.1994, S.8
7. Tageszeitung, 24./25.06.1995, S.12
8. Tempo, September 1994, S. 19-28, „Diese flackernde Licht in der
Seele, das sie Ecstasy nennen", Weissenbacher, Robert
9. TV-NEU, 16.04.1996, S.6, „Ecstasy - Wie gefährdet sind
unsere Kinder?"
10. DIE WELT, 22.08.1996, S.13, „Russisches Roulette mit 'Asterix'",
Bettge, Ulla
[<<zurück nach oben>>]